9 - Zum Dahinschmelzen

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9 - Zum Dahinschmelzen

Meine Tür wurde aufgerissen und ein schwarzer Haarschopf kam in mein Blickfeld. „Joyce, steh‘ auf. Schule.“, sagte Mark leise und knapp. Noch ziemlich daneben nickte ich und zog die Bettdecke weiter nach oben, so wie man es eben machte, wenn man die ‚Schulkrankheit‘ hatte. Irgendwann machten sich die Stunden, die Quinn und ich in der Küche verbrachten eben doch noch merkbar. Wieder rüttelte er an meiner Schulter und zog mir das Kissen unter dem Kopf weg. „Hei!“, protestierte ich und stand widerwillig auf. „‘Tschuldige, aber anders kriegt man dich ja nicht wach.“, grinste er und ging raus, um mir wenigstens ein bisschen Privatsphäre zu gönnen.
Ich sah auf mein Handy und stöhnte innerlich auf. Na toll, es war schon halb Sieben, also konnte ich nur hoffen, dass die Jungs schon fertig mit duschen waren. Ich holte mir eine helle Jeans und ein dunkelgraues lockeres Shirt heraus, weil es für Mai schon ziemlich warm war, ging mit den Sachen nach draußen und rannte fast in einen total verschlafenen Jason hinein. „Sorry“, murmelte er und kratzte sich am Kopf, sodass seine feuchten Haare noch ein größeres Durcheinander waren als eh schon. Oha, da hatte wohl jemand genauso viel Lust aufzustehen, wie ich. Ich klopfte kurz an die Badezimmertür, aber nichts war zu hören, also huschte ich schnell nach drinnen, aber man konnte nicht absperren, was ich schon vor Langem festgestellt hatte. So schnell wie nur irgend möglich riss ich mir die Sachen vom Leib und stellte das heiße Wasser an. Hier ein bisschen Shampoo, da ein bisschen Duschgel und Voila! Nur noch abduschen. „Joyce? Kann ich rein? Ich muss echt dringend aufs Klo!“, jammerte Quinn, nachdem ich das Wasser abgestellt hatte, um ihn besser zu verstehen. „Ja, und ich will noch Zähne putzen!“, schrie jetzt auch noch Cole.
Gott, hatte ich ein Glück, dass die Dusche aus Milchglas bestand, aber trotzdem war mir ziemlich unwohl bei dem Gedanken war, dass ich hier splitterfasernackt stand. „Äh… J-ja, aber beeilt euch bitte.“, schrie ich zurück und stellte wieder das Wasser an. Peinlich! Ich hörte wie die Tür aufgemacht wurde und kurz darauf drangen alle möglichen Geräusche von Wasserhahn bis zu Schränken an mein Ohr. Ich schaltete das Wasser ab und wartete ein paar Minuten, bis sie endlich abhauen würden, aber nichts da. „Man, Leute! Ich will raus, also könntet ihr mal eure Ärsche hier raus bewegen?“, stöhnte ich genervt, aber es war nur ein protestierendes Gurgeln zu hören. Anscheinend war Cole immer noch nicht fertig mit Zähne putzen. „Kann mir dann jemand wenigstens mein Handtuch geben?“, versuchte ich es weiter. Es konnte doch nicht sein, dass man in Herr Gottes Frühe aufstehen musste, damit man hier in Ruhe duschen konnte, oder?
Eine braungebrannte Hand mit langen Fingern und goldenen Härchen auf dem Unterarm reichte mir das apfelgrüne Handtuch, das ich dankend annahm. Mir war klar, dass es Quinn war, denn erstens waren Coles Haare pechschwarz und zweitens war er ja beschäftigt. Ich trocknete mich ab und wartete darauf, dass sie dieses Mal fertig waren, aber Quinn war immer noch da, als ich mit dem Handtuch fest um meinen Körper gewickelt, aus der Dusche lugte. Das machte er doch mit Absicht! Zumal er überhaupt nicht beschäftigt aussah, sondern sich bloß die Haare zu recht zupfte. Konnte er das nicht in seinem Zimmer machen? „Du bist echt unmöglich.“, sagte ich genervt, konnte aber nicht verhindern, dass meine Mundwinkel zuckten. Quinn Caldren konnte man einfach nicht böse sein, mit seinem unschuldigen und doch so maskulinen Gesicht. „Du bist aber auch das charmanteste Mädchen, das ich je getroffen habe.“, schrie er mir lachend hinter her, während ich zurück in mein Zimmer ging. Oh, meine Klamotten. Schnellen Schrittes ging ich zurück zum Badezimmer und riss die Tür auf, blieb aber mit riesen Augen stehen. Er stand mit dem Rücken zu mir und Heilige Scheiße, war sein Rücken attraktiv!
Atmen, Joyce, immer schön atmen!

„Tut mir leid!“, entschuldigte ich mich sofort, als er sich verwundert umdrehte. Oh Gott, ein halb nackter Quinn stand vor mir und ich war mir seinen Muskeln nur allzu bewusst. Gab es ein Gesetz, dass man nicht zu gut aussehen durfte? Ich war mir nicht sicher, aber wenn nicht, dann wurde es höchste Zeit. „Macht nichts.“, sagte er und fing an zu Schmunzeln. Ich musste wie ein Vollidiot da stehen und ihn angaffen. Seine braungebrannte Brust, die mit Adern verzierten Arme und die leichten Anzeichen seines Muskelspiels an seinem Bauch. Die goldenen Härchen, die von seinem Bauchnabel abwärts in seiner lockeren Boxershorts verschwand, ließ nur erahnen, wo sie hinführte.
Mit glühenden Wangen senkte ich den Blick, als mir bewusst wurde, was ich hier eigentlich tat. „Willst du hier Wurzeln schlagen, oder brauchst du irgendwas?“, fragte er mich und seine Waldgrünen Augen funkelten amüsiert auf. „Ähm, nein nicht direkt, ich…“ Lass dir was einfallen oder hast schneller eine Anzeige wegen Stalking am Hals als du Mississippi sagen kannst! „Meine Klamotten! Die- die hab ich vergessen.“, sagte ich schnell, als mir der eigentliche Grund wieder einfiel, wieso ich überhaupt hier war. Ich deutete auf den Badewannenrand und Quinn gab sie mir, immer noch schmunzelnd. Er musste mich doch bestimmt für total bekloppt halten! „Danke.“, murmelte ich und flitzte, so schnell es das Handtuch zuließ, zurück zu meinem Zimmer.

My Stepbrother's Best Friend ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt