21 - Sein oder nicht sein?

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21 - Sein oder nicht sein?

„Tut mir leid, wenn ich dich noch mehr verwirre.“, flüsterte er und sah mir tief in die Augen.
Fakt war, dass ich tatsächlich verwirrt war.
Fakt war, dass ich wirklich nicht wusste, wie es um meine Gefühle bezüglich Alex oder Quinn stand.
Fakt war, dass mein Herz im Moment um sein Leben raste.

Quinn stand so nah vor mir, dass mir sein süßer Duft nach Orangen in die Nase stieg. Es war, als wäre ich wieder zu Zeiten zurückkatapultiert worden, in denen Alex nur der nervige Sitznachbar war und ich mir nur über Quinn und Baseball den Kopf zerbrach. Widerwillig glitt mein Blick zu ihm nach oben, von seiner blau-karierten Boxershorts, bis zu seinem tief ausgeschnittenen V-Shirt und blieb schließlich bei seinem müde aussehenden, aber trotzdem engelsgleichen Gesicht hängen. Ich war so nervös wie noch nie in meinem Leben, als sich sein Gesicht meinem in Zeitlupe näherte. Wollte er mir damit Zeit geben, Stopp zu sagen? Wenn ja, dann würde er lange warten können. Ich war unfähig, auch nur zu atmen. Alles was ich tun konnte, war in seine dunkelgrünen Augen zu sehen, die wieder dieses Funkeln in sich hatten. Ein Funkeln, das ich schon seit Tagen nicht mehr gesehen hatte. Die Spannung zwischen uns war unerträglich und mein Magen schlug Saltos im Doppelpack, denn ich konnte es nicht abwarten, endlich ihn küssen zu dürfen. Eigentlich war ich immer ein geduldiger Mensch, aber wenn es um Quinn ging, war ich gierig.
Und endlich fand ich Erlösung, als seine weichen Lippen auf meine trafen. Vorsichtig legte er seine Hände auf meiner Taille ab und zog mich endgültig zu ihm, sodass ich mich mit den Händen an seiner harten Brust abstützen konnte. Ich konnte noch die Süße der Marmelade schmecken, die er auf seinem Pfannkuchen hatte, als er meinen Mund mit seinem leicht öffnete und sein Herz pochte schnell gegen meine Hand. Automatisch legte ich den Kopf etwas schief und stellte mich auf die Zehenspitzen, damit er sich nicht so herunter beugen musste. Ein leichtes Keuchen entwich ihm, was mir eine Gänsehaut bereitete und langsam küsste ich ihn zurück. Quinns Lippen waren so unfassbar weich, sogar noch weicher als Alex‘ und die kleine kantige Wölbung an seiner Unterlippe schien genau an meine zu passen. Alles an diesem Kuss war so sanft und doch intensiv, dass mir Hören und Sehen verging, im wahrsten Sinne des Wortes. In meinen Ohren rauschte das Blut, das schnell durch meine Adern pulsierte und vor meinem inneren Auge tanzten Sterne. War das noch normal?

Allmählich schien Quinns Unsicherheit zu vergehen, denn der Druck, den er auf meinen Mund ausübte, wurde stärker und meinen Körper presste er näher an sich. Seine Hände wanderten zu meinem Gesicht, umfassten es, während er mich so leidenschaftlich küsste, wie es nicht einmal Alex getan hatte. Seine Zunge tastete sich trotzdem vorsichtig voran und ich ließ ihn den Kuss vertiefen, denn für mich fühlte es sich an, als würde ich direkt in den 28. Himmel geschossen werden.
Und auf einmal wünschte ich mir, dass das mein erster Kuss gewesen wäre. Auf einmal wusste ich, wen ich aufrichtig liebte und dass es Alex gegenüber nicht fair wäre, seine Freundin zu werden, wenn ich wusste, dass mein Herz jemandem anderes gehörte.
Ich legte meine Hände an seinen Seiten ab und küsste ihn stürmisch zurück. Seine Lippen fühlten sich einfach so verdammt gut an und ein unbekanntes Gefühl breitete sich in mir aus. Lust.
Es war das erste Mal, dass ich etwas wie Lust verspürte und ich erschrak vor mir selbst, als mir bewusst wurde, dass ich zu mehr fähig wäre. Mehr Kontakt, als nur zwischen unseren verschmolzenen Mündern. „Ich brauche dich, Joyce. Versprichst du, bei mir zu bleiben?“, fragte Quinn mit rauer Stimme und ich war überrascht, wie flehentlich er sich anhörte. „Versprochen.“, hauchte ich zurück und küsste ihn weiter. Seine Zunge streichelte meine und alles in mir zog sich zusammen. Er schob mich rückwärts aus der Küche zum Sofa, setzte mich auf die Lehne und ließ sich mit mir nach hinten fallen. Überrascht keuchte ich auf, musste aber lachen über sein schiefes Grinsen, welches über meinem Gesicht schwebte. Das typische Quinn-Caldren-Grinsen, das ich so an ihm liebte. Als sich seine Augen noch mehr verdunkelten, sah er wieder zurück zu meinen Lippen, auf denen ich unbewusst herumbiss. Sofort hörte ich damit auf und sah ihm wieder in die Augen. Das warme Licht, das aus der Küche kam, beleuchtete sein Gesicht von der Seite und ich hatte prima Aussicht auf seine maskulinen Züge. Ich konnte einfach nicht anderes und fuhr über seine herausstehenden Wangenknochen, die mich schon immer faszinierten. Quinn folgte mit seinen Augen meinem Zeigefinger, küsste ihn und vergrub anschließend seinen Kopf in meinem Nacken. Es war nur mein stoßweise gehender Atem zu hören und die Kussgeräusche, die von meinem Hals kamen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als er mit seinen Lippen über meine Haut fuhr und federleichte Küsse darauf platzierte. Ich krallte meine Finger in Shirt und warf automatisch den Kopf zurück, damit er mehr Platz hatte, als er anfing, meine Haut zwischen seine Zähne zu ziehen. Es war das erste Mal, dass ich verstand was manche Leute meinten, wenn sie sagten, dass Lust und Schmerz nah beieinander lagen. „Gott, Quinn.“, keuchte ich leise und schloss die Augen. Seine Hände wanderten unter meinen dicken Pullover, der mir viel zu heiß wurde, und fuhren kleine Muster um meinen Bauchnabel herum. Diese zärtliche Geste in Verbindung mit seinen Küssen brachte mich vollkommen um den Verstand. Ich schlang meine Beine um seine Hüfte, als seine Finger die Wölbung oberhalb der Rippen ertasteten, da ich beim Schlafen nie einen BH trug. Seine Augen sahen mir so tief in meine, dass ich dachte, sie würden meine Gedanken lesen und bis auf den Grund meiner Seele blicken können. „Ich mag es, wenn du meinen Namen auf diese Weise sagst.“, flüsterte er verführerisch und grinste wieder.
Ohne Vorwarnung küsste er mich hart auf die Lippen und schlängelte seine Zunge auf meine zu. Ich fuhr mit meinen Fingern in seine Haare -etwas, dass ich schon immer mal machen wollte- und war überrascht, wie seidig sie durch sie hindurch rieselten. Bei Alex dichten Haaren war es schon fast so, als würde man hängen bleiben…
Ein kehliges Brummen ertönte und ich konnte nicht leugnen, dass mich das total verrückt machte. Ich wollte ihn und ich wusste nicht, ob ich ihm wiederstehen könnte, wenn er mich zu mehr bringen wollen würde. Seine Lippen küssten mich bis an die Grenzen meiner Selbstbeherrschung und ich war schon kurz davor-

My Stepbrother's Best Friend ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt