„Beca!!! Beeilen Sie sich doch bitte etwas!“, fleht die Haushälterin mich an, „Hier ist so viel liegen geblieben während Sie verhindert waren, mein Mann wird ausflippen und ich muss gleich los zum Pilates.“
Ihre Stimmlage ist ungewöhnlich hoch und sie tigert die ganze Zeit hektisch durch das Haus, wobei sie eher alles noch schlimmer macht, anstatt besser. Sie sollte mich lieber in Ruhe arbeiten lassen, diese Hektik bereitet einem ja Kopfschmerzen und zum Arbeiten komme ich auch nicht.
„So, ich muss los! Räumen Sie bloß noch die Küche auf, bevor mein Mann kommt.“, sagt sie zwischen zwei Atemzügen und ist schon halb aus der Tür verschwunden, als sie ruft: „Überarbeiten Sie sich nicht, Sie müssen sich noch schonen.“
Von Schonung hat der Arzt nichts mehr gesagt und aufgrund der Tatsache, dass mir morgen die Fäden gezogen werden, dachte ich es wäre eine gute Idee arbeiten zu gehen. Je öfter ich hier arbeiten gehe, umso näher komme ich meinem Traum, Schritt für Schritt, Tag für Tag. Im Moment sehe ich das anders, diese stressige Aura, die von Mrs Beale ausgeht und der Fakt, dass ich mit Mr Beale den Tag verbringen werde, lassen mich wünschen zu Hause zu sein und mich wirklich noch zu schonen, mit einer Tasse Kakao vor dem Fernseher. Anscheinend ist das hier zu viel Arbeit für den ersten Tag nach dem Vorfall und Mrs Beale widerspricht sich selbst.Die Küche sieht aus, als wäre seitdem ich das letzte Mal hier war, wirklich gar nichts mehr aufgeräumt, abgewaschen oder geputzt worden, eine wahre Katastrophe, die ich aber Gott sei Dank innerhalb von über einer Stunde größtenteils beseitigt habe, als Mr Beale herein schneit.
„Ms Mitchell.“, er hebt seinen Hut in einer begrüßenden Geste und schaut sich dann den Tresen an.
„Hier sind Sie aber noch nicht fertig.“, stellt er mit kritischem Blick fest.
„Das stimmt, ich bin noch dabei.“, entgegne ich ihm und wringe den Lappen aus.
„Dann legen Sie mal einen Zahn zu, die Bäder und Zimmer machen sich nicht von alleine, oder meinen Sie ich soll das nach dem Arbeiten noch erledigen?!“
Forsch sieht er mich an, schmeißt seinen Hut und Mantel auf den Küchentisch und verlässt dann den Raum.
Schnell stelle ich die nächste Maschine Geschirr an, poliere die Gläser, räume alles was sonst noch so herum steht in die Schränke und wische zum Schluss noch einmal überall drüber. Nachdem ich Mr Beales Kleidungsstücke an den Haken gehangen und den Boden gewischt habe, wollte ich mich gerade auf den Weg in das erste Bad machen, als der Haushälter mit Scout an den Hacken klebend wieder auftaucht.
„Immer noch nicht fertig, was?“, meint er und stellt seine Kaffeetasse auf dem Tresen ab.
„Doch, ich wollte jetzt das Bad machen.“, antworte ich und in dem Augenblick, in dem ich mich umdrehe, schubst er absichtlich seine Tasse um, sodass das braune Getränk über die frisch gesäuberte Platte läuft und daran auf den Boden herunter tropft.
„Scout, sieht es hier für dich fertig geputzt und sauber aus?“, fragt er seinen Sohn und wirft mir einen provokanten Blick zu. Ich stehe einfach nur schockiert und unfähig etwas darauf zu sagen, da und sehe mir das Schauspiel an. Den Stiel des Wischmobs halte ich fest in der Hand und vergrabe meine Nägel darin, um meine aufkochende Wut herunter zu spielen. Kein Wunder, dass es hier so aussieht, wenn er meint alles sofort und mit Absicht wieder dreckig machen zu müssen oder es liegt einfach an mir.
„Nein, Sir! Da ist noch Kaffee auf der Arbeitsplatte und dem Fußboden. Mission nicht erfüllt, Soldatin Mitchell.“, ruft Scout und hält sich dabei seine ausgestreckte Hand an die Stirn, wie ein Soldat eben.
„Hol doch bitte einen frischen Eimer Wasser.“
Er tätschelt seinem Sohn die Schulter, wonach dieser nickt und mir den Eimer abnimmt.
„Sie können schon anfangen.“, ermahnt er mich und zeigt auf den braunen Fluss aus Kaffee. Es ist beinahe schade um das teure Gesöff das die Beales immer trinken und er verschüttet es einfach so, nur um mich zu ärgern.
Die Küchenrolle saugt sich blitzschnell voll, ich versuche mich nur darauf zu konzentrieren wie sich das Weiß dunkel färbt und ignoriere den fiesen Gesichtsausdruck des Haushälters. Scout kommt zurück und überreicht seinem Vater den Eimer Wasser.
„Das kann man sich ja nicht mit ansehen.“, er schüttelt mit dem Kopf, „Jetzt mache ich hier ordentlich sauber.“
Er hebt den Eimer und lässt den gesamten Inhalt mit Wucht über den Tresen schießen, wobei mich das Wasser nicht auslässt und mich total durchnässt. Ich bekomme eine Gänsehaut und beginne zu zittern, weil es so kalt ist und ich überhaupt nicht mit so etwas gerechnet hätte. Die halbe Küche schwimmt und Mr Beale lacht kurz auf bevor er erneut den Raum verlässt und mich mit der Sauerei alleine lässt. Scout ist zum Glück schon vorher verschwunden, sodass er diese Pein nicht mit ansehen konnte, auch wenn ich nur zu gerne gewusst hätte, wie er reagiert hätte. Hätte er gelacht oder sich für mich eingesetzt? Ich weiß es nicht.
Frierend und mit an mir klebenden Klamotten stehe ich da, schaue auf den nassen Fußboden, der jetzt zwar sauber, aber nicht trocken ist. Mich überkommt ein Gefühl der Schwäche, so ein Gefühl, als würde ich nicht mehr lange auf meinen Beinen stehen können und mein Kopf, der pocht wie verrückt, sodass ich am liebsten auf den Boden sinken würde und meine Verzweiflung und Erniedrigung mit meinen Händen zu bedecken. Ermüdet stütze ich mich am Tresen ab und lasse meinen Kopf hängen.
„Beca?“
Ihre Stimme ist schwach und klingt überrascht und entsetzt zugleich. Ich sehe zu ihr auf und muss wirklich mit mir ringen, um jetzt keine Träne in meinem Augenwinkel herunter kullern zu lassen. Es wäre sein Triumph, wenn ich jetzt weinen würde, also stark bleiben, Beca.
„Was ist denn hier passiert?“, fragt sie während sie vorsichtig große Schritte auf mich zu macht.
„Ehm ja, ich bin ein Tollpatsch, mir ist der Eimer umgefallen.“, druckse ich herum, „Aber eine gute Sache hat es, jetzt ist alles sauber.“ Ich versuche zu lachen, wobei ich an mir herunter schaue und bemerke, dass ich ja eine weiße Bluse trage, die nun durchsichtig ist und sich an meinen Bauch schmiegt. Chloe folgt meinem Blick wonach sich ein Lächeln auf ihre Lippen schleicht und ich verlegen meine Arme vor mir verschränke.
„Ach komm, das habe ich doch alles schon gesehen, Mitchell.“ Sie stößt mich leicht mit ihrem Ellenbogen an.
„Aber mal etwas anderes, darfst du überhaupt schon wieder arbeiten?“, fragt sie besorgt.
„Ja klar, mir geht’s gut.“, meine ich schulterzuckend.
„Ich helfe dir trotzdem und dann bekommst du etwas Trockenes zum Anziehen.“ Ich nicke und frage mich ob Chloe verwundert darüber gewesen wäre, wenn ich ihr die Wahrheit erzählt hätte. Hätte sie mir überhaupt Glauben geschenkt? Anscheinend hat sie mir meine Lüge ja problemlos abgekauft und sieht mich wirklich als Tollpatsch an, nicht das ich keiner wäre, aber naja ich weiß auch nicht, eigentlich bin ich froh, dass sie es mir abgekauft hat und ich hoffentlich diesbezüglich keine weiteren Schwierigkeiten mit ihrem Vater bekommen werde.Zu zweit geht es eindeutig schneller und so haben wir innerhalb kürzester Zeit wenigstens die Küche trocken und blitzblank, sodass Chloe losläuft um Wechselkleidung zu holen und ich vor dem Badezimmer auf sie warte. Der Gedanke daran schon wieder Chloe Klamotten in Beschlag nehmen zu müssen, gefällt mir zwar nicht, jedoch ist es besser als sich eine Erkältung zu holen oder weiterhin so durchsichtig zu arbeiten oder gar durch die Stadt zu laufen.
„Hier, probier das an.“, sie hält mir eine Bluse und eine schwarze Jeans hin, „Meine Mutter hat dir Arbeitskleidung gekauft, also wundere dich nicht.“ Sie grinst schief und schiebt mich dann ins Bad.Sie steht nur wenige Zentimeter von mir entfernt und schaut an mir herunter. Langsam beginnt sie meine Bluse zu öffnen, für jeden Knopf lässt sie sich extra viel Zeit und lässt gelegentlich einen Finger über meine kalte Haut streichen. Hochkonzentriert wandern ihre Augen über meinen Oberkörper, als würde sie mich mit ihren Blicken berühren. Gerade als sie mir den Stoff von den Schultern schieben wollte, ruft Mr Beale lautstark nach ihr.
„Entschuldige mich.“, haucht sie mir entgegen, lässt ein letztes Mal ihre Hand über meinen Bauch fahren und verlässt dann das Bad um ihren Vater aufzusuchen. Schwer atmend werde ich zurück gelassen.Mrs Beale hat wirklich ein gutes Auge, wieder einmal passen die Sachen perfekt und es fühlt sich großartig an, endlich trocken zu sein und nicht mehr wegen des eiskalten Wassers frieren zu müssen. Ab jetzt kann ich so tun, als wäre nie etwas passiert und in Ruhe noch einige Bäder putzen, bevor ich Feierabend habe.
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Stets zu Diensten (gxg)
FanfictionBeca ist ihrem Traum so nah wie noch nie, nur fehlt ihr das nötige Kleingeld um umziehen zu können. Ein Nebenjob soll das ändern...und er ändert nicht nur das, sondern noch einiges mehr in Beca's Leben. Nicht meine Geschichte