6 - Neue Schule, neues Glück?
Heute war Montag. Mein erster Schultag und wenn ich sagte ich hatte Schiss, war das eine maßlose Untertreibung. Ich wollte, dass es diesmal anders sein würde, als auf meiner letzten Schule, denn dort war es grauenvoll. Ich war der totale Außenseiter und wurde von anderen im besten Falle ignoriert. Den anderen Fall erwähn ich lieber nicht! Kleiner Tipp: Bücher runter schmeißen, Spind-kombination ändern usw.
Ich war schon um halb sechs Uhr morgens hell wach und rannte hin und her wie ein wildes Huhn. Es war noch relativ dunkel, aber für Mai eigentlich recht warm, also holte ich eine helle Röhrenjeans und ein schwarzes T-Shirt aus dem fast leeren Schrank. Jenna hatte mir vorgestern einfach mal so 50$ in die Hand gedrückt und gesagt, ich solle ihn auffüllen. Das nenne ich Leben.
Ich war froh, dass die anderen noch schliefen, also konnte ich beruhigt duschen, denn sie hatten für das Badezimmer keinen Schlüssel mehr, weil er verloren gegangen ist. Super, nicht?
Auf dem Weg zur Dusche straffte ich meinen Schlafanzug ab und schaltete das warme Wasser an. Es gab keinen anderen Weg, schöner geweckt zu werden, als mit einer dampfenden Dusche.
Nachdem ich mir meine Haare in einen Turban gewickelt hatte und im Flur nachgesehen hatte, ob auch wirklich niemand da war, rannte ich im Handtuch so schnell es mit meinen Sachen ging zurück in mein Zimmer. Schnell schloss ich die Tür hinter mir, drehte den Schlüssel um und trocknete meine Haare etwas mit dem Handtuch.
Bis sie ungefähr trocken waren, war es schon halb Sieben. Ich wühlte durch den Haufen auf meinem Bett, aber ich fand nur den Slip… Scheiße, nein!
Ich wollte gerade zur Tür -und es war mir gerade egal, dass ich ‚leicht bekleidet‘ war-, als es klopfte. „Joyce? Du hast was verloren.“, hörte ich Quinn von der anderen Seite der Tür. Nein, nicht echt jetzt, oder?! Mit Schwung riss ich sie auf und sah, wie er breit grinste. Mir stieg die Röte ins Gesicht, als ich den schwarzen BH mit den weißen Skeletthänden darauf sah. Oh Gott, wie peinlich!
Quinn ließ ihn direkt vor meinem Gesicht baumeln und ich riss ihn mit einem bösen Funkeln aus der Hand. „Schick.“, lächelte er sein typisch freches Grinsen. Ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu, was eigentlich nicht sehr nett war, aber für meinen Geschmack hatte er schon zu viel gesehen. Von draußen hörte ich Quinns Lachen und ich starrte die Tür böse an. Der Tag fing ja schon wundervoll an!Fertig angezogen ging ich runter in die Küche, wo Jenna schon Frühstück bereit gestellt hatte. „Danke.“, murmelte ich und ließ mich auf dem Barhocker nieder. Ich verdrückte widerwillig das Marmeladenbrot, als auch ein paar Minuten die die anderen die Treppe runter kamen. Absichtlich wich ich Quinns amüsiertem Blick aus und aß einfach weiter. Schon schlimm genug, dass er wusste, welche Unterwäsche ich trug!
Als ich endlich fertig war, zog ich mir meine schwarzen Sneakers an und holte meine Umhängetasche von oben. „Kommst du?“, fragte mich Quinn und irgendwie hatte ich das Bedürfnis, ihm dieses Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Ich folgte ihm zur Garage ohne Widerrede, denn er hatte mich letztens mehr oder weniger erpresst, mit ihm zu fahren, weil er mir sonst beleidigt wäre oder was auch immer. Quinn gab mir seinen Helm, weil Jason seinen ja selbst brauchte. Es war mir zwar nicht so ganz recht, dass er meinetwegen darauf verzichtete, aber er ließ sich ja nicht überreden. Wenn man von Quinn Caldren etwas behaupten konnte, dann, dass er verdammt stur war.Bis wir auf dem Parkplatz der Schule waren, war viel zu wenig Zeit vergangen. Ich schätze, nicht einmal fünf Minuten und ich wurde so nervös wie vorher, als mir erst wieder bewusst wurde, was mir jetzt bevor stand. Ich stieg ab, gab Quinn seinen Helm zurück und atmete einmal tief durch. „Nervös?“, lachte er und bockte sein Motorrad auf. Zögernd nickte ich und irgendwie konnte ich meinen Blick nicht von seinen Armen nehmen. Die Adern traten deutlich heraus und die goldenen Härchen glänzten in der Sonne. Dieser Junge war auf seine Weise einfach atemberaubend.
Als er sich zu mir umdrehte, schaute ich schnell weg und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass er die Stirn runzelte, aber sofort wieder eine neutrale Miene aufsetzte. „Brauchst du nicht zu sein. Ich bin mir sicher, dass du jemanden finden wirst, mit dem du dich gut verstehen wirst, aber bitte nicht jetzt schon einen Jungen. Cole, Jason und ich haben keine Lust, sie jetzt schon alle abzuwimmeln.“, lachte Quinn und seine blattgrünen Augen funkelten. „Als ob das nötig wäre.“, murmelte ich und folgte ihm Richtung Schulgebäude.
Boone High School, stand groß über der schweren Glastür, durch die massenhaft Schüler reingingen. Hilfesuchend sah ich zu Quinn, nur um zu sehen, dass er mich bereits anschaute. Ich spürte die Wärme schon in meinem Gesicht, bevor ich wegsehen konnte. Gott, hoffentlich hatte er nichts bemerkt! „Du packst das schon. Ich geh mit dir ins Sekretariat und dann holen wir deine Sachen, okay? Und ich geh mit dir zu deinem Klassenzimmer.“, fügte er hinzu und lächelte mich leicht an. Dieser Junge lächelte oder grinste wirklich immer! „Danke.“, lächelte ich zurück und sein leichtes Grinsen wurde noch breiter. Mit neuer Zuversicht betrat ich den Flur, an dessen Wände sich blau-graue Spinde befanden. Alle sahen zuerst zu Quinn und dann zu mir. War er hier sowas wie ein Zayn Malik oder wieso glotzten sie so?
Ich zog den Kopf ein bisschen ein und wich den meisten Blicken so gut wie möglich aus, aber es wurde noch schlimmer, als Quinn einfach so vor allen Leuten meine Hand nahm und mich an ihnen vorbei zog, als müsse er mich beschützen. Fast vergaß ich sogar das Kribbeln in meiner Hand, aber die Nervosität war größer. Er schleppte mich den Gang entlang, als hätte ich keine eigenen Beine. Vor einer hellen Tür blieb er so abrupt stehen, dass ich gegen seinen Rücken knallte und es war nicht gerade angenehm, denn er war ziemlich durchtrainiert. Er klopfte bevor er rein ging und irgendwie war ich leicht überfordert mit der ganzen Situation. Ich konnte mir nicht erklären, wieso.
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My Stepbrother's Best Friend ✔
Teen FictionAchtung! Enthält teilweise gewalttätige und sexuelle Szenen. Nachdem Joyce vom Jugendamt aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde, zieht sie zu einer vierköpfigen Familie plus dem besten Freund ihres Adoptivbruders. Joyce ist sofort klar, dass si...