Sekunden später spuckt die Hintertür des Hauses einen Feuerball auf mich. Eine junge Frau mit feuerroten Haaren, die sich bis über die Schultern locken, stolziert auf Mrs Beale zu und reicht ihr ein Bündel Schlüssel. Mit aller Ruhe löst die Haushälterin einen dieser Schlüssel davon und hält ihn mir hin.
„Was ist? Wollen Sie nicht?“, fragt sie. Ich erwische mich dabei, wie ich Chloe gedankenverloren anstarre. Von ihren Haaren, über die klaren blauen Augen, die mich zu fesseln scheinen, bis zu ihrem Lächeln. Ein Lächeln das Kriege beenden könnte und mich wie einen Idioten dastehen lässt.
„Eh..doch. Ich..tut mir leid.“, stottere ich und empfange den Schlüssel. Verlegen fahre ich mir durch die Haare und schaue für einen Augenblick woanders hin, weg von ihr.
„Wir sehen uns am Montag, 10 Uhr. Dann erledigen wir den Schreibkram und so weiter.“ Sie macht einen abwertenden Wink mit ihrer Hand. „Das ist übrigens der Schlüssel für das Eingangstor“, sie zeigt auf den Schlüssel in meiner Hand, „den Rest bekommen Sie auch Montag. Vergessen Sie Florencia nicht.“ Ich schaue zur Veranda, wo Flo sitzt und zu uns herüber sieht. Ich glaube sie ahnt was hier vorgeht.
„Mutter, willst du uns denn gar nicht bekannt machen?“, fragt Chloe und wippt leicht mit ihren Füßen auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Mrs Beale macht vor Schreck einen Satz. Sie muss vergessen haben, dass Chloe die ganze Zeit beinahe neben ihr gestanden hat.
„Natürlich, wie unhöflich von mir.“ Sie schiebt Chloe vorsichtig näher zu mir.
„Das ist Rebecca Mitchell, unsere neue Putzkraft.“, sagt sie, indem sie ihren Arm nach mir austreckt um meine Schulter zu tätscheln.
„Beca“, flüstere ich in Chloe’s Richtung und vernehme einen mitleidigen Blick von ihr.
„Ich weiß“, haucht sie zurück. Ihre Augen sprühen Funken, meine hingegen Fragezeichen. Woher weiß sie meinen Namen und wozu möchte sie vorgestellt werden, wenn sie es doch weiß?
„Und das, liebe Rebecca, ist meine Tochter Chloe.“ Mrs Beale hält nun von uns beiden jeweils die Schulter und atmet lautstark aus. „Ach ist das ein schöner Tag heute.“ Diese Aussage lassen wir kommentarlos in der Luft schweben. Ich nicke und Chloe lächelt. Ist es überhaupt möglich, dass sie einmal nicht lächelt? Diese Stille ist mir unangenehm, weswegen ich meine: „Also, ich geh dann mal.“ Eine Kopfbewegung in Richtung Veranda reicht aus um ihnen zu verdeutlichen was ich meine. Ich mache mich zum Gehen bereit, als ich zurück gehalten werde.
„Danach dürfen Sie gehen. Chloe wird Sie begleiten.“, sie wirft ihr einen befehlenden Blick zu, sie hat zu gehorchen. „Ich freue mich Sie bei uns zu haben. Bis Montag“, endet sie mit einem abschließenden Händeschütteln. Ihr Mann muss sich in der Zwischenzeit in Luft aufgelöst haben, denn der Stuhl ist leer und ich habe nicht bemerkt wie er gegangen ist. Naja, ich bin ziemlich froh gerade nicht seinen schuldgefühlauslösenden Blicken ausgesetzt zu sein.
„Ich freue mich auch, bis dann.“, entgegne ich ihr und gehe zur Veranda.Flo ist aufgestanden und kommt auf mich zu.
„Ich habe alles gehört, so wie sie geschrien hat.“ Sie rollt mit den Augen. Emotionslos sagt sie weiterhin: „Glückwunsch. Jetzt wird mein Bruder wieder versuchen mich zu verkaufen.“ Damit verabschiedet sie sich und macht sich auf den Weg nach Hause. Ich stehe wie angewurzelt da und verarbeite die eben abgelaufene Szene. Die Menschen hier verwirren mich. Warum ist Flo nicht früher gegangen, wenn sie Mrs Beale anfangs gehört hat? Konzentriere dich einfach darauf, dass du den Job hast, rede ich mir ein. Die anderen wirst du nicht wieder sehen und du brauchst das Geld dringend. Auch ich drehe mich zum Gehen um, als Chloe direkt vor mir steht und ich fast in sie hinein renne. Zentimeter vor ihr komme ich gerade so zum Stehen und halte instinktiv die Luft an.
„Hey, schon vergessen, dass ich dich begleiten soll? Du siehst etwas blass aus, alles okay?“ Ihr Grinsen schwindet und wird zu einem besorgten Gesichtsausdruck. Schnell versuche ich die Lage zu retten und ihr das Lächeln zurück zu zaubern.
„Mir geht’s gut.“. Ich zwinge mich dazu freundlich zu gucken und meine Aussage somit glaubhaft wirken zu lassen. „Wollen wir?“, frage ich und mache den ersten Schritt auf dem Weg zum Eingangstor und somit nach Hause.Der Rückweg war unspektakulär. Chloe und ich schwiegen uns die meiste Zeit über an. Ich wusste nicht so recht was ich sagen sollte. Im Augenwinkel habe ich jedoch stetig ihr Lächeln sehen können und habe es nun, zu Hause angekommen, immer noch vor Augen, als wäre es in meine Iris eingebrannt. Heute ist Samstag, das heißt ich sehe sie vermutlich in nicht einmal zwei Tagen wieder. Ich sollte meinen Kopf lieber frei bekommen, da ich in etwa einer Stunde in dem Club zu sein habe um meine Musik zu spielen. Meist werde ich nur an Wochenenden oder zu bestimmten Partys und Anlässen gebucht, doch jeden Samstag spiele ich in diesem Club und das möchte ich mir nicht versauen indem ich unpünktlich bin. Zu dem brauche ich das Geld. Im nächsten Jahr muss es endlich klappen. Ich möchte unbedingt nach L.A. ziehen um dort meine Musik weiterzuentwickeln und mit etwas Glück sogar selbst zum Musik produzieren komme. Aber im Moment sitze ich hier fest, in einer kleinen Wohnung und spiele mit Mashups. Demnächst werde ich aber mehr Geld machen können, da ich die Stelle bei Familie Beale bekommen habe. Ich werde nervös wenn ich auch nur daran denke. Mrs und Mr Beale haben vier Kinder, das heißt neben Chloe existieren also noch drei so hübsche, faszinierende Geschöpfe? Und dieses Haus, es ist so groß und prachtvoll und ich bin solch ein Tollpatsch und vor allem winzig. Es würde mich nicht wundern, wenn ich am ersten Tag eine der wertvollsten Vasen zerdeppere und stets mit einem Hocker in der Hand herum laufen muss, damit ich überhaupt auf den Schränken und Regalen putzen kann. Deprimierend. Fix hopse ich unter die Dusche und esse danach noch ein Sandwich bevor ich mir meine Ausrüstung schnappe und meine Wohnung verlasse.
Am Mischpult verging die Zeit wie im Flug, ich war voll in meinem Element und genoss es die Menschenmenge vor mir zu meiner Musik tanzen zu sehen. Trotzdem war ich mehr als froh nach Stunden der Arbeit endlich in mein Bett fallen zu können um zu schlafen und von dem zauberhaften Rotschopf zu träumen.
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Stets zu Diensten (gxg)
FanfictionBeca ist ihrem Traum so nah wie noch nie, nur fehlt ihr das nötige Kleingeld um umziehen zu können. Ein Nebenjob soll das ändern...und er ändert nicht nur das, sondern noch einiges mehr in Beca's Leben. Nicht meine Geschichte