12 - Baseball für Neandertaler
Halleluja! Heute war Freitag und das hieß, dass endlich Wochenende sein würde - was ich mit Alex fünf Tage die Woche wirklich gebrauchen konnte. Es war gerade Pause, als ich über den Schulhof schlenderte, darauf bedacht, Quinn nicht zu sehen. Ich wusste, dass er ein schlechtes Gewissen hatte, dass er die Zeit nicht mit mir verbrachte, aber das musste er doch gar nicht haben, schließlich war ich kein kleines Kind mehr, auf das man ständig aufpassen musste. Allein ging ich Richtung Cafeteria, da Cassie ein Treffen mit der Schülerzeitung hatte und Marleen krank war, als ich das weiße Blatt an der Glastür hängen sah.
Heute 14:00 Uhr auf dem Sportplatz Vorspiel für das neue Baseballteam. Alle Jungen ab der zehnten Klasse sind herzlich Willkommen. Ich konnte förmlich spüren, wie sich die in Lila gedruckten Worte in meine Augen fraßen.
Alle Jungen.
Heißt das, sie hatten hier kein gemischtes Team? Oder dann zumindest auch eines für Mädchen? Anscheinend nicht, denn ich hatte die ganze Woche mein Hirn zermartert, ob ich an dieser Schule ins Baseballteam steigen sollte, aber jetzt konnte ich mir das abschminken. Mit hängendem Kopf ging ich rein zu dem einsamen Tisch, an dem ich sonst immer mit Cassie saß. Marleen dagegen kam nicht so oft zu uns, weil sie und Cassie sich anscheinend nicht so ganz ausstehen konnten.
Ich holte mein Spanischbuch aus meiner Tasche, damit ich irgendwie beschäftigt war und aß mein Sandwich. Ich wippte mit meinen Füßen und war nur halb auf den Text vor mir konzentriert, denn ich hatte eine verrückte Idee, aber sollte ich es wirklich durchziehen? Ich schreckte auf, als ich an die Schulter angetippt wurde. Fragend sah ich zu dem Störenfried hoch, der sich als ein großer Junge mit chaotischen braunen Haaren und tiefblauen Augen herausstellte.
Er hatte die Hände wieder in die Hosentaschen gesteckt und grinste mich dreckig an. Soviel wie ich weiß, war er einer dieser Machos, die einen Tisch weiter saßen und immer, wirklich immer von einer Masse an Mädchen umzingelt war. „Bock, morgen auf meine Party zu kommen, Babe?“, fragte er selbstsicher. Ich sah ihn nur angewidert an, denn ich sah keinen Grund zu solchen Menschen nett zu sein. „Rede normal mit mir oder lass es gleich bleiben.“, erwiderte ich kühl und wandte mich wieder an mein Buch. Vom Tisch rechts neben mir hörte ich amüsiertes Lachen und Grollen der anderen Jungen. „Babe, ich glaube du weißt nicht wer ich bin.“, lachte er arrogant und fuhr sich durch die dichten Haare. „Nein und das will ich auch gar nicht wissen, Babe.“, äffte ich ihn nach ohne ihn anzusehen. Ich wollte nicht mehr die kleine Joyce sein, die sich von anderen herumschubsen ließ und er war der Anfang zu meinem neuen Selbstbewusstsein. „Hei Kyle, ich glaube die Kleine gefällt mir jetzt schon.“, lachte ein Blonder von seinem Tisch und grinste mich vielsagend an, als ich den Kopf in seine Richtung drehte. Kyle hieß der eingebildete Schönling also. „Die Einladung steht, kannst auch gerne jemandem mitnehmen.“, sagte er grinsend und ging zurück zu seinen Neandertalern. Konnte es sein, dass bei Jungs das Gehirn nicht mitwuchs? Musste wohl so sein.Ich widmete mich in den Schulstunden wieder meinen Gedanken und ich wusste, dass ich es durchziehen wollte. Es juckte mir einfach in den Fingern wieder Baseball zu spielen, denn es hatte mich meine ganze Kindheit begleitet und außerdem war es eine Sache, die mich mit Dad verband.
Als es endlich zum Schulschluss klingelte, ging ich mit zittrigen Beinen und kalten schwitzenden Händen Richtung Sportplatz.
Schon von weitem konnte ich unterschiedlich große Jungen erkennen, die sich warm machten oder mit einander redeten. Darunter auch dieser Kyle und der Blonde von vorhin. Mir klopfte das Herz bis zum Hals, als ich mit kleinen Schritten zu einem Mann Mitte 40 ging. Er musste der Couch sein, soweit ich das an seinem Cap, seinem Klemmbrett und der Trillerpfeife erkennen konnte. Als ich näher kam, konnte ich erkennen, dass seine Schläfen bereits grau wurden, aber nach oben hin unter dem Cap in Lila braune Haare verschwanden.
„Entschuldigung.“, machte ich mich aufmerksam und zog den Kopf ein kleines bisschen ein, als ich sah, wie breit seine Schultern waren. Dieser Kerl war mehr als nur muskelbepackt! Freundliche blaue Augen musterten mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Ich wollte fragen, ob ich auch beim Auswahlspiel teilnehmen darf.“, erklärte ich und versuchte meine Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen. „Tut mir leid, aber das Team ist ausschließlich für Jungen.“, sagte er mit dunkler Stimme, die förmlich vibrierte. „Ich weiß, aber…“ „Hör mal, es gibt einen Grund wieso es kein Team für Mädchen mehr an unserer Schule gibt. Du könntest sowieso kaum mithalten mit ihnen.“, unterbrach er mich sanft, aber bestimmt. Mittlerweile hatten sich einige Jungen um uns gescharrt, um nichts zu verpassen. Sensationsgeil würde ich das mal nennen. „Jetzt hören Sie mir mal zu. An meiner alten Schule hat es ein Mädchenteam gegeben und wir waren gut! Ich seh‘ nicht ein, dass Sie mich wegen meines Geschlechts erniedrigen!“, protestierte ich scharf und funkelte ihn an, die Lippen fest aufeinander gepresst. Meine Schüchternheit war nun komplett verflogen. Mein Gegenüber stieß die Luft aus und sah die Jungen um uns herum nach der Reihe an. Seit wann waren hier so viele?!
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My Stepbrother's Best Friend ✔
Teen FictionAchtung! Enthält teilweise gewalttätige und sexuelle Szenen. Nachdem Joyce vom Jugendamt aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde, zieht sie zu einer vierköpfigen Familie plus dem besten Freund ihres Adoptivbruders. Joyce ist sofort klar, dass si...