40. Crazy in Lov3"

563 23 0
                                    

Sonntagabend bin ich zu Hause angekommen und sofort halb tot ins Bett gefallen und eingeschlafen. Ich war froh darüber, ansonsten hätte ich wohl kein Auge zugemacht, weil ich darüber nachgedacht hätte wie es wäre, wenn ich mich anders beziehungsweise überhaupt entschieden hätte. Vielleicht habe ich einfach zu viel Angst. Angst davor falsche Entscheidungen zu treffen, oder zu versagen. Ich kann meinen Vater schon förmlich hören wie er „Ich habs dir ja gesagt, aber du wolltest nicht hören. Das hast du nun davon.“ zu mir sagt und noch enttäuschter von mir ist. Möglicherweise habe ich auch Angst davor, dass irgendetwas zwischen Chloe und mir dann nicht mehr funktionieren würde und ich den wichtigsten Menschen in meinem Leben verliere und dadurch auch die Lust an L.A. Egal wie man es dreht ich bin ein Schisser und sollte mich endlich für das entscheiden was ich mein ganzes Leben lang schon möchte. 

Nun ja, Sonntagabend habe ich nicht darüber nachgedacht, dafür aber die folgenden Tage, immer und immer wieder, wobei es mir die ständigen Absagen der Labels, bei denen ich mich beworben habe, nicht einfacher gemacht haben. 
Meine Tage verliefen immer ähnlich. Ich kroch irgendwann aus dem Bett, hauptsächlich nur weil ich Hunger und Durst bekam oder auf die Toilette musste, um mich dann auf die Couch zu legen, Filme zu schauen, meine enttäuschenden Mails zu lesen und ein bisschen mit Mashups zu spielen. Die einzigen Tage an denen ich mich richtig fertig gemacht habe, waren die Tage an denen ich arbeiten musste oder bei Emily vorbei geschaut habe. Selbst Jesse habe ich ein-, zweimal getroffen um einen Grund zu haben die Wohnung zu verlassen. 
Chloe ist sehr beschäftigt, sie muss sich einleben, und –arbeiten, weswegen sie kaum Zeit für mich hat. Meist bekomme ich morgens und abends nur eine kurze Nachricht, somit bin ich umso glücklicher, wenn sie die Zeit findet um mit mir zu telefonieren oder sogar zu skypen. Die Tage vergehen nicht und gerade wenn ich bei den Beales putze, denke ich ununterbrochen an sie. Manchmal gehe ich in ihr Zimmer und lege mich in ihr Bett was noch nach ihr riecht, wenn auch nur schwach. Vor kurzem habe ich mir den einzigen Pulli, den ich in ihrem Schrank gefunden habe, gemopst, in dem ich nun jeden Abend schlafen gehe. 
Vier Wochen später ist immer noch alles so wie an den ersten Tagen, es hat sich nichts geändert und ich habe mich nicht daran gewöhnt. Doch ich zähle die Tage bis ich meine Freundin endlich wiedersehe. In einer Woche ist es soweit und ich habe mir die letzte Woche schon die Zeit damit vertrieben einen Song für sie zu schreiben, nur wollte es nicht so recht funktionieren. Emily liegt das Schreiben eben eher als mir und ich möchte sie nicht fragen, ob sie mir hilft, also wird das ganze Projekt wohl eher scheitern. 

Heute sind die Regionals des Acapella, daher fahre ich bei Emilys Eltern mit zu der Halle in der der Wettbewerb stattfindet. Zum Glück habe ich Emily als Freundin, ansonsten wäre ich in meiner Wohnung womöglich schon verkümmert, ich weiß gar nicht wie ich es ausgehalten habe bevor ich Chloe kannte. 
Wir sitzen ziemlich weit vorne und somit in Emilys Blickfeld. Nach einer Weile kommt ein Mann der Security und bittet die Frau neben mir den Platz zu räumen.
„Entschuldigen Sie Madame, hier ist reserviert.“
„Huch? Seit wann kann man sich hier denn Plätze reservieren und wieso wird es dann nicht ausgeschildert?“, fragt die ältere Frau entsetzt und leicht erzürnt, da sie und ihre Familie nun neue zusammenhängende Sitze suchen müssen.
„Mit genug Geld kann man heutzutage alles reservieren.  Normalerweise ist es gekennzeichnet.“, meint er und bückt sich dann, wobei er ein gefaltetes Kärtchen hochholt auf dem mit großen Buchstaben „reserviert“ steht. Das Kärtchen wird wieder aufgestellt und die Familie macht sich seufzend vom Acker. Ich kuschle mich wieder in meinen Sitz und warte gespannt darauf, dass es losgeht. 

Es wird dunkel, nur die Bühne ist beleuchtet und die Moderatoren beginnen die Show einzuleiten. Ich war die letzten Minuten so vertieft, dass ich nicht bemerkt habe wie die Reservierung neben mir Platz genommen hat. Unauffällig schiele ich zur Seite und versuche in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Es ist eine Frau mit roten Haaren. Warte…rote Haare? Jetzt wage ich einen auffälligen Blick, mit dem Risiko eine total fremde Frau anzustarren. Ich glaube einen Herzinfarkt zu haben, als ich in ihr Gesicht sehe. All meine Gesichtszüge entgleiten und ich meine zu träumen, das kann einfach nicht wahr sein, ich halluziniere. Doch diese Frau würde ich auch in totaler Dunkelheit erkennen, es muss wahr sein. 
„Ch-Chloe?“, stammle ich und spüre wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. 
„Überraschung.“, meint sie und breitet ihre Arme aus, in die ich sogleich falle, „Ich dachte schon du würdest mich gar nicht mehr mitbekommen.“ Ihr Lachen zu hören ist so verdammt schön, wie einer meiner Lieblingssongs. Ich atme ihren vertrauten Duft ein und merke wie es mir von einer zur anderen Sekunde besser geht und ich mich wieder komplett fühle. 
„Was machst du schon hier?“, frage ich rein aus Neugier, nicht das es mich stören würde, dass sie schon da ist.
„Ich hab dich ausnahmsweise angelogen, um dich zu überraschen. Das Lehrermeeting ist nächstes Wochenende und nicht dieses.“, antwortet sie und versucht mich aus ihren Armen zu pflücken.
„Die Überraschung ist dir gelungen.“, entgegne ich und küsse ihre weichen Lippen, von denen ich schon fast vergessen hätte wie sie sich anfühlen, doch das macht es nun umso schöner. 
„Endlich geht es los.“, plappert Mrs Junk freudig, wobei ihre Stimmung umschwingt und sie mir leicht gegen die Schulter schlägt, „Beca, was machst du da? Aufpassen!“
„Entschuldigung.“, murmle ich verlegen, nachdem ich mich letztendlich doch von Chloe gelöst habe.
„Guten Abend, Mrs Junk, darf ich mich vorstellen? Chloe Beale.“, sagt der Rotschopf freundlich neben mir und reicht ihr die Hand. 
„Chloe Beale? Ex-Bella?“, hinterfragt sie grübelnd.
Chloe nickt breit lächelnd, wonach die beiden einen Händedruck austauschen.
„Jetzt heißt es aber Augen auf die Bühne richten.“, ermahnt sie uns, gerade in dem Moment als die erste Acapella Gruppe die Bühne betritt und das Publikum still schweigt. 

Stets zu Diensten (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt