22 - Eine Gießkanne voll Tränen

21.6K 964 39
                                    

22 - Eine Gießkanne voll Tränen

Langsam tauchte ich aus meinem Traum auf, als mich etwas am Ohr kitzelte. Ich blinzelte verschlafen gegen die Helligkeit an und sah mich um. Das war definitiv nicht mein Zimmer. Dieses hier war viel dunkler… und ab da fing es an mir zu dämmern. Zum ersten Mal sah ich Quinns Zimmer in seiner vollen Pracht, welches es nicht hatte. Eigentlich herrschte sogar das reinste Chaos, aber ich fand es trotzdem interessant, wie viel Persönliches hier steckte.
Wieder kribbelte etwas unter meinem Ohr und als ich so ungefähr wieder meinen Verstand beisammen hatte, merkte ich, dass Quinn mir gegen den Hals pustete. Lächelnd drehte ich mich zu ihm um und nahm sein Gesicht in meine Hände, um ihn daran zu hindern weiter zu machen. Es war also wirklich kein Traum. „Guten Morgen, Sonnenschein.“, grinste er und ich kam einfach nicht darüber hinweg, wie niedlich er mit den -noch mehr als sonst- verstrubbelnden blonden Haaren aussah. „Guten Morgen.“, hauchte ich zurück und konnte einfach nicht aufhören zu lächeln. Quinn schlang einen Arm um mich und zog mich auf sich. Es war kein Traum. „Hast du gut geschlafen?“, fragte er mich mit tiefer brummender Stimme, die mir eine Gänsehaut bereitete. „Hm.“, machte ich zustimmend und legte meine Hände auf seiner harten Brust ab.
In meinem Bauch machten sich Glücksgefühle breit, aber eine kleine Frage verschluckten diese immer wieder aufs Neue. Wie sah es von seiner Seite aus? Was war das zwischen uns jetzt?
Ich glaube, ich würde mich einfach auf das gute alte Der-Junge-zuerst-Prinzip verlassen, denn nie im Leben würde ich mich trauen!
„Wollen wir heute was zusammen machen?“, fragte ich und konnte selbst die Unsicherheit in meiner Stimme heraushören, was ich aber mit einem Lächeln überspielte. „Tut mir leid, aber ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist…“, erwiderte er und sah überall hin, bloß nicht in meine Augen. Autsch. Das tat verdammt weh. Bereute er den Kuss jetzt schon?
Fragen über Fragen spukten in meinem Kopf herum und ich war schon kurz davor mit ihnen herauszuplatzen, aber ich konnte mich gerade noch zusammenreißen. „Oh. Okay, ähm... ich-“, setzte ich an und starrte auf sein T-Shirt. „Macht nichts, ich glaube, ich sollte sowieso etwas am Chemieprojekt arbeiten.“, stammelte ich und ging von ihm runter. Konnte es mir jemand verübeln, wenn ich mich genauso distanziert verhielt wie er?
Kurz schloss ich die Augen, sah dann wieder die Decke an, stand auf und zupfte meinen Pullover wieder zu recht. „Also… ich gehe dann mal.“, lächelte ich und deutete mit den Daumen hinter mich zur Tür. „Joyce-“, fing Quinn an und stützte sich auf den Ellbogen ab, was einfach nur zum Niederknien aussah, aber das gewaltige Ziehen in meinem Bauch, was definitiv keine Schmetterlinge mehr waren, beanspruchte bereits meine volle Aufmerksamkeit. „Hey, ist schon okay. Ich verstehe es schon.“, lächelte ich und ging rückwärts zur Tür, auch wenn ich dabei ein hohes Risiko einging über irgendetwas zu stolpern, was die Situation nur noch peinlicher machen würde.

Stets mit einem Lächeln auf den Lippen schloss ich die Tür hinter mir, aber sobald ich in meinem Zimmer war, sackten meine Schultern nach unten, genauso wie meine Wenigkeit. Ich glitt mit dem Rücken nach unten und umklammerte meine Beine. Nach gestern Abend dachte ich wirklich… Ach ich wusste nicht, was ich dachte, aber ich hatte wenigstens Hoffnung. Hoffnung darauf, dass das mit uns wirklich etwas werden könnte, aber kaum hatten wir uns geküsst, zweifelte er schon. Wollte er nicht mit mir gesehen werden, also auf diese Weise? Jetzt im Nachhinein schämte ich mich in Grund und Boden, wie ich mich an ihn gekuschelt hatte. Vielleicht dachte er sich jetzt, dass ich eine anhängliche Nervensäge war und ihn das abschreckte…

Verzweifelt raufte ich mir die Haare und schon lief die erste Träne meine Wange hinunter. Ich wollte eigentlich nicht weinen, aber es war lange her, dass ich so sehr getäuscht und enttäuscht wurde. Die kleinen Tränchen eskalierten zu einem extremen Heulkrampf und ich wusste nicht was schlimmer war. Ob ich bei Quinn durch war, oder dass ich nach all der Scheiße mit Coleen und Garrett immer noch so naiv war. Ich dachte, ich hätte dazugelernt und ich dachte, dass mit dem Umzug alles besser werden würde, aber ich lag falsch. Ich lag so, so, so falsch.
Ich erschrak, als die Tür hinter mir erbebte. „Joyce? Ist alles in Ordnung?“, hörte ich Cole klopfen, was mich verstummen ließ. Da ich mir sicher war, dass meine Stimme noch immer brüchig sein würde, sagte ich nichts, stand auf und wollte gerade in mein Bett steigen, als er einfach die Tür aufmachte. „Hey, was ist denn los?“, fragte er sanft und kam auf mich zu. Das erinnerte mich wieder an mein Hauptproblem und wieder ging die Heulerei los. Ich schüttelte nur den Kopf und ließ den Tränen freien Lauf. Was war nur los mit mir? Was machte ich falsch, dass immer irgendetwas schief gehen musste?
Einen Wimpernschlag später wurde ich in Arme geschlossen und das war genau das, was ich im Moment brauchte. Halt und Sicherheit und ich war Cole so dankbar, dass er mir das gab. „Schschsch. Egal was es ist, es wird wieder gut, Schwesterchen.“, murmelte er und strich mir übers Haar. Ein kleines Lachen entwich meinen Lippen und ich klammerte mich noch fester an ihn. In den letzten Tagen und Wochen war Cole zu einem der wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen, ihn als Bruder zu haben, denn Jenna hatte damals Recht. Vielleicht waren Cole und ich uns wirklich ein wenig ähnlich: wir waren beide sensibel und achteten normalerweise darauf, wen wir in uns ranlassen wollten und wen nicht. Ich hatte den Fehler gemacht und ausnahmsweise nicht darauf geachtet. Ihr seht, was das Endergebnis ist.

Ohne es bemerkt zu haben, waren wir bei meinem Bett angelangt, worauf sich Cole niederließ und mich auf seinen Schoß setzte. Auch wenn es sich komisch anhörte, saß ich mich rittlings auf ihn und umarmte ihn so fest ich nur konnte, was er erwiderte. Es tat gut zu wissen, dass jemand da war, um einfach für mich da zu sein. Mich einfach festhielt, ohne Fragen zu stellen. Und wie zur Bestätigung flüsterte Cole: „Ich bin da. Alles ist gut.“.
Matt legte ich mich neben ihn, während er sich tiefer in die Kissen sinken ließ und ich mich auf seinen Bauch legen konnte, der Geräusche von sich gab. Leicht lächelnd lauschte ich.
„Sorry, ich habe gerade vorhin erst etwas gegessen.“, lachte er, wobei mein Kopf auf und ab ruckelte. „Schon okay.“, flüsterte ich zurück und schloss meine Augen, weil sie wirklich brannten.
Der letzte Gedanke, an den ich mich erinnern konnte, war die Hoffnung in mir, dass alles wieder gut werden würde.

Hei Leute,
tut mir wiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiirklich unendlich leid, dass ich jetzt erst update, aber ich sag bloß Schule und andere Lebensdramen… Naja, es ist momentan für mich einfach eine schwere Zeit, aber ich hoffe, dass ich das Kapitel tdem gut hinbekommen habe und es euch gefallen hat :)
Eure S. <3

My Stepbrother's Best Friend ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt