13. Home Sweet Home

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Mittwoch darf ich endlich nach Hause, mit der Anweisung den Rest der Woche noch langsam angehen zu lassen und nicht zu arbeiten. Erst als der Doc mir das aufgetragen hat, schoss mir Mrs Beale in den Kopf, wodurch ich Kopfschmerzen bekam. Auf dem Heimweg hole ich mir meine Medikamente, hauptsächlich Schmerzmittel und Salbe für die Wunden, ab. Meine Ausrüstung bringt Detektiv Allen glücklicherweise später zu mir nach Hause, damit ich mich damit nicht abrackern muss. Das Zeug ist wirklich schwer. Ich freue mich schon auf die Zeiten in denen nicht ich den Kram schleppen muss, sondern ich Leute habe, die ich dafür bezahle es für mich zu tun. So wie Mrs Beale mich dafür bezahlt für sie zu putzen. Montag sollte ich arbeiten und ich bin nicht erschienen, ich habe mich nicht einmal abgemeldet. Jetzt bin ich hundertprozentig gefeuert. Ich reibe mir leicht die Schläfen während ich die Treppen zu meinem Apartment hochkrieche. Die Gala ist in zwei Tagen und ich konnte noch nichts dafür tun, geschweige denn weiß ich nicht einmal ob ich es durchhalte stundenlang am Pult zu stehen, in dem engen Kleid, dass sicherlich auf die Wunde drücken wird. Abgesehen davon werde ich auch nicht scharf aussehen, da ich immer noch den Verband um meinen Kopf tragen muss, damit die Platzwunde abheilen kann. Verdammt. Chloe wird sich den Abend nicht mit mir sehen lassen. 

Als ich die Tür öffne, sehe ich einen Zettel auf dem Fußboden liegen, den jemand unter der Tür hindurch geschoben haben muss. Vorsichtig beuge ich mich hinunter um ihn aufzuheben. Vorsicht hin oder her, Schmerzen habe ich so oder so. Ich drehe ihn um und beginne die fein säuberliche Mädchenschrift zu lesen.

Hey Becs,
ich hoffe du hast einen guten Grund dafür meine Mutter sitzen zu lassen. Viel mehr hoffe ich aber, dass ich nicht der Grund dafür bin. 
Melde dich bitte. Wir machen uns Sorgen. 

In Liebe 
Chloe

Chloe war wieder hier und hat also nach mir gesehen. Komischerweise wird mir warm ums Herz als ich an Mrs Beale denke, die vergleichsweise fast wie eine Mutter für mich ist. Und Chloe hat „wir“ geschrieben, das heißt auch sie macht sich Sorgen. Ich lese den Zettel noch einige Male während ich in das Wohnzimmer gehe, das Telefon mit einer Hand schnappe und mich dann auf die Couch gleiten lasse. Ich fange leicht zu zittern an, bei dem Gedanken meiner Arbeitgeberin zu erzählen, weswegen ich gefehlt habe. Trotzdem wähle ich ihre Nummer und warte. 
„Beale?“, sagt eine tiefe Männerstimme, die mir bekannt vorkommt.
„Keith?“, frage ich. Ich bete zu Gott, dass es Keith ist und nicht Mr Beale.
„Hey Beca.“, entgegnet er mir freudig, „Was gibt’s?“ 
„Kann ich deine Mutter sprechen?“ Ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter und hoffe, dass ich sie nicht sprechen kann, auch wenn sie es erfahren muss. Meine Knie beginnen zu schlottern bei dem Gedanken daran gefeuert zu werden.
„Nein, tut mir leid. Da musst du es später nochmal versuchen. Oder soll ich ihr etwas ausrichten?“, fragt er immer noch freundlich. Vielleicht bin ich doch nicht gefeuert? Oder Keith weiß einfach nichts davon, schließlich ist er nicht jeden Tag zu Hause. Er hat ein eigenes Haus und führt dort hauptsächlich seinen Job aus.
„Schon gut, ich versuch’s später nochmal. Danke dir.“, bringe ich hervor. Ich bin etwas angefressen, da ich nun erneut diese Prozedur durchstehen muss. Ich konnte es noch nie leiden Menschen anzurufen um irgendetwas zu klären. Dann wählt man aufgeregt die Nummer, kann es nicht abwarten während es klingelt und stottert sich etwas zu recht, wenn der Andere letztendlich abnimmt. Ich will gerade auflegen, als Keith meint: „Ist mein Schwesterherz schon bei dir?“
„Was?“, platzt es ungehalten aus mir heraus. Keith, am anderen Ende, lacht nur. 
„Das deute ich als Nein.“, kichert er, „dann halte dich bereit, es wird nicht mehr lange dauern.“ 
Dann legt er auf. Das ist doch wohl ein schlechter Scherz. Ich bin gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden, ich sehe aus wie ein Wrack, so kann ich doch Chloe nicht begegnen. In meine Gedanken vertieft, drücke ich mich von der Couch ab und lande auf dem Boden, weil ich die Schusswunde unglücklich gequetscht habe. Schwer atmend und mit geschlossenen Augen liege ich da, atme den Schmerz hinaus. Einen Herzschlag später klingelt es. In meinem Gehirn überschlagen sich die Schimpfwörter und nur schwerfällig schaffe ich es aufzustehen und zur Tür zu gehen. Diesmal schaue ich sicherheitshalber durch den Spion und erkenne zu meiner Erleichterung Detektiv Allen und nicht Chloe. Meine Stirn liegt immer noch in Falten als ich die Tür öffne.
Sein Lächeln schwindet als er mich sieht.
„Geht’s Ihnen gut?“, fragt er besorgt und mustert mich von oben bis unten. Ich nicke und kneife meine Augen zusammen. Ich sollte gleich zu den Tabletten greifen, das ist ja nicht auszuhalten, denke ich mir. Detektiv Allen tritt ein und stellt meine Ausrüstung gegenüber im Flur ab. 
„Danke“, presse ich zwischen den Zähnen hervor. 
„Soll ich den Notarzt rufen?“ 
„Nein!“, schreie ich beinahe. „Nein, schon gut. Ich lege mich gleich hin, dann geht’s schon.“, meine ich und mache eine leichtfällige Geste mit der Hand. Er nickt ernst und verabschiedet sich.  Ich schließe die Tür und lasse mich dagegen sinken. Ich verziehe mein Gesicht schon wieder vor Schmerz, da ich mit der Platzwunde gegen das Holz der Tür gekommen bin. Ich fluche auf dem Weg zurück ins Wohnzimmer. Ich halte inne als ich Stimmen im Aufgang höre. Die tiefere Stimme ist mit Sicherheit Detektiv Allen‘s und die weibliche? Chloe’s.
Stöhnend fahre ich mir durch die Haare, damit sie nicht aussehen wie ein totes Tier und schleife mich zur Tür. In dem Moment klingelt es. Ich schaue durch den Spion und sehe Chloe wie sie ungeduldig ihre Hände faltet und wahrscheinlich hofft, dass endlich jemand zu Hause ist und ihr auf macht. Ihre Augen haben das Funkeln verloren und schauen leer im Aufgang umher. Dieses Umfeld ist sie nicht gewohnt. Hier ist es schäbig, alt, dreckig und vor allem gefährlich. Nichts davon entspricht einem Ort an dem sich Chloe Beale aufhalten sollte, weswegen ich einfach die Tür öffne um sie aus diesem beängstigenden Flur, in meinen etwas weniger angsteinflößenden, zu holen. 
Ihre Augen leuchten auf, als sie auf meine treffen und ein Lächeln zeichnet sich auf ihren Mundwinkeln ab. 
„Beca.“, sagt sie nach Luft schnappend, wonach ihr Lächeln versiegt und sie mit leicht offenem Mund da steht und mich ansieht.

Stets zu Diensten (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt