Nachdem ich mich leicht abgetrocknet habe, zumindest an den erreichbaren Stellen, schnappt sich Chloe erneut die Kleidung und meine Hand.
„Komm. Du kannst dich im Bad umziehen und dann knüpfen wir uns den Arbeitsvertrag vor.“, sie rollt überheblich mit den blauen Augen, „Meine Mutter hat die Arbeit auf mich abgewälzt.“ Ich lasse mich von ihr ins Haus ziehen, wonach sich unsere Hände lösen und ich ihr wie in Trance hinterher laufe. Wie ein Hündchen seinem Herrchen, nur das ich nicht hechle, noch nicht. Als erstes marschieren wir durch eine Küche, in der Mrs Beale an der Theke steht und auf ein iPad herab schaut.
„Ist es okay, wenn ich Beca das Haus zeige?“, fragt sie ihre Mum.
Ohne herauf zu schauen, entgegnet sie uns ein: „Jaja, mach nur.“ Chloe schiebt mich in einen langen Flur und öffnet die nächste Tür rechts.
„Ich warte hier.“, sagt sie, lächelt mich unverschämt an und übergibt mir die Kleidung. Das einzige was ich zustande bekomme ist ein kurzes Nicken, wonach ich in dem überwältigenden Bad verschwinde und die Tür hinter mir schließe. Der Raum ist größer als meine ganze Wohnung und mit edlen Fliesen ausgelegt, die wahrscheinlich mehr wert sind als meine ganze Wohnung. Während ich meine nassen Sachen versuche von meinem Körper zu streifen, lasse ich meinen staunenden Blick weiter durch das Bad schweifen. In der Ecke steht eine große Wanne, in der sicherlich Platz für fünf ist und in der anderen Ecke befindet sich eine Dusche. Ich will gar nicht wissen wie viele von diesen ausgeschmückten Bädern hier noch in dem Haus sind. Vor allem wenn ich daran denke diese alle putzen zu müssen, vergeht mir die Lust. In wenigen Sekunden habe ich mich trocken gerieben und begutachte die Kleidung mit einem skeptischen Blick. Dunkelblaue Shorts, okay, aber was ist das? Ernsthaft ein Barden Bellas Top? Meine Vermutung bestätigt sich, als Chloe vor der Tür beginnt eine Melodie zu summen. Die Hose sitzt etwas zu locker und reicht mir auch weiter über die Beine als vorgesehen, da Chloe größer ist als ich. Das Top hingegen sitzt nahezu perfekt, da ich es gerne lässiger trage. Die Achseln sind weit ausgeschnitten, sodass mein BH zu sehen ist. Eindeutig Chloes Klamotten. Ich werfe einen letzten Blick in den Spiegel und beschließe nichts gegen das Wirrwarr auf meinem Kopf zu unternehmen. Bei dem Wetter werden meine Haare auch an der Luft trocknen und der vom-Winde-verweht-Look ist angesagt oder? Beim Öffnen der Tür wird das Summen lauter und Chloes Stimme erfüllt den Raum. Sie hat ihre Augen geschlossen und lehnt gedankenverloren an der Wand. So ungern ich sie auch unterbreche, räuspere ich mich um ihr zu verdeutlichen, dass ich fertig bin.
„Oh.“, kommt es aus dem Spalt zwischen ihren Lippen. Sie stellt sich aufrecht hin und mustert mich von unten bis oben. Ich merke wie ich immer kleiner werde und verunsichert an mir herunter schaue.
„Du siehst toll aus.“, sagt sie letztendlich und nimmt mir etwas meiner Unsicherheit.
Ich nuschle ein „Danke.“ vor mich hin, aber meine Stimme wird fester als ich frage: „Du warst eine Bella?“
Stolz legt sie ihre rechte Hand aufs Herz und sagt: „Bis zum letzten Augenblick.“
„Ich lerne hier nur Leute kennen, die entweder in einer Acapella Gruppe waren, sind oder beitreten wollen.“, entgegne ich augenrollend, jedoch mit einem Grinsen im Mundwinkel.
„Barden ist eben berühmt berüchtigt für das Acapella Singen.“, ihr Lächeln wird immer breiter, „Aber es gibt auch genug Menschen in Atlanta, die in keiner Gruppe waren, sind oder sein werden. Ich war eine Bella und werde es nie bereuen.“Chloe ist dabei uns beiden ein Wasser einzuschenken, als ich meine Tasche herein hole und mir die Kopfhörer wieder um den Hals lege. Noch einmal dürfte ich heute nicht baden gehen. Das Kabel bleibt am Stuhl hängen, als ich diesen zurück ziehe um mich zu setzen. Es wird aus meinem Handy gerissen, wo ich es nur Herzschläge zuvor eingesteckt hatte. Laut ertönt die Musik eines Mash-ups, eines meiner ersten, das gerade lief. Ich muss wohl aus Gewohnheit den Player gestartet haben.
>>This time, baby, I’ll be bulletproof. I’m bulletproof, nothing to lose fire aw-<<
Endlich habe ich es geschafft die “Pause”-Taste zu drücken und die Musik somit verstummen zu lassen.
„Was war das?“, fragt Chloe. Sehe ich da etwa wieder dieses Funkeln und die Begeisterung in ihren Augen?
„Nur ein Mashups.“, antworte ich und setze mich dieses Mal erfolgreich, ohne Vorkommnisse, hin.
„Titanium und Bulletproof. Mach’s wieder an!”, drängt sie mich. Da ich zögere beginnt sie ihre Unterlippe vorzuschieben und macht den Hundeblick. Ihre Augen werden immer größer. Seufzend übergebe ich ihr die Kopfhörer, die sie sich rasch auf die Ohren setzt und mich erwartungsvoll mit immer noch großen Augen ansieht. Ich drücke auf „Start“ und warte ihre Reaktion ab.
>> -fire away. Ricochet, you take your aim fire away, fire away. You shoot me down but I won’t fall I’m titanium!<<
Zeitgleich tönt La Roux’s Part: >>I’ll be bulletproof. This time, baby, I’ll be bulletproof. <<
Chloe umfasst die Kopfhörermuscheln mit ihren Händen und bewegt ihren Kopf sachte im Takt. Wortlos formen sich ihre Lippen, als würde sie mitsingen. Wir sehen uns an.
„Das ist klasse, Becs. Titanium war mein Collegesong.“, schreit sie aufgrund der Tatsache, dass sie die Kopfhörer noch auf den Ohren hat. Daraufhin schenke ich ihr ein Lächeln, hauptsächlich weil sie gerade so süß ist und sie meinen Spitznamen verwendet hat. Ich schaue auf mein Handy. Der Song ist vorbei, Chloe macht jedoch keine Anstalten das Hören zu beenden. Den nächsten Song lasse ich nur kurz laufen, bevor ich die Musik erneut stoppe und ihr vorsichtig die Kopfhörer abnehme. Einige Haarsträhnen stehen ab, weswegen ich ohne Nachzudenken über ihren Kopf streiche um diese zu glätten. Sie scheint nichts dagegen zu haben. Dann lehne ich mich zurück und wieder beginnt der Austausch von Blicken, der oft nur meinetwegen unterbrochen wird. Ich neige dazu wegzuschauen, wenn mir die Blicke zu intensiv werden. Das macht mich nervös und verunsichert mich.
„Hast du noch mehr davon?“, fragt sie aufgeregt.
„Etliche.“, meine ich, wobei mir die Gala in den Kopf schießt und ich den Stick aus meiner Tasche krame. Ich lege ihn auf den Tisch vor dem Rotschopf ab. „Da kannst du mal rein hören, am besten mit deinen Eltern, wegen dieser Gala. Deine Mutter hat angedeutet, dass ihr noch einen DJ braucht.“ Strahlend nickt sie.
„Es wäre super, wenn du dabei sein könntest, dann wäre ich nicht so allein. Du musst wissen, bei der Gala erscheinen fast nur Leute so in dem Alter 40+“ Ihre Augenbrauen bewegen sich in einer Welle.
„Dann kannst du ja ein gutes Wort für mich einlegen.“, zwinkere ich.
„Darauf kannst du dich verlassen.“, meint sie und holt einen Haufen Zettel hervor, den sie auf den Tisch knallt. „Erledigen wir die Arbeit.“
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Stets zu Diensten (gxg)
FanfictionBeca ist ihrem Traum so nah wie noch nie, nur fehlt ihr das nötige Kleingeld um umziehen zu können. Ein Nebenjob soll das ändern...und er ändert nicht nur das, sondern noch einiges mehr in Beca's Leben. Nicht meine Geschichte