Kapitel 39

246 17 0
                                    

Stöhnend erhebe ich mich, schaue den Experten abwartend an und frage: ,,Was soll ich mir anschauen?" Um meinen Worten noch eine bestimmte Note zu geben, ziehe ich meine Augenbraue hoch. Er hebt die Hand, als Zeichen, dass ich schnell warten soll, doch ich denke nicht daran. ,,Was ist denn los, dass du schnaufend hier stehst, statt deine Untersuchungen fortzuführen?" ,,Jaja, warten Sie einen Moment Miss..." Nun steht Felix auf und legt eine Hand beruhigend auf meinen Rücken. Er streichelt ihn. Das habe ich jetzt gebraucht. Ich hasse es, wenn Leute herein stürmen mit angeblich wichtigen Informationen, aber erst später mit ihnen herausrücken.

Nach kurzem Warten rückt er endlich mit den Informationen heraus: ,,Wie sie wissen, führe ich noch immer Untersuchungen durch, ob in Shisha's Villa noch mehr Gefangene sind. Alle zweifelten daran, doch ich fand heute einen Geheimgang. In ihm riecht es nach Verwesung, doch ich konnte Stimmen hören, vielleicht von drei bis vier Personen. Allerdings konnte ich sie nicht befreien, ich weiß nicht wo der Schlüssel ist und stark genug die Tür aufzubrechen bin ich auch nicht..." ,,Nun gut mein Lieber, ich bitte dich, führe mich zu dieser Tür", murmele ich. Mira und Collin stellen sich hinter mich und laut verkünden sie: ,,Wir kommen mit!" Auch Felix gesellt sich zu ihnen. Dankbar lächele ich sie an. Zuerst belle ich aber noch ein: ,,Die Versammlung ist beendet", und dann gehen wir zu fünft los.

Beim Anwesen führt uns der Experte, Fillipe wie ich erfahren hab, zielstrebig die mir bereits bekannte Treppe hinunter. Kur vor meiner 'Zelle' biegt er ab, in ein anderes Zimmer und was sehe ich? Eine Folterkammer. Wow... Fillipe schiebt ein schweres Regal beiseite und Colin hilft ihm. Kaum ist dies getan, strömt einem schon der heftige Geruch von Verwesung entgegen. Wir betreten den geheimen Gang und nach zehn Metern höre ich ein schwaches Geflüster mehrerer Personen. Es scheint als würden sie in der letzen Zelle gefangen sein und extrem schwach sein. Eine dieser leisen Stimmen kommt mir verdammt bekannt vor...

Felix versucht die Tür zu öffnen und die Stimmen verstummen. Blöderweise schafft er es nicht, die Tür ist zu schwer. Collin eilt ihm zu Hilfe, doch auch zu zweit schaffen sie es nicht. Mira und ich blicken uns an, stellen uns zu der Tür und zusammen treten wir mit gesamter Kraft gegen die Tür. Diese schwingt schwungvoll nach innen auf, da sie der Wucht von vier Tritten nicht standhalten kann. Zum Vorschein kommen drei dunkle Gestalten. Durch die geöffnete Tür fällt etwas Licht in die Zelle und man kann deutlich sehen, wie abgemagert und schmutzig sie sind. Ich betrete die Zelle und greife dem ersten unter die Arme, um ihm aufzuhelfen und zu stützen. Felix und Collin machen mir nach und Mira hilft Fillipe nach Leichen oder weiteres zu suchen. Zu sechst versuchen wir irgendwie die Treppe hoch zu gehen und nach längerer Zeit haben wir dies geschafft. 

In diesem neuen Licht können wir mehr erkennen und die Gestalten besser sehen. Es sind drei Jungs und sie alle kommen mir irgendwie bekannt vor. Und dann schaue ich in sein Gesicht. Tränen wollen aus meinen Augen austreten und ich gewähre es ihnen. Wie sich das anhört, als ob ich das vollkommen kontrollieren könnte. Mein Schluchzen zieht die Blicke auf sich, Felix geht hastig auf mich zu und umarmt mich, aber ich blicke weiterhin den jungen Mann vor mir an. Dann murmle ich seinen Namen: ,,Jayjay..."

Die Blicke der Anwesenden werden noch größer und ich reiße mich von Felix los, ehe ich meinen Jayden umarme und ganz nebenbei auch noch umwerfe, ups? Ich weine und weine und halte ihn einfach nur fest. Jayden scheint die Situation noch nicht wirklich erfassen zu können und Felix zieht mich sanft von ihm Weg. Er schaut mich an und flüstert mir ins Ohr: ,,Überfordere sie nicht. Lass sie uns mit zu dir nehmen und dort erstmal pflegen. Also Mira, Collin und ich, du ruhst dich selbst erstmal aus und dann sehen wir weiter, okay?" Leicht nicke ich. Mein toter Bruder liegt da vor mir, lebend. Okay, halbwegs lebend. Die anderen beiden Jungs stehen an der Wand und auch deren Namen kommen mir wieder in den Sinn. Marco und Alejandro. Die besten Freunde von Jayden. Meinem Jayden. Ich höre Mira die Treppe hoch kommen, anscheinend hat Collin sie gerufen, während die Erkenntnis in mir durchsickerte. Leicht deute ich zu der Tür und Felix versteht, er nickt und ich begebe mich vor in das Auto.

Nachdem die Jungs die drei in das Auto verfrachtet haben, fahren wir zu mir. Bald muss ich wieder zu Miranda und Dad, um ihnen alles zu erzählen und die Situation vielleicht aufzulockern. Doch zuerst muss ich mich ausruhen, da hat mein Flusspferd recht. Das war ein langer und harter Tag. Mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen ist: Bald habe ich dich wieder Jayjay.

Mysterious GangleaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt