15 - Das Leiden einer Kranken

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15 - Das Leiden einer Kranken

Nicht jeder konnte von sich behaupten, einen solch spannenden Samstag wie ich zu verbringen. Nein wirklich, was gab es denn bitteschön aufregenderes, als den lieben langen Tag im Bett zu liegen? Ich könnte so einiges aufzählen. Ich hörte Musik, während ich in endlos vielen Decken eingewickelt in meinem Bett lag. Die Heizung lief auf Höchststufe, aber mir war eisig kalt und das schlechte Wetter draußen machte es nicht wirklich besser.
Jenna lugte durch die Tür herein und erkundigte sich das tausendste Mal heute, ob ich noch irgendwas brauchte. „Ich hab alles.“, krächzte ich. Die Kotzattacke vorhin tat meinem Hals wohl nicht so gut. Jenna trat nun komplett herein und schloss leise die Tür hinter sich, als würde ich schlafen. Ihre hellbraunen Haare band sie sich in einer schnellen Bewegung zusammen, aber trotzdem saß jede Strähne perfekt, was bei mir selbst nach dem 93. Versuch nicht gelang. Mit einem Lächeln setzte sie sich auf meine Bettkante und sah kurz auf ihre Finger. „Du verstehst dich mit Quinn sehr gut, hab ich Recht?“, fragte sie lächelnd. Nach außen hin sah ich vielleicht noch ganz normal aus, aber innerlich blieb mir das Herz stehen. „Äh, ja. Wir sind gut befreundet.“, stammelte ich, nachdem ich mich wieder gefangen hatte und versuchte möglichst ihr in die Augen zu sehen, weil ich einmal in einer Zeitschrift gelesen hatte, dass das ein Anzeichen sein solle, dass man log. War das überhaupt eine Lüge? Eigentlich nicht, denn Quinn und ich waren ja eigentlich nicht mehr als Freunde, aber ich konnte nicht leugnen, dass ich für ihn schwärmte. Nehmt es mir nicht übel - Quinn war Adonis auf Erden und ein Gentleman, aber die Sache von gestern hatte mich ein wenig abgeschreckt. Wärt ihr nicht verletzt, wenn euer Schwarm euch als Schlampe oder sonst was beschimpfen würde?
Ich vermute mal, doch.
Mit einem kurzen Blick auf meinen Nachttisch kontrollierte Jenna anscheinend, ob ich auch schön brav meinen Tee ausgetrunken hatte und lächelte mich wieder an. Ich fragte mich schon sehr lange, wie eine Familie nur immer so gut gelaunt sein konnte!
„Und… Mehr ist da nicht?“, fragte sie zögerlich, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Wenn ich jetzt etwas getrunken hätte, hätte ich es so richtig Filmreif ausgespukt. „Nein!“, stritt ich sofort ab und sah sie fassungslos an. „Wie kommst du darauf? Wir sind wirklich nur Freunde. Quinn ist für mich wie ein Bruder.“, nuschelte ich zum Ende hin, denn es fühlte sich falsch an, so etwas zu sagen. „Ach so ist das.“, meinte sie wieder, konnte aber das Schmunzeln auf ihren Lippen nicht verbergen. Jennas blau-grüne Augen funkelten mich belustigt an und ich wusste, dass dieses Thema noch längst nicht vom Tisch war. Und ich behielt Recht. „Du weißt schon, dass du mit mir reden kannst, oder? Du bist wie die Tochter, die ich unter diesen Höhlenmenschen nie hatte.“, lachte sie und entlockte mir auch ein eher etwas seltsam klingendes Krächzen. „Ich weiß und dafür bin ich dir dankbar, aber es ist wirklich nichts.“, murmelte ich und sah auf meine Hände. Ich hatte ihm zwar verziehen, aber vergessen konnte ich es trotzdem nicht. Manche Dinge saßen einfach und damit landete er bei mir voll ins Schwarze, denn Jahrelang konnte ich mir von Garrett anhören, was für ein Flittchen, Miststück oder eine Schlampe ich war und irgendwann glaubte man eben, wie nutzlos und minderwertig man war. „Joyce, ich war auch ein Mädchen, also mach mir nichts vor.“, sagte sie sanft und strich meine Bettdecke glatt. Als mich ihre Augen zu durchbohren drohten seufzte ich lautstark und ließ kurz den Kopf hängen. „Versprich mir, ihm kein Wort zu sagen.“, ermahnte ich sie mit erhobenem Zeigefinger. „Ehrenwort.“, sagte sie todernst. Okay, tief ein- und ausatmen. Ich wusste, dass ich Jenna vertrauen konnte, sonst würde ich ihr das niemals erzählen. „Quinn und ich sind wirklich nur Freunde, aber… ich mag ihn, bloß eben auf eine andere Art und Weise, die viel mehr als nur Freundschaft sein muss. Ich habe keine Ahnung von diesem ganzen Beziehungszeug und ich glaube nicht, dass er überhaupt an so jemandem wie mir interessiert ist. Ich sehe doch, dass er in der Schule beliebt ist und die Mädchen auf ihn stehen, aber das kann ich verstehen, weil er auch so abartig gut aussieht! Ich weiß einfach nicht, wie ich mit dem Ganzen umgehen soll, oder besser gesagt, wie ich mit ihm umgehen soll.“, ratterte ich herunter und verstärkte meine kleine Rede mit einem Seufzer. „Oh, eins kannst du mir glauben: Mark hat es mir auch nicht wirklich einfach gemacht. Damals war ich siebzehn, als ich ihn kennengelernt habe. Da waren wir auf dem Geburtstag meiner besten Freundin, die mal wieder eine riesen Party organisiert hatte. Mark war damals neu hergezogen und als ich ihn gesehen habe, wusste ich, dass ich ihn unbedingt haben muss.“, lachte Jenna und starrte an die Wand, während sie in Erinnerungen schwebte. „Und wie ging’s weiter?“, fragte ich sie interessiert. „Als er auf unsere Schule kam, fing er an, mich ständig zu nerven und glaub mir, dieser Kerl hatte in dieser Sache sehr viel Ausdauer. Es hat wirklich Ewigkeiten gedauert, bis wir zusammen gekommen sind und naja, dann waren hier und da noch ein paar Missverständnisse und so weiter.“, fügte Jenna am Schluss kleinlaut hinzu. „Süß!“, lachte ich und hielt mir die Nase zu, als ich niesen musste, damit ich sie nicht mit einem Schleimbatzen attackierte. „Ja, das war es und ich würde es immer wieder so machen.“, seufzte sie und lächelte vor sich hin. „Also, was ich dir damit sagen will, ist, dass du doch gar nicht weißt, ob er dich genauso mag.“ „Oh, doch, dass weiß ich. Glaub mir einfach.“, warf ich ein und schlüpfte weiter unter meine Decke, weil ich langsam immer müder wurde. „Okay, dann belassen wir es erst einmal dabei und wenn du wieder jemanden zum Reden brauchst, du weißt, du kannst immer zu mir kommen.“, lächelte sie mich warm an, stand auf und ließ mich in meinem Zimmer alleine. Ich ließ mich tiefer in mein Kissen fallen, zog die Decke bis zu meinem Kinn hoch und versuchte zu schlafen, was sich als wirklich schwierig herausstellte, wenn die Nase ständig lief, aber man nicht schnäuzen konnte. Bah! Frustriert stand ich auf, wackelte zum Fenster, weil mir immer noch ein wenig schwindelig war und ließ die Rollläden herunter. In der Dunkelheit tastete ich mich zurück, stieß mir aber, so tollpatschig ich eben war, den Fuß an der Säule an, die eigentlich gar nicht in der Nähe meines Bettes war. Na toll, ich Schlaumeier hätte mir auch theoretisch mein Handy mitnehmen können und den Weg beleuchten können. Ich hüpfte auf einem Bein und hielt mir zischend den Fuß fest. „Verdammt!“, knurrte ich und hoppelte weiter zu meinem Bett, bis ich mich schließlich darauf fallen ließ. Naja, das Hüpfen war nicht gerade vorteilhaft, denn jetzt war mir wieder übel.
Unter der Bettdecke kauerte ich mich zusammen und hielt mir den Bauch, bis ich dann doch noch einschlief.

Ich wurde von etwas Lautem wach, dass sich wie ein Vibrieren anhörte. In der Dunkelheit tastete ich den Nachttisch ab und kniff die Augen zu, als ich mein Handy entsperrte. Eine Nachricht von Anonym.

Also, kommst du heute auf meine Party? (Hab sogar anständiges Englisch verwendet :D)

Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen, während ich zurücktippte.

Wer bist du? o.O

Ich musste kaum eine halbe Minute warten, bis der- oder diejenige zurückschrieb.

Kyle ;) Auf wie viele Partys wirst du bitteschön eingeladen, wenn du dich nicht mal an MICH erinnerst?! -.-

Wie kommst du an meine Nummer?!, schrieb ich stattdessen zurück, denn langsam ging mir dieser Junge auf die Nerven.

Manche Dinge sollten ein Geheimnis bleiben ;) Also?

Ich stöhnte genervt auf und warf den Kopf in den Nacken.

1. Hör mit den behinderten Zwinker-smileys auf!
2. Nein, ich komm nicht auf deine Party.
3. Lösch meine Nummer.

Ich rammte meine Finger förmlich in das Display, als ich diese Nachricht schrieb.

Und wieso nicht? *Hundeblick*

Weil ich krank bin und außerdem zieht der Hundeblick bei mir nicht. Schon gar nicht, wenn ich ihn nicht sehen kann, Trottel.

Nachdem ich das geschrieben hatte, schaltete ich mein Handy aus, tastete mich zur Tür und trat in Jogginghose und Kapuzenpulli auf den Flur, der im Gegensatz zu meinem Zimmer hell erleuchtet war. Geblendet kniff ich die Augen zusammen und strich mir die Haare aus dem Gesicht - ich war zu faul, mir jetzt einen Haargummi zu suchen. Stattdessen schob ich sie mir bloß hinter die Ohren und blieb erschöpft stehen, um nicht zu taumeln. Eigentlich wurde ich nicht oft krank, aber wenn ich dann mal erkältet war, dann aber so richtig. „Morgen, Sonnenschein.“, lachte Cole, der gerade aus dem Badezimmer kam und grinste mich breit an. „Nennst du mich etwa Sonnenschein, weil ich dich mit meiner Schönheit blende?“, zog ich ihn auf und lächelte verschlafen. „Noup, das war ironisch gemeint.“, grinste er. Wenn er nicht so weit weg gestanden hätte, dann hätte ich ihn jetzt geschlagen. „Na, vielen Dank auch.“, grummelte ich und zog die Ärmel von Dads ausgewaschenem Pulli bis zu den Fingern nach vorne. Er hatte diesen Kapuzenpullover geliebt, mit seiner marineblauen Farbe und dem Namen seines alten Colleges darauf. ‚Edward Waters‘ stand dort in weißen abgeblätterten Buchstaben.
Zusammen mit Cole ging ich runter in die Küche, aber nach dem Vorfall heute Morgen wollte ich bestimmt nichts mehr essen. Stattdessen setzte ich mich neben Mark vor den Fernseher, der gerade ein Baseