10 - Special Chapter: Quinn's POV

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10 - Special Chapter: Quinn‘s POV

Ich quälte mich durch den Tag und hoffte so wie jeder aus der Oberstufe einfach nur so schnell wie möglich nach Hause zu können. Die letzte Stunde zog sich so unendlich lange hin, aber Mathe mit Mr. McAllen, da war nichts anderes zu erwarten. Als es endlich klingelte packte ich mein Zeug zusammen und ging nach draußen zum Parkplatz. Ich hielt Ausschau nach Joyce, aber hier war sie nicht. Wollte sie nicht in die Bibliothek? Mit schnellen Schritten ging ich wieder durch die Flure der Schule runter in den Keller. Ich schaute in jede Reihe, aber nirgends war sie zu sehen. Man, hatte ich ihr nicht gesagt, sie sollte warten? Etwas energischer ging ich nach oben und schaute bei ihrem Spind nach, in den Aufenthaltsräumen und, und, und, aber nichts, nada, niente!
Draußen auf dem Parkplatz angekommen zog ich mein Handy raus, um sie anzurufen, als das Nachrichtensymbol aufblinkte.

Hei Quinn,
ich weiß, ich sollte auf dich warten, aber Alex wollte mich unbedingt mitnehmen. Hoffe, es macht dir nichts aus.
J.

Och nö! Nicht schon wieder der! Ich konnte diesen Alex einfach nicht leiden, denn ich wusste, von welcher Sorte er war. Er war so ein typischer Aufreißer, rauchte, ließ sich jedes Wochenende volllaufen und hatte ein Mädchen nach der anderen. Der übliche Möchtegern-Bad Boy eben. Schnaubend steckte ich mein Handy wieder in die Hosentasche, zog mir meine Kapuzenjacke an und fuhr nach Hause. Okay, ich hatte kein Recht auf Joyce sauer zu sein, schließlich hätte ich ja bloß früher auf mein Handy schauen brauchen, aber auf Alex. Auf ihn war ich definitiv sauer. Wenn er meiner Kleinen wehtat, dann tat ich ihm weh. Innerlich schüttelte ich den Kopf über mich, denn auf sie hatte ich keinerlei Besitzansprüche. Was war nur los mit mir? Solche Sachen dachte ich schon seit Marleen nicht mehr und sie hatte ich wirklich geliebt. Um ehrlich zu sein liebte ich sie auch heute noch ein wenig, aber sie war der Meinung, dass wir uns auseinander gelebt hätten und hat nach zwei verdammten Jahren Beziehung Schluss gemacht.

Ich ließ die Schlüssel an meinem Mittelfinger baumeln und zog scharf die Luft ein, als ich ein Motorrad in unserer Einfahrt stehen sah. Bitte nicht, bitte nicht! Bitte, bitte nicht!, betete ich innerlich, aber als ich die Küche betrat und meine Schuhe auszog, sah ich ihn, wie er neben Joyce auf dem Barhocker saß. Alex Rodriguez, dieses Arschloch, saß neben ihr und lachte mit ihr, als würden sie sich schon seit Ewigkeiten kennen. Ich verdrehte die Augen und trat aus meinem kleinen Versteck namens Säule. „Hei.“, sagte ich lediglich und ließ mich neben Joyce auf den Hocker fallen. „Hast du meine Nachricht gekriegt?“, fragte sie mich und sah mich aus ihren unschuldigen Bambi-Augen an. Ich liebte ihre Augen; sie waren so tief, sodass man das Gefühl bekam, sie könnte bis in deine Seele blicken. Ich liebte es, wie sie sich verdunkelten, wenn sie verlegen wurde. Das fand ich irgendwie… süß.
„Ja, aber erst später.“, brummte ich und piekte mit der Gabel in den Käsespätzle herum, das mir Jenna vor die Nase gestellt hatte. Echt jetzt, meine Laune war im Keller und ich konnte mir nicht erklären wieso. Gut, ich wusste, dass ich diesen Kerl einfach nicht leiden konnte, aber mein Gott, es war ihre Sache, wen sie nach Hause schleppte und wenn ihr erst mal klar geworden ist, was für ein Arsch er ist, dann würde ich für sie da sein. „Gehen wir rauf?“, fragte Joyce Alex. Er nickte und als er sein Geschirr so wie sie schön brav wegräumte, hätte ich am liebsten Schleimer geschrien. „Ähm, aber könnte ihr bitte die Tür… offen lassen?“, stammelte Jenna und lachte schwach. „Wir arbeiten bloß an einem Projekt und glaub mir, ich bin hätte auch lieber einen anderen Partner als ihn.“, seufzte Joyce und pikte Alex mit den Ellbogen in die Seite. Mir ging es echt gegen den Strich, wie vertraut sie miteinander umgingen, wenn man bedenkt, dass sie sich erst seit gestern kannten, aber klar. Alex ließ ja nie was anbrennen!

Ich sah ihnen nur stumm hinterher, als sie die Treppe rauf gingen und kassierte dafür einen wissenden Blick von Jenna. Hä? Was? Hab ich was verpasst? „Ist irgendwas?“, fragte ich sie mit zusammengezogenen Augenbrauen. Sie trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab, nachdem sie die Theke sauber gemacht hatte. „Quinn, wie lange kennen wir uns schon?“, fragte sie mich und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass dieses Gespräch in eine Richtung lenkte, die ich überhaupt nicht mochte. „Seit… 14 Jahren?“, fragte ich skeptisch und verschränkte die Arme auf der kalten Marmorplatte. Jenna nickte leicht und lächelte ihr typisches aufmunterndes Lächeln, das mich meistens zum Reden brachte, aber was wollte sie den von mir hören? „Magst du sie?“, fragte sie mich, als sie anscheinend merkte, dass ich keinen Schimmer hatte, was sie von mir wollte. „Klar.“, antwortete ich achselzuckend. Ich wusste ganz genau, was sie genau mit dieser Frage meinte, aber ich wusste es ja selber nicht, okay?
Ich hatte keine Ahnung, was das zwischen Joyce und mir war. Wie gesagt war ich über Marleen noch nicht so ganz hinweg und außerdem hatte es sich zwischen uns komplett anders angefühlt, als mit Joyce. Nicht nur vom Aussehen her waren sie komplette Gegensätze, sondern auch vom Verhalten mehr. Bei Marleen hatte ich immer dieses warme Gefühl, wie wenn man auf einer Wiese picknickte und einem die Sonne ins Gesicht schien. Bei Joyce war das komplett anders. Als ich sie das erste Mal gesehen hatte, hatte ich Herzklopfen und wurde total nervös und unsicher, so wie jedes Mal, wenn ich mit ihr zusammen war. Achterbahn gegen Picknick.

Ich ging in mein Zimmer, um weiteren Fragen ausweichen zu können, hörte aber Joyces Gelächter bis zu mir rüber. Von wegen, sie arbeiteten an einem Projekt. Ich wollte gar nicht wissen, was die da drüben trieben! Ich steckte mir meine Kopfhörer ein, zog mein Shirt aus und meine Boxhandschuhe an. Wie ein irrer prügelte ich auf den Sandsack ein, aber das befreiende Gefühl, das ich sonst immer bekam, blieb aus. Ich hätte Wände um treten und diesen Alex den Hals umdrehen können!
Ich wurde von meinem Agro-Trip unterbrochen, als jemand wie wild gegen meine Tür hämmerte. Genervt nahm ich die Kopfhörer raus und riss sie mit Schwung auf. Cole stand mit zusammengezogenen Augenbrauen vor mir und musterte mich von oben bis unten. „Alter, was ist denn mit dir los?“, fragte er mich und drängte sich an mir vorbei. Ich musste wie ein Irrer aussehen. „Nichts. Hab nur trainiert. Willst du irgendwas?“, fragte ich, in der Hoffnung, dass mich wenigstens meine Stimme nicht verriet. „Was will dieser Penner bei Joyce im Zimmer?“, fragte er und deutete mit dem Daumen auf die Wand links von ihm. „Irgendein Projekt oder so.“, antwortete ich knapp und zog mir die schwarzen Lederboxhandschuhe aus. „Aha.“, kam es von Cole, während er sich wie immer auf meinem Bett breit machte. „Ja. Aha.“, murmelte ich kaum hörbar. „Hast du eigentlich mal wieder was von deinem Dad gehört?“, fragte er mich völlig überraschend. Wie in Zeitlupe drehte ich mich zu ihm um und sah ihn verwundert an. „Wie kommst du jetzt auf meinen Dad?“, fragte ich misstrauisch und ließ mich auf den Schreibtischstuhl fallen. Ich musste mir definitiv auch so ein Ding wie Joyces Hängematte zulegen. Dieses Teil war einfach nur der Hammer und ich vermisste es jetzt schon. Cole zuckte nur mit den Schultern und fuhr sich die wirren schwarzen Haare aus dem Gesicht.
„Weiß nicht. Ich dachte halt nur, weil wir bald unseren Abschluss in den Händen halten…“, fing er an. Er wusste ganz genau, dass er sich in diesem Thema bei mir auf Glatteis befand. „Meinst du, ob er mir geschrieben oder so hat?“, fragte ich mit einem Ist-das-dein-Ernst-Blick. Ich schnaubte verächtlich und grinste ironisch. „Du kennst ihn doch. Der meldet sich doch nur bei mir, wenn der Weltuntergang bevor steht. Obwohl, ich bezweifle, dass er selbst dann kommt.“, erklärte ich verärgert.
Wenn ich einmal Kinder hatte, dann würde ich sie nie so unter Druck setzen, so wie es mein Dad bei mir immer gemacht hat. Bei ihm gab es keine Widerrede, wenn es um seine kostbare Firma ging. Ihm war doch nur wichtig, ob sie einen Nachfolger hätte und er vor den Medien als perfekter Vater da stand.
Wieder zuckte Cole nur mit den Schultern und ging. Er kannte mich eben schon lange genug, um zu wissen, dass ich manchmal meine Zeit brauchte, um wieder runter zu kommen. Als ich Joyces und Alex Stimme im Gang hörte, steckte ich mir wieder sauer die Kopfhörer in die Ohren.

Hei Leute,
ich weiß, diese Kapi ist nicht wirklich gut, aber irgendwie find ich es schwerer mal aus Quinns Sicht zu schreiben, ouh man! Naja, ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen und danke für die vielen Votes und Reads :*

Eure S. :)

My Stepbrother's Best Friend ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt