13 - Einer von dieser Sorte Jungs

25.2K 1K 98
                                    

13 - Einer von dieser Sorte Jungs

In verschwitzter Baseballmontur ging ich nach Hause, weil ein Spaßvogel wohl dachte, es sei besonders witzig, meine Sachen nass zu machen. Völlig erschöpft vom Spiel und der Hitze auf dem nach Hause weg, machte ich die Haustür hinter mir zu und lehnte mich dagegen. Das lila Cap riss ich mir vom Kopf und strich mir den Schweiß von der Stirn. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass ich besser als die Jungs vom Spiel aussah, denn bei ihnen war es genauso, dass sie in Litern schwitzten und dann der ganze aufgewirbelte Sand im Gesicht, an den Armen und sonst wo hängen blieb.
„Joyce? Wo warst du denn? Wir haben uns Sorgen gemacht.“, hörte ich Jenna aus der Küche. Vielleicht wäre es doch nicht so verkehrt gewesen, zu Hause Bescheid zu sagen…
Total geschafft ließ ich mich auf dem Barhocker fallen und zog mir die Spikes aus. Ich könnte schwören, dass sie dampfen! Mark lehnte am Tresen und las in der Zeitung, während Cole und Quinn im Wohnzimmer irgendein Spiel zockten, aber in der Pause mich misstrauisch musterten. „Tut mir leid, aber heute war in der Schule das Vorspiel für die Baseballmannschaft.“, seufzte ich und deutete auf meinen Aufzug. Sofort wurde Mark hellhörig, was mich zum Schmunzeln brachte. Er war wirklich ein Baseballfreak mit Leidenschaft. „Und? Wie war’s?“, fragte er und verschränkte lächelnd die Arme vor der Brust. „Ich bin dabei.“, grinste ich stolz. „Das ist doch toll!“, meinte auch Jenna, bis Quinn protestierend aufstand und zu uns in die Küche kam. „Joyce?“, fragte er mahnend und schaute mich streng an. „Ja?“, erwiderte ich vollkommen unschuldig. Oh man, er sah echt sauer aus. „Soweit ich weiß, haben wir kein Mädchenteam.“, fing er gespielt unwissend an und verschränkte sowie Mark vorhin die Arme vor der Brust, nur das es bei ihm bedrohlicher aussah. „Ja, schon, aber ich hab Couch Manley überzeugen können, da-“ „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Du willst ernsthaft spielen, wenn du umgeben von einer Meute an Jungs bist?“, brüllte Quinn mittlerweile.

Er packte mich am Handgelenk, zog mich hinter sich her bis zu seinem Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Seine Augen funkelten wütend in der Dunkelheit auf, denn anscheinend hielt es dieser Kerl nicht für nötig, die Rollläden hochzuziehen, sodass nur durch die kleinen Schlitze kleine Lichtstrahlen hereinfielen. Mir fiel auf, dass ich noch nie in Quinns Zimmer war, aber ich konnte auch nicht wirklich viel erkennen. „Du trittst da wieder aus.“, meinte er bedrohlich ruhig. Ich blieb einfach am Fleck stehen, weil ich keine Lust hatte, über irgendetwas zu fliegen. „Sag mal, was gibt dir das Recht dazu, zu bestimmen, was ich mache und was nicht?“, keifte ich ihn an und stemmte die Fäuste in die Hüfte. „Das kann dir egal sein, aber ich will nicht, dass du da wieder hin gehst! Die sind doch sowieso alle nur auf das Eine aus!“, schrie er mich an.
„Für was hältst du mich eigentlich? Glaubst du, ich bin so eine, die mit jedem Typen in die Kiste steigt, oder was?“, schrie ich zurück und spürte, wie das Blut durch meinen Körper schoss. Eiserne Ruhe zeichnete sich auf Quinns Gesicht ab, während er mich betrachtete. „Ich weiß es nicht.“, antwortete er völlig kalt und sah mir trotzig in die Augen. Das war nicht der Quinn den ich kannte. Ich ging auf ihn zu, ignorierte die Tränen in den Augen, die er in der Dunkelheit sowieso kaum erkennen würde und trat vor ihn. Ich holte mit meiner Hand aus und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, sodass sein Kopf nach links schnellte. Mit dem Gesicht kam ich ihm gefährlich nah, bevor ich ihn anzischte, wie eine wild gewordene Raubkatze.
„Du bist nicht mein Vater, noch mein Bruder oder mein Freund, also wage es ja nicht mehr, so über mich zu reden. Wir sind hier fertig!“
Ohne weitere Worte drängte ich mich vorbei aus seinem Zimmer, ging in mein eigenes und sperrte mich ein. Wie konnte er nur! Nun liefen mir die Tränen unaufhörlich die Wangen hinunter und brannten auf meinem immer noch dreckigen Gesicht, aber das war mir jetzt egal. Duschen konnte ich später auch noch.

Ich schmiss mich auf mein Bett, kuschelte mich in mein Kissen und ließ den Tränen einfach freien Lauf. Quinn hatte mich indirekt als Schlampe bezeichnet und das tat verdammt weh. Ich meine, ich hatte noch nie einen Freund und war dementsprechend auch noch Jungfrau. Ich bin sogar noch ungeküsst, also wieso kann er mich nur so derartig beleidigen, wenn er überhaupt keine Ahnung von mir hat?
Ich holte meine Kopfhörer aus dem Schreibtisch, stöpselte sie an mein Handy und hörte You Raise Me Up von Josh Groban auf Dauerschleife. Still weinte ich in mein Kissen, aber nicht nur, weil ich verletzt war, sondern auch, weil ich enttäuscht war. Ich dachte wirklich, er wäre anders. Nicht, wie einer von diesen beschissenen Bad Boys.
Irgendwann wurde die Musik in meinen Ohren immer leiser, bis ich komplett wegdämmerte.

My Stepbrother's Best Friend ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt