Am gestrigen Abend bin ich zeitig ins Bett gegangen, da mich meine Gedanken sonst aufgefressen hätten und ich heute aber einen klaren Kopf haben wollte. Ungewohnt früh steige ich aus dem Bett und mache mir Frühstück, nebenbei fahre ich meinen Laptop hoch, um ein letztes Mal unseren Song Korrektur zu Hören, wobei ich wahrscheinlich wie bei den letzten Malen nichts ändern, sondern einfach nur mega erleichtert sein werde. Dann kommt das Teil in einen Umschlag und wird an das Label geschickt, damit es auch ja nicht die Frist verfehlt. Ich bin jetzt schon unendlich nervös aufgrund der bevorstehenden Reaktion und ob ich ein Jobangebot bekomme oder nicht, oder vielleicht wird unser Song sogar ein Chartstürmer und bringt uns beiden richtig Kohle. In Gedanken versunken knabbere ich an einem Toast, das mir aus der Hand fällt, als mein Handy auf dem Tisch vibriert. Natürlich ist es auf die beschmierte Seite gefallen. Grummelnd entsperre ich mein Handy und lese die empfangene Nachricht.Chloe: Ich muss dich sehen. Hast du heute Zeit?
Sofort wird mir warm ums Herz, obwohl es zurzeit irgendwie komisch zwischen uns ist. Ich fühle mich immer noch schlecht, weil ich sie so ungerecht behandelt habe, obwohl sie keinerlei Erinnerungen daran hat und mir kommt es so vor, als hätte Chloe mir gestern nicht das gesagt, was sie wirklich auf dem Herzen hatte.
Chloe: Triff mich 18Uhr im Park, Ost-Eingang am Kirschbaum?! Bitte?
Meine Zweifel von vor ein paar Sekunden sind nun verschwunden, sie hat sich nicht vor jetzt sofort oder in ein paar Stunden mit mir zu treffen, sondern erst heute Abend, wenn ich hier zu Hause alles erledigt habe und noch Zeit habe bevor ich zur Arbeit muss.
Beca: Ich werde da sein.
Nachdem ich all das abgehakt habe, was auf meiner to-do-Liste stand, begebe ich mich auf den Weg zum Park. Es ist noch hell, weswegen ich Chloe nicht übersehen kann, wie sie dort auf der Parkbank sitzt und auf mich wartet. Ihre feuerroten Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und gleichem dem Farbton des kurzbevorstehenden Sonnenuntergangs. Als sie in meine Richtung sieht, springt sie sofort auf und kommt mir entgegen.
„Schön, dass du gekommen bist.“, sagt sie während wir uns zur Begrüßung umarmen, „Also, wenn du Lust hast, ich habe ein Picknick vorbereitet.“
Bevor ich antworten konnte, hat sie schon meine Hand geschnappt und zieht mich ein Stückchen weiter und hinter einen Baum, wo sie eine Decke ausgebreitet, Kerzen, Getränke und Essen platziert, sowie jeweils eine weitere Decke für jeden von uns bereit gelegt hat.„Das passt hier vielleicht jetzt nicht so hin, aber es würde mir sehr helfen, wenn du mir erzählen könntest, was Donnerstag passiert ist.“, bittet sie mich, wobei ich sofort erkenne wie wichtig ihr die Sache ist und das es sie fertig macht nicht zu wissen was los war.
„Also, wir sind vom Arzt auf dem Weg nach Hause gewesen und ja, ich war ziemlich mies zu dir und ich hab dir nicht gesagt wieso. Dann wurdest du immer schneller und als du das begriffen hast, hast du eine Vollbremsung hingelegt und unser Hintermann ist uns aufgefahren, wodurch du dir den Kopf am Lenkrad gestoßen hast.“Kurze Zeit schweigt sie und scheint das Gehörte zu verarbeiten, nach einer Weile fragt sie jedoch: „Warum warst du denn mies zu mir?“
Ihre Augen funkeln nicht vor Freude, sondern Traurigkeit, als würde sie am liebsten gar nicht hören was der Grund war. Ich würde es ihr auch lieber ersparen.
„Du hast dich den Tag über so verhalten als wären wir ein Paar und ich kann dir ehrlich nicht sagen warum, vielleicht durch den Schlafmangel und der Tatsache, dass ich immer alle die mir etwas bedeuten vor den Kopf stoße, auf jeden Fall hatte ich Angst davor und habe mich sozusagen zum Schutz so blöd benommen. Es tut mir leid.“
Ich atme erleichtert aus, weil ich Chloe nun endlich reinen Wein eingeschenkt habe, nun bin ich jedoch gespannt auf ihre Reaktion, schließlich habe ich ihr nicht gerade etwas Erfreuliches offenbart.
„Mir tut es leid, Beca. Ich wollte dich nie zu etwas drängen was du nicht willst.“, kommt es von ihr.
Da ich nicht weiß was ich sagen soll, um die Situation zu retten, oder es nicht so stehen zu lassen, wie es eigentlich gar nicht gemeint war, sage ich einfach lieber nichts. So mache ich es nicht schlimmer und lüge auch nicht, indem ich ihr irgendetwas vormache, besser wird es nur leider auch nicht. Ich bin mir über meine Gefühle nicht im Klaren und weiß deshalb auch nicht, ob ich es so gemeint habe oder nicht, auf jeden Fall steht außer Frage, dass Chloe genau das denkt, was man in meine Aussage hinein interpretieren konnte, und zwar, dass ich nicht mit ihr zusammen sein möchte. Mit den richtigen Worten und auch Handlungen hatte ich es eben noch nie, Schweigen ist da eher mein Ding. Anfangs wirkt Chloe noch betrübt, doch dann scheint sie sich gefangen zu haben und lächelt auch wieder, während wir gemeinsam picknicken und zu plaudern beginnen.
„Ich sollte nun gehen.“, sagt sie nach einer Weile, als sie aufsteht und schon einiges einpackt, „Es hat mich gefreut, dass du gekommen bist.“
„Warte, ich helfe dir.“
Zusammen verstauen wir alles, wonach Chloe schnell die Flucht ergreift und mich nicht einmal mit einer Umarmung verabschiedet.Zu Hause liege ich auf der Couch, der Fernseher läuft, doch ich höre nicht hin, alles was ich tue ist die Decke anzustarren und immer wenn ich meine Augen leicht schließe, meine ich ihre roten Haare zu sehen. Wahrscheinlich leide ich immer noch an Schlafmangel und halluziniere bereits. Ständig wandern meine Gedanken zu dem Rotschopf, zu ihrem traurigem Blick und dem schnellen Abgang. Auch wenn sie sich darum bemüht hat es so aussehen zu lassen als wäre alles okay, wird mir jetzt bewusst, dass es ganz und gar nicht der Fall war. Sie hat gelächelt um die Tränen zurück zu halten und mit mir gelacht um zu verschweigen wie gerne sie jetzt einfach weglaufen würde, weg von mir, weil ich sie verletzt habe und auch noch so dumm bin und es erst jetzt merke. Gerade die kühle, untypische Verabschiedung hätte es mir klar machen müssen. Ich rolle von der Couch und mache mich auf den Weg zu ihr, wobei ich nur hoffen kann, dass sie wirklich zu Hause ist.
Ich klingle, doch niemand macht auf, also benutze ich den Schlüssel um hinein zu gehen. Ich sehe mich um und rufe einige Male ihren Namen, aber ich bekomme immer noch keine Antwort. Da das hier aber mein bisher einziger Anhaltspunkt für den Aufenthalt des Rotschopfes ist, suche ich weiter und gehe hoch. Beim Treppensteigen nehme ich bereits Geräusche wahr, es hört sich nach Musik an, weswegen ich den Tönen folge. Als ich vor einer Tür zum Stehen komme, überlege ich um welches Zimmer es sich handelt und versuche mich an den ersten Tag und die Führung zu erinnern. Es fällt mir nicht ein, daher entscheide ich mich dafür anzuklopfen. Nichts geschieht. Die Musik ist wahrscheinlich zu laut, sodass sie es nicht hören konnte, also öffne ich vorsichtig die Tür.
„Chloe?“
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Stets zu Diensten (gxg)
FanfictionBeca ist ihrem Traum so nah wie noch nie, nur fehlt ihr das nötige Kleingeld um umziehen zu können. Ein Nebenjob soll das ändern...und er ändert nicht nur das, sondern noch einiges mehr in Beca's Leben. Nicht meine Geschichte