14 - Einsatz des Kuscheltiers

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14 - Einsatz des Kuscheltiers

Ich hielt in der Bewegung inne, die Hand noch auf dem Tür Knauf und wollte schon losschreien, aber hielt es zurück. Quinn schlief gerade allen Ernstes in meiner Hängematte, die Hände auf dem Bauch und die blonden Haare, die normalerweise nach oben gegeelt wurden, im Gesicht. In der Stille konnte man leise Geräusch von der Musik aus seinen Kopfhörern ausmachen, die ihm auf die Schultern gerutscht waren. Ach, verdammt! Wie sollte man jemanden ignorieren, wenn er gerade so süß wie noch nie aussah? Und das musste schon was heißen, denn er sah meistens regelrecht göttlich aus… Okay, genug mit der Schwärmerei.
Leise machte ich die Tür zu, ging zu meinem Kleiderschrank und zog eine dicke Jogginhose und einen dünnen Pullover heraus, denn mir war wohlgemerkt immer noch schweinekalt. Unterwäsche, Kuschelsocken und Schlafsachen legte ich auf mein Bett und zog mir mit einem letzten prüfenden Blick, ob Quinn auch wirklich tief und fest schlief, die nassen Klamotten aus und huschte mit meinen Sachen ins Bad, wo ich mir erst einmal eine heiße Dusche gönnte. Der Dampf beschlug die milchigen Scheiben und ließ mich wie in einer Sauna fühlen. Nach einer gefühlten Ewigkeit kuschelte ich mich in ein extra weiches Handtuch, rubbelte meine Haare trocken, cremte mein Gesicht noch ein und zog mir meinen Schlafanzug an. Gott, war das schön warm!

So leise wie möglich schlich ich in mein Zimmer, machte die Tür hinter mir zu und schaltete meine Lichterkette an, damit Quinn nicht wach wurde. Er sah mit seinen goldenen Strähnen wirklich wie ein kleiner Engel aus. Ich nahm seine Kopfhörer mit seinem Handy und legte sie auf den Schreibtisch. Ganz vorsichtig strich ich ihm die Haare von der Stirn, zog sie aber sofort wieder weg, als er anfing, leise vor sich hin zu murmeln. Seine vollen Lippen waren einen Spalt breit geöffnet und an seinem Kinn blitzten ein paar blonde Bartstoppeln auf. Dieser Junge schien nur aus Gold zu bestehen, mit seinen Haaren, den Augenbrauen, die eine Nuance dunkler waren und den anfangs dunklen Wimpern, die zum Ende hin immer heller wurden.
Am liebsten hätte ich jetzt laut aufgeseufzt, so niedlich wie er war, aber als seine Worte in meinem Kopf hallten, war dieser Effekt weg. Jetzt sah ich ihn nur noch so, wie er heute Nachmittag zu mir war.
Ich ging zu meinem Schrank, holte eine dünne schwarze Decke heraus -wofür ich mich ziemlich strecken musste, um heranzukommen- und legte sie über Quinn, da er nicht viel außer einem schwarzen Bandshirt und blau-grün-karierten Boxershorts trug. Ich war ja kein Unmensch, dass ich ihn die ganze Nacht frieren lassen würde. Bei dem Gedanken, dass wir die ganze Nacht zusammen in meinem Zimmer verbrachten -wenn auch in getrennten Betten- kribbelte es in mir und für kurze Zeit raste mein Herz. Oh man, ich hatte mich doch allen Ernstes in diesen Kerl verguckt. Verliebt würde ich jetzt noch nicht sagen, aber wenn ich mich nicht schleunigst zusammen reißen würde, dann wäre das Chaos komplett und ich würde Quinn nur noch hinterher sabbern.

Ich schlich zu meinem Bett, schaltete die Lichterkette aus und kuschelte mich in meine Decke, aber allein die Tatsache, dass er hier war, warf mich vollkommen aus der Bahn. Herr Gott noch mal, wie sollte man denn so bitte schön schlafen? Ich schaute zur Hängematte, konnte aber nur seine nackten langen Zehen sehen, die unter der Decke herausragten. Quinn war wirklich groß…
Ich schüttelte den Kopf über mich selbst und schlug mir selbst mit der Hand gegen die Stirn. Jetzt reiß dich mal zusammen, Joyce! Ich atmete tief ein und aus, drückte die Decke enger an mich und nach gefühlten Ewigkeiten dämmerte ich wegen Quinns beruhigend gleichmäßigen Atemzügen weg.

Mein Hals kratzte höllisch, als ich wach wurde, aber davon wurde ich komplett abgelenkt, denn hinter mir bewegt sich etwas. Ganz langsam drehte ich mich um und sah einen schlafenden -na wer wohl- Quinn, der seinen Arm fest um mich hatte und mich an seine Brust zog, während ich zusammen gerollt wie eine Katze da lag. Sein Atem kitzelte mich am Hals, sodass ich mir ein Kichern verkneifen musste. Wie zum Teufel war er in mein Bett gekommen?
Die schwarze Decke lag total zerwühlt neben der Hängematte, aber ich war mir zu 100% sicher, dass er gestern noch dort gelegen hatte. Als ich seinen Arm von meinem Bauch lösen wollte, klammerte er sich nur noch fester an mich und wieder kam das altbekannte Herzrasen zum Einsatz. Wie gestern schon grummelte er etwas vor sich hin und vergrub seinen Kopf in meinen Haaren. Noch einmal versuchte ich mit zitternden Händen seinen Griff zu lösen, brauchte meine Hand aber selbst, als ich Niesen musste. Och nee, echt jetzt? „Bist du allergisch gegen mich?“, murmelte Quinn plötzlich im Halbschlaf und streckte seine Beine, die mit meinen ein wenig verwickelt waren. „Nur ‘ne kleine Erkältung.“, flüsterte ich und spürte, wie mein Hals schmerzhaft vibrierte, wenn ich redete. „Was machst du eigentlich hier?“, fügte ich hinzu und musterte sein Gesicht. Er ließ seine Augen immer noch zu und mein Atem begann zu stocken, als er mit seinen rauen Fingern kleine Muster auf meinen Bauch zeichnete. „In deinem Zimmer oder in deinem Bett?“, fragte er und ein leichtes Schmunzeln lag auf seinen Lippen. „Beides.“, erwiderte ich kühl und lehnte mich wieder zurück ins Kissen, während ich einfach versuchte, die Tatsache zu ignorieren, dass er mich immer noch nicht los ließ.
„Also in deinem Zimmer bin ich, weil ich gestern auf dich gewartet habe, aber du bist anscheinend erst später gekommen.“, erklärte er, gab seine Schlafposition aber immer noch nicht auf. „Und was wolltest du?“, bohrte ich weiter, ohne ihn anzusehen. „Mich bei dir entschuldigen. Ich weiß, dass ich mich gestern wie ein Arsch benommen habe und ich hätte nicht solche Sachen zu dir sagen sollen. Vor allem, wenn ich Hirni keine Ahnung habe.“, sagte er ruhig, aber ich konnte an seiner Stimme hören, dass er es wirklich bereute. „Du hast Recht, dass du keine Ahnung hast, wenn man bedenkt, dass ich weder Sex noch meinen ersten Kuss hatte.“, flüsterte ich und presste sofort die flache Hand auf meinen Mund. Das habe ich gerade nicht wirklich gesagt, oder? Bitte, ich will im Erdboden verschwinden!
Als sich Quinn hinter mir anspannte, stieg mir die Röte ins Gesicht, wofür ich mich am liebsten geschlagen hätte, denn es machte die Situation nicht wirklich besser. Er richtete sich etwas auf und sah auf mich herunter. Die Verwunderung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, als seine dunkelgrünen Augen anfunkelten. „Also, dass du noch Jungfrau bist, hab ich mir fast gedacht, aber… Du bist wirklich noch ungeküsst?“, fragte er überrascht und zog die Augenbrauen etwas zusammen. Zögerlich nickte ich und schaute überall hin, bloß nicht zu ihm. Peinlich, peinlich, peinlich!

My Stepbrother's Best Friend ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt