Wenige Sekunden später beantwortet Emily, aufgeregt wie immer, den Anruf. Ich beiße genüsslich von der Pizza ab, lecker wie immer.
„Beca, erzähl mir alles, einfach alles. Ich höre dir auch zu, ohne dich zu unterbrechen. Versprochen.“, meint das Mädchen am anderen Ende der Leitung.
Immer noch kauend sage ich: „Indianer Ehrenwort?“ Ich glaube nicht, dass sie es schafft nicht dazwischen zu reden, dafür kenne ich sie zu gut. Ich weiß genau, dass sie jetzt gerade auf der Couch auf- und abwippt und heftig mit dem Kopf nickt, wobei sie einen unschuldigen Blick aufsetzt. Ich kann ihr komischerweise nie böse sein.
„Großes Indianer Ehrenwort.“, kommt es von ihr wie aus der Pistole geschossen. Ich schlucke ein Stück Pizza herunter und beginne meinen Tagesablauf zu schildern. Gespannt hört Emily zu. Einige Male entfleucht ihr ein „oh“ oder „wow“, doch ihre Fragen hält sie zu meiner Überraschung erfolgreich zurück, zumindest bis ich Chloe’s Namen erwähne.
„Chloe Beale?“, fragt sie erschrocken, „die Chloe Beale? Tochter von Elisabeth Beale?“ Ihre zunehmende Begeisterung kriecht mir durch den Hörer ins Ohr und setzt in mir ein Karussell der Verwirrung in Bewegung. Sie scheint die Familie zu kennen, doch woher?
„Du kennst sie?“, ist das einzige was ich verwundert über die Lippen bringe. Eine Salami rutscht von dem Stück Pizza und landet auf dem Boden, da ich es in meiner Abwesenheit schräg gehalten habe. Fluchend schmeiße ich die Salamischeibe in den Pappkarton. Emily ignoriert mich.
„Natürlich kenne ich die beiden. Jeder der sich für Theater und Musik interessiert, kennt Elisabeth. Und Chloe war die Co-Leiterin der Barden Bellas. Oh mein Gott du arbeitest für so beeindruckende, bewundernswerte Menschen. Ich bin neidisch, Beca.“, plappert Emily los und seufzt deutlich hörbar.
„Du meinst Mrs Beale ist Theaterdarstellerin?“, frage ich.
„Und was für eine! Sag mir nicht, dass du sie nicht kennst oder noch nie eines ihrer Stücke besucht hast.“ Ich höre die Empörung in ihrer Stimme, da sie genau weiß, dass ich niemand bin der ins Theater geht. „Hast du nicht.“, sagt sie nach einer kurzen Pause. Ich muss grinsen, Emily kennt mich auch sehr gut.
„Nein, habe ich nicht, aber ich wusste, dass sie mir bekannt vorkommt.“, entgegne ich.
„Na das ist immerhin etwas. Um einen Theaterbesuch kommst du jetzt aber nicht mehr drum herum.“, witzelt sie. Verflucht. Widersprechen ist zwecklos.
„Du, Beca?“, fragt sie schüchtern.
„Jaa?“, meine ich mit vollem Mund.
„Ich würde Chloe so gerne kennen lernen.“
„Und was genau erwartest du jetzt von mir?“, frage ich, obwohl ich mir die Antwort denken kann.
„Nimm mich mit. Das wäre klasse.“, sagt sie enthusiastisch und versucht mich damit erneut weich zu schlagen.
„Em, das geht nicht. Ich kann nicht einfach meine Freunde mit zur Arbeit bringen.“, meine ich zwischen zwei Bissen. Ich sehe ihr enttäuschtes Gesicht regelrecht vor mir. Dabei ist sie annähernd so gut wie Chloe mit ihrem Dackelblick. Durch die herrschende Stille ahne ich Böses und werde in meiner Vermutung kurze Zeit später bestätigt.
„Aber du kannst Freunde mit zu mir auf Arbeit bringen.“, schlägt sie schelmisch vor, „Lade sie auf einen Kaffee ein. Das kannst du dir jetzt doch sicherlich leisten.“ Sie fleht mich an: „Bitte Beca.“ Nach der Aktion heute wäre es doch eine Frechheit sie auf einen Kaffee einzuladen, vor allem weil sie davon zu Hause wahrscheinlich tonnenweise bekommen kann. So viel sie will, wann sie will.
„Warum willst du sie denn unbedingt kennen lernen?“, frage ich leicht genervt und hoffe auf ein baldiges Ende dieses Themas. Emily kann wirklich Nerv tötend und äußerst ehrgeizig sein. Wenn sie etwas will, dann bekommt sie es auch in den meisten Fällen.
„Sie hat so viel Acapella Erfahrungen und ich brauche ihre Tipps und Tricks um eine gute Bella zu sein. Vielleicht kann sie mich auf die Audition vorbereiten oder mir sogar einen Platz sichern. Sie hat bestimmt noch Kontakt zu den Mädels, vor allem zu der Leiterin der Bellas, naja damaligen Leiterin. Die beiden sind beste Freundinnen und so ein gutes Team. Ich wünschte ich hätte die letzten Jahre über schon dazu gehören können.“ Zum Ende hin macht sich erneut Enttäuschung in ihrer Stimmfarbe breit. Das Mädchen weiß wie sie, die harte, sonst so kaltherzige Beca Mitchell weich geklopft bekommt. Ich seufze.
„Ich werde sie fragen, aber versprechen kann ich dir gar nichts.“, gebe ich letztendlich bekannt und bekomme als Gegenzug ein lautes, aufgeregtes Quieken zu hören, gefolgt von tausend Mal „Danke Beca“.
„Em, wie sieht ihre beste Freundin aus?“, frage ich unsicher. Ich vermute groß, schlank und blond.
„Google Aubrey Posen oder einfach die Barden Bellas, da findest du etliche Bilder und Videos von Auftritten. Die sind so cool. Aubrey ist die blonde Frontsängerin, hauptsächlich in Begleitung von Chloe. Du wirst sie erkennen.“ Emilys Auskunft ist umfangreich und lässt mich darauf schließen, dass ich dieser Aubrey heute begegnet bin. Nur das verrate ich Emily nicht, ansonsten verlangt sie noch, dass ich beide einlade und das ist doppelt so schlimm wie Chloe zu fragen. Ich bedanke mich, wonach wir uns verabschieden, weil Emily zur Arbeit muss und meine Pizza langsam kalt wird.Den restlichen Nachmittag verbringe ich mit Mashups und Tv shows, um mich zu beschäftigen und von der peinlichen Szene heute abzulenken. Ich komme einfach nicht darüber hinweg. Ich mache mir viel zu viele Gedanken in der Hinsicht darauf wie Chloe mich nun sehen wird. Fühlt sie sich geschmeichelt oder doch eher angewidert? Ich vergrabe mein Gesicht in einem Kissen auf der Couch. Was mache ich mich so verrückt? Möglicherweise hat die Blonde gar nichts verraten, weil ich so schnell verschwunden war. Oder sie fühlten sich nur in ihrem Image und Ego bestätigt. Angesehen werden bedeutet entweder, dass man attraktiv und sexy oder abschreckend und schräg ist. Bei Chloe und auch bei Aubrey trifft eindeutig Fall Nummer 1 zu. Meine Gedanken werden von dem Schellen meiner Klingel unterbrochen. Wer kann das sein, frage ich mich, während ich stöhnend aufstehe und mich zur Tür aufmache. Ohne durch den Spion zu sehen, öffne ich die Tür und kann nicht glauben wer dort vor mir steht. Vor meiner Wohnungstür.
„Ein Vögelchen hat mir zugezwitschert, dass dir gefallen hat was du gesehen hast.“
Sie zwinkert mir zu und befeuchtet ihre Lippen, indem sie mit ihrer Zunge darüber fährt.
Dann öffnet sie langsam ihren Trenchcoat
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Stets zu Diensten (gxg)
FanfictionBeca ist ihrem Traum so nah wie noch nie, nur fehlt ihr das nötige Kleingeld um umziehen zu können. Ein Nebenjob soll das ändern...und er ändert nicht nur das, sondern noch einiges mehr in Beca's Leben. Nicht meine Geschichte