24 - Dieser kleine Moment reichte
Nur die grellen Scheinwerfer erleuchteten den Sportplatz noch, während ich aggressiv die Bälle Richtung nirgendwo schlug. Jedes Mal entwich mir geräuschvoll die Luft, wenn ich meine ganze Kraft zum Ausholen investierte und nach drei Stunden merkte ich, wie ich meine Arme kaum noch oben halten konnte. Es erinnerte mich daran, als ich vor mehreren Monaten noch auf dem Baseballfeld meiner alten Schule Bälle geschlagen hatte - mitsamt blauen Flecken und Striemen.
Waren es wirklich schon über vier Monate, die ich hier war? Einerseits kam es mir so vor, als wäre ich erst gestern noch jeden Tag nach der Schule in das kleine Café gegangen und gekellnert. Andererseits fühlte es sich so an, als wären die Erinnerungen an mein altes Leben schon Jahre vergangen. Keuchend und schwitzend ließ ich mich auf die sandbedeckte Base fallen, den schwarzen Schläger neben mich.
Ich wusste nicht, an was ich denken sollte. Es waren so viele verschiedene Themen und suchte mir alle aus, die nichts mit einem Jungen namens Quinn zu tun hatten, aber trotzdem war er es, um den es sich in meinem Kopf drehte.
Wieso war das Leben kein Märchen? Es waren einmal ein Junge und ein Mädchen… bla, bla, bla… Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Wäre es so nicht perfekt? Aber leider Gottes war das Leben nicht perfekt und vor allem nicht einfach.Ich beobachtete die Wolken vor meiner Nase, die meine Atmung deutlich sichtbar machten. Für eine Sommernacht war es erstaunlich kühl und zu meinem Bedauern schon schnell dunkel geworden, sodass es man um 20:00 Uhr bereits ohne Taschenlampe oder Sonstiges nichts mehr sah.
„Hast du nicht vor, langsam nach Hause zu kommen?“, ertönte eine Stimme etwas weiter entfernt und erst jetzt nahm ich leise Schritte wahr. Mein Herz blieb für einen Moment stehen, ehe es schnell und holprig weiterschlug. Erschrocken sprang ich auf und drehte mich zu demjenigen, dem die Stimme gehörte. Ich schluckte, als Quinn zögernd, aber dennoch lässig auf mich zukam. „Ähm, doch. Ich wollte gerade gehen.“, sagte ich leise und klopfte mir den staubigen Hintern ab, noch immer die Angst in den Knochen von vorhin.
Zielstrebig steuerte ich meinen Rucksack an, der ein paar Meter vor mir lag, streifte meine Halbfingerhandschuhe von den Händen und stopfte sie zusammen mit der alten Baseballmütze hinein. Mein Schläger lugte wie gewohnt die Hälfte durch den Reißverschluss nach draußen. „Was machst du eigentlich hier?“, fragte ich ohne Quinn anzusehen, damit diese peinliche Stille weg war. „Wir haben uns Sorgen gemacht, also habe ich nach dir gesucht.“, erklärte er schlicht und etwas schüchtern.
„Dann kannst du wieder nach Hause fahren, weil ich mit dem Fahrrad da bin.“, sagte ich zugegebenermaßen etwas bissiger als beabsichtigt und warf mir den Rucksack über die Schulter. Ich hörte Quinn geräuschvoll die Luft ausstoßen, als ich mich zu ihm umdrehte. Währenddessen blieb mir die Luft weg.
Ich war es gewöhnt, dass er immer umwerfend aussah, aber das Scheinwerferlicht, das die goldenen Strähnen noch mehr zum Glänzen brachte, erinnerte gerade an eine Art Heiligenschein. Okay, das war definitiv zu viel des Guten!Unauffällig schüttelte ich den Kopf und ging langsam auf ihn zu. Es tat weh ihn zu sehen, nachdem ich wusste, wie er über mich dachte. Das labile Mädchen, mit dem es sich nicht lohnte, eine Beziehung anzufangen. Das war wirklich hart zu schlucken.
