30 - Special Chapter Quinns POV
Das Leben war schon merkwürdig. In einem Moment lag man noch im OP und im anderen lag dein Mädchen eng an dich gekuschelt in deinen Armen. Ich konnte nicht behaupten, dass ich nicht Luftsprünge machen könnte, als sie mir sagte, sie hätte nicht mit Alex geschlafen. Damals hätte ich ihm schon eine verpassen können, als ich erfuhr, dass sie ihm ihren ersten Kuss geschenkt hatte.
Selbst Minuten nach unserer Knutsch-Session musste ich noch warten, bis ich mich wieder abreagiert hatte. Sie hatte mich unglaublich angemacht; die Art, wie ihre Finger mein Gesicht berührt hatte und die Art, wie sie auf mir saß. Ich konnte zwar verstehen, dass sie noch warten wollte, aber ich war eben auch nur ein Kerl.
„Meine Mom war vorhin da.“, durchbrach sie die Stille und krallte sich in mein T-Shirt. „Sie hat mir ein… ein Angebot gemacht.“, fuhr sie zögernd fort. Irgendetwas sagte mir, dass mir das, was sie mir sagen wollte, mir gar nicht gefallen würde. „Was meinst du mit Angebot?“, hakte ich nach.
Wieder zögerte sie und die Stille machte mich langsam nervös. „Sie will, dass ich zu ihr ziehe.“, meinte sie und ich fuhr im Bett hoch, als wäre ich aus einem Alptraum erwacht. So ähnlich war es ja auch, bloß das dieser Alptraum Realität war. „Sie will was?“, fragte ich und sah sie verständnislos an. Ich wusste zwar, dass Joyce jedem verzeihen hätte können, aber Coleen hatte sie verbal so verletzt, dass ich sie beim besten Willen nicht verstehen konnte. Ich meine, solche Dinge wusste ich ja aus eigener Erfahrung, wie das mit Eltern war, die ständig von einem enttäuscht waren. Und ich wollte nicht, dass man meiner Joyce wehtat, denn das hatte ich selbst viel zu oft getan.
„Bloß für die Sommerferien!“, wollte sie mich beschwichtigen, aber das verfehlte seine Wirkung. „Aber das sind mehrere Wochen! So lange halte ich nicht ohne dich aus. Vor allem, wenn du über zwei Stunden entfernt bist.“, beklagte ich mich und drehte mich so, dass ich ihr gegenüber im Bett saß. „Bitte Quinn. Ich finde, sie hat eine zweite Chance verdient. Sie ist meine Mom.“, flüsterte sie flehentlich und griff nach meiner Hand. Ihre unschuldigen Reh-Augen funkelten mich traurig an und schon konnte ich ihr nicht mehr böse sein.
„Ja schon, aber- aber wie kannst du ihr nur so schnell verzeihen, nach allem was sie dir angetan hat? Ohne sie wäre das mit deinem Ex-Stiefvater gar nicht passiert.“, warf ich ein und schaute mich suchend im Zimmer um, als würden dort irgendwo die richtigen Worte stehen, nach denen ich so verzweifelt suchte.
So sanft, wie Joyce war, legte sie ihre kleinen kalten Hände an mein Gesicht und rückte näher an mich heran. Die Wunde an meiner Stirn begann schmerzvoll zu ziehen, als ich meinen Kopf ebenfalls etwas in ihre Richtung beugte. Ich wollte sie küssen, so sehr, wie ich sie stundenlang in meinen Armen halten wollte. „Auch wenn du das jetzt nicht nachvollziehen kannst, dann will ich wenigstens, dass du mich verstehst. Sie ist die letzte Familie, die ich noch habe.“, flüsterte sie und ließ ihre Finger hinunter zu meinem Hals fahren. Wollte sie mich jetzt vollends um den Verstand bringen?
Frauen.Ich hielt ihre Hände an Ort und Stelle fest, genauso wie ihren traurigen Blick. „Wir sind deine Familie. Wann verstehst du endlich, dass du nicht einfach nur in dieses Haus geholt worden bist, sondern in diese Familie.“, erklärte ich ihr so eindringlich wie nur irgend möglich. Sie blickte nach unten in ihren Schoß und ich wusste, dass meine Worte bei ihr angekommen waren. „Wir sind immer für dich da, verstehst du das?“, fügte ich flüsternd hinzu und zog Joyce an mich.
Ihre blonden Haare kitzelten meinen Kiefer, als sie die Umarmung erwiderte und tief seufzte. „Du machst es mir nicht wirklich einfacher.“, meinte sie leise und vergrub ihr Gesicht in meinem T-Shirt. „Aber ich werde es trotzdem machen.“
Ich atmete tief durch, während ich ihr durchs Haar strich. Es war so weich, dass man am liebsten nie wieder die Finger davon lassen wollte. „Dann schreibst du mir irgendwann wenigstens die Adresse auf.“, gab ich nach und küsste sie auf den Scheitel. „In Ordnung.“, gab sie zurück, aber ich konnte hören, dass sie lächelte.
*
Frustriert stand ich in der Auffahrt, die Hände in die Hosentaschen vergraben. Heute war der letzte Schultag gewesen und jeder verließ jubelnd diesen Kasten, nur Jason, Cole und ich fürchteten diesen Tag wie Kekse das Krümmelmonster.
Jenna hatte uns vier von der Schule abgeholt, denn sie hatte uns strikt verboten weiterhin mit dem Motorrad zu fahren, seit Joyce und ich diesen Unfall hatten. Zu Hause hatten wir wie jeden Tag gegessen und dann stand auch schon Coleen auf der Matte. Sie hatte Joyce überschwänglich in den Arm genommen und schon fröhlich darauf los geplappert, wie gut es ihr in ihrem neuen Apartment gefallen würde oder welche Dinge sie zusammen mit ihrer Tochter machen wollte.
Jennas trauriger Blick dabei war mir nicht entgangen, aber ich konnte sie verstehen. Sie hatte immerhin zweieinhalb Söhne großgezogen und war überglücklich, als sie etwas weibliche Unterstützung hier im Haus bekommen hatte.
Und jetzt standen wir zu fünft vor der Haustür und halfen Joyce dabei, ihre Sachen in Coleens Auto zu verfrachten. Als auch der letzte Koffer verstaut war, wurde meine Laune immer düsterer. Wie sollte ich sechs Wochen ohne sie aushalten? Jetzt wo wir endlich ungefähr geklärt hatten, was das zwischen uns war. Jedenfalls war es aus meiner Sicht aus geklärt.
Gerade hielt Cole sie im Arm und flüsterte ihr Dinge zu, während sie immer wieder nickte. Neben ihm sah sie noch kleiner und zierlicher aus, als sie eh schon war. Erst nach Minuten löste sie sich von ihm und verabschiedete sich auch von den anderen, bis sie schließlich vor mir stand. Unsicher blickte sie mir in die Augen, bevor sie sich an mir fest klammerte. Genauso, wie ich es auch tat.
„Ich werde dich besuchen kommen. Und ich werde dich jeden Tag anrufen. Und bitte, bitte, bitte pass auf di-“ „Werde ich machen.“, unterbrach sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, aber ihre wunderschönen tiefen Augen erreichte es nicht. „Ich werde dich vermissen, Süße.“, flüsterte ich und nahm ihr zartes Gesicht in meine Hände. Joyce schmiegte ihre Wange fester hinein und sah mich mit verschleiertem Blick an. „Du tust ja so, als würde ich für immer gehen.“, meinte sie lachend und schlang ihre Hände um meinen Nacken. „Für mich ist es ein kleines Für immer.“, flüsterte ich.
„Joyce, bist du soweit?“, unterbrach uns Coleen vom Auto aus. Sie wollte sich aus meinem Griff lösen, aber ich war noch nicht bereit loszulassen. „Warte.“ „Quinn, ich muss jetzt los.“, drängte sie und hob fordernd die Augenbrauen.
„Ich weiß, aber ich will dir erst noch etwas sagen.“, meinte ich und holte tief Luft. Jetzt hieß es allen Mut zusammen nehmen und einfach damit heraus rücken. „Was denn?“, fragte sie und blickte kurz über meine Schulter zu Coleen. „Ich liebe dich, Joyce Grand Eliot.“Es war mir egal, dass ich sie vor allen anderen küsste, denn Hauptsache war, dass jeder sah, ihre Lippen gehörten zu meinen. Ihre Finger gehörten zwischen meine und ihr Körper gehörte eng an meinen.
Hellauuuuu :)
Tut mir wirklich leid, dass ich ein bisschen gebraucht habe upzudaten, aber ich habe dieses Kapitel gefühlte 2o.ooo mal geschrieben, bevor ich einigermaßen damit zufrieden war und so ganz passt es mir immer noch nicht, aber ich wollte euch nicht noch länger warten lassen :)
Eure S. <3
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My Stepbrother's Best Friend ✔
Teen FictionAchtung! Enthält teilweise gewalttätige und sexuelle Szenen. Nachdem Joyce vom Jugendamt aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde, zieht sie zu einer vierköpfigen Familie plus dem besten Freund ihres Adoptivbruders. Joyce ist sofort klar, dass si...