18 - Der erste Kuss made by Prinz Charming
(A/N: Hört euch am besten dazu ‚You Raise Me Up‘ von Josh Groban an :))
Nur noch ein paar Minuten und dann hätte ich den Unterricht endlich hinter mir. Die meisten hörten unserem Geschichtslehrer schon gar nicht mehr zu und waren so wie ich schon in Gedanken weit weg. Gestern hatte ich mit Alex ausgemacht, dass wir dann zuerst unsere Hausaufgaben machen würden, weil anscheinend doch noch eine Klasse vorher im Chemiesaal war.
Kaum hatte ich zu Ende gedacht, gongte es und ließ mich kurz zusammenzucken. Ich packte meine Schulsachen zusammen und warum auch immer, schlug mein Herz schneller. Wieso war ich nervös? Es war doch bloß Alex.
Ich atmete tief durch und schulterte meine Tasche. Anscheinend setzte mir diese Erkältung doch etwas mehr zu als ich dachte oder waren das Nebenwirkungen vom Hustensaft? Ich ging so langsam ich nur konnte, um den Gedrängel an der Tür zu entgehen und erblickte schon einen lächelnden Alex, der vor mir rausgegangen war. Er tat ja so, als wäre unsere letzte Begegnung nicht gerade mal zwei Minuten her!
Ohne ein Wort nahm er mir meine Umhängetasche ab und ich wollte sie mir schon wieder zurückhalten, aber er hielt sie nach oben. Man brauchte wohl nicht zu erwähnen, dass ich fast einen Kopf kleiner war als er. „Du bist fies.“, sagte ich beleidigt, konnte ein Schmunzeln aber nicht verhindern. „Sag mir was Neues.“, bluffte er und wackelte mit den Augenbrauen. Zusammen setzten wir uns in die Bücherei, aber weil diese kleinen Fünftklässler die ganzen Tische belegten, um ihre Comics zu lesen, mussten wir es uns zwischen den Regalen bequem machen. Schweigend erledigten wir unsere Aufgaben, aber manchmal wurde ich das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Irritiert hob ich den Kopf und blickte direkt in Alex‘ dunkle Augen, welche immer so verschlossen wirkten. Sie wirkten so endlos tief, damit man sich im wahrsten Sinne des Wortes darin verlieren könnte.
Keiner von uns sagte ein Wort, aber als langsam die Unsicherheit in mir hochkroch, schaute ich wieder in mein Heft und betete, dass mich meine glühenden Wangen nicht verraten würden. Vorsichtshalber ließ ich die Haarsträhnen, die sich normalerweise immer aus meinem Zopf schlängelten, in mein Gesicht fallen.
Ich wusste nicht, ob er mich auch weiterhin anschaute, denn ich traute mich nicht mehr hochzusehen.Als endlich der Chemiesaal frei wurde, packten wir unsere Sachen zusammen, verließen die Bibliothek und gingen in den in grau gehaltenen Raum, nachdem wir dem Lehrer der Vorstunde erklärten, dass wir hierbleiben durften. Einen Schlüssel hatten wir ja nicht bekommen, weil wir ja ‚ganz andere Dinge anstellen könnten‘.
„Also. Mit was fangen wir an?“, wandte ich mich an Alex und setzte mich auf einen der Tische. Nur ein sehr hilfreiches Schulterzucken seinerseits, also suchte ich Dinge aus dem Nebenzimmer heraus, die wir vielleicht für das kleine Experiment gebrauchen könnten.
„Man, kannst du mir vielleicht auch mal helfen?“, stöhnte ich genervt und ließ fast ein Reagenzglas fallen. „Jaja.“, grummelte er und nahm mir ein paar Sachen ab, die wir dann auf einem der Tische abstellten und unsere Chemiemappen herausnahmen. Nur ein kleines Problem gab es: Wie schon einmal erwähnt war ich in diesem Fach grottenschlecht, also erwartet ja keine allzu ausführlichen Erklärungen von mir.Ich glaube, dass Alex und ich länger als vier Stunden alle möglichen Farben bei den Flammen ausprobiert hatten und es sah wirklich Hammer aus. Also hatten wir mit unserem Thema zum Glück nicht die Arschkarte gezogen. Siegessicher grinste ich Alex an, als wir es endlich schafften, dass das Teelicht grün loderte. Er grinste genauso zurück und starrte dann wieder fasziniert auf den Tisch. Seine schwarzen Augen funkelten so begeistert wie die eines kleinen Kindes und diesmal war er der Grund warum ich lächeln musste. Er sah so niedlich aus!
Moment, stopp, stopp, stopp. Zurückspulen und halt. Hatte ich gerade wirklich gedacht, dass Alex Rodriguez niedlich war?
Bescheuerter Hustensaft!
Diesmal war ich diejenige, die ihn beobachtete, denn es sah einfach nur wahnsinnig toll aus, wie sich die grüne Flamme in seinen schwarzen Augen reflektierte. Als er lächelnd zurücksah, schaute ich schnell wieder zurück auf das Geschehen vor mir und versuchte diese Gott verdammte Röte in meinem Gesicht zu verdecken.
„Das ist Hammer.“, schwärmte er, wurde aber von einem Klicken unterbrochen, das unsere Ohren erreichte. Wir dachten uns nichts weiter dabei, aber das stellte sich als großer Fehler heraus.
Noch eine lange Zeit schrieben wir unsere Beobachtungen auf, konnten aber leider nicht im Internet nachsehen, weil man für den Laptop im Chemiesaal das Passwort wissen musste und das kannte nur der Lehrer. Schade, denn es hätte uns wirklich viel erleichtert!
Wir packten unsere Sachen zusammen und wollten schon nach Hause gehen, als sich die Tür nicht öffnen ließ. Noch einmal drückte Alex die Klinke nach unten, aber es passierte nichts. „Das ist jetzt ‘n Scherz, oder?“, fragte er fassungslos und sah in mein ratloses Gesicht. Es war aber nicht gerade das los, das ich dachte, oder?!
„Die haben uns verdammt nochmal vergessen!“, klärte er mich auf und hämmerte nun mit den Fäusten auf die dicke Tür ein. Jetzt wissen wir zumindest, woher das Klicken kam. „Ich schreibe einfach den Jungs. Vielleicht können sie uns irgendwie hier rausholen.“, sagte ich locker, zog mein Handy aus der Hosentasche und tippte die Nachricht ein. Ich wartete eine Weile, bis der zweite Haken kam, aber er blieb aus. Och nö!
Ganz groß auf meinem Display stand dort, dass mein Guthaben 0,02 Cent betrug. Verdammt, hatte ich irgendwann wieder ausversehen das Internet angelassen? Mit panischem Gesichtsausdruck zeigte ich Alex mein Handy, der daraufhin nur genervt aufstöhnte und sich an der Tür herunter ließ. „Na toll. Wir sind um diese Uhrzeit sicher die Letzten in der Schule.“, seufzte er und stützte die Ellbogen auf die angewinkelten Knie. Ich dagegen stand nur neben ihm und dachte nach. Ich wollte ganz bestimmt nicht den ganzen Nachmittag plus die ganze Nacht mit Alex in einem Raum verbringen! Ich hatte zur Hölle nochmal noch nichts gegessen und außerdem, was sollte ich tun, wenn ich mal aufs Klo müsste?! Die Fenster waren zum Rauskommen keine Option, wenn man im zweiten Stock war. Eine E-Mail konnten wir ohne Passwort nicht schreiben und mein Handy lag auch schon mal flach. „Was ist mit deinem Handy?“, fragte ich hoffnungslos, aber er schüttelte den Kopf. „Ist im Eimer. Coco hat es die Treppe runter fallen lassen.“, grummelte er und schlug seinen Hinterkopf mehrmals gegen die Tür. „Und was machen wir jetzt?“, fragte ich genervt und setzte mich neben ihn. Von ihm aus bekam ich nur ein wirklich sehr hilfreiches Schulterzucken. Na toll, dann würden wir wohl erst einmal hier festsitzen!
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My Stepbrother's Best Friend ✔
Teen FictionAchtung! Enthält teilweise gewalttätige und sexuelle Szenen. Nachdem Joyce vom Jugendamt aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde, zieht sie zu einer vierköpfigen Familie plus dem besten Freund ihres Adoptivbruders. Joyce ist sofort klar, dass si...