„Ach, komm. Dein Rad kannst du am Montag nach der Schule mitnehmen. Es ist spät und ich will nicht, dass du in der nächsten Ecke vergewaltigt wirst, also komm jetzt.“, sagte er vollkommen ernst und steckte seine Hände in die Jeanstaschen.Geschlagen seufzte ich und ging auf ihn zu, so sehr sich meine Beine auch sträubten. „Wenn du meinst.“, nuschelte ich und folgte ihm auf den Parkplatz.
Wenn ich allein gewesen wäre, dann wusste ich, ich hätte mir in die Hosen gemacht. Die grellen Laternen besaßen nicht gerade warmes Licht und die Bäume, die uns teilweise umgaben, warfen gruselige Schatten auf den Asphalt, als würden ihre Äste nach uns Greifen.
Stillschweigend blieb ich vor seinem Motorrad stehen und wickelte die Weste enger um mich, als der kalte Wind unter mein T-Shirt kroch. „Hier. Ich hab‘ den zweiten Helm nicht gefunden.“, sagte er leise und schaute mich dabei nicht einmal an. Konnte er es jetzt nicht einmal mehr ertragen, mir in die Augen zu sehen? Verdammter Feigling. „Danke.“, flüsterte ich kaum hörbar. Es war mir unangenehm, wie es zwischen uns war. Noch vor nicht allzu langer Zeit waren wir uns so nahe gewesen und obwohl er direkt vor mir stand, war er so weit weg, wie es noch nie der Fall war.Sobald ich aufschaute saß er schon auf dem Sitz und sah mich abwartend an. Ich schüttelte den Kopf, um diese tiefsinnigen Gedanken loszuwerden und schwang mich hinter ihm auf das unangenehm kühle Leder. Nur zögerlich legte ich die Hände um seinen Bauch und am liebsten hätte ich sie sofort wieder weggenommen, als er die Luft anhielt. War es wirklich so unerträglich für ihn von mir berührt zu werden? Zu allem Überfluss spürte ich auch noch, wie mir die Tränen aufstiegen, aber ich blinzelte sie so gut es ging weg.
Und dann traf mich die Erkenntnis so klar, dass selbst der kleinste Hoffnungsschimmer ausgelöscht wurde: Quinn würde mir nie gehören. Ich würde nie sein Mädchen sein, wenn er immer diese Angst mit sich rumschleppte und ich hatte das Gefühl, als würde ich nie gut genug für jemanden sein. Als würde ich keine Liebe verdienen. Weder die von meinem Dad, der mich so schnell verlassen hatte, noch die von meiner Mutter, die es nicht interessierte, dass ich sie verlassen hatte, noch die von Quinn, für den es sich nicht lohnte, mit mir eine Beziehung aufzubauen.
Unbewusst kuschelte ich mich enger an ihn, als der Motor aufheulte und es war mir egal, dass es ihm nicht passen könnte. Ich brauchte im Moment diese Nähe. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er mich, oder schrie besser gesagt über den Lärm hinweg. Ich nickte - ich wusste, dass er es im Rücken spüren konnte. Sein Kopf drehte sich ein wenig in meine Richtung, wieso wusste ich auch nicht, aber dieser kleine Moment der Ablenkung genügte, um den Gegenstand auf der Straße nicht zu bemerken. Und Quinn tat das Schlimmste, das man in einer solchen Situation tun konnte. Er riss den Lenker um.
Hei meine Süßen :)
Ich weiß das ich mich schon lange nicht mehr gemeldet habe, aber irgendwie wusste ich nicht weiter xD Bitte seid mir nicht böse wegen dem Ende des Kapis ! :(
Eure S. <3
DU LIEST GERADE
My Stepbrother's Best Friend ✔
Novela JuvenilAchtung! Enthält teilweise gewalttätige und sexuelle Szenen. Nachdem Joyce vom Jugendamt aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde, zieht sie zu einer vierköpfigen Familie plus dem besten Freund ihres Adoptivbruders. Joyce ist sofort klar, dass si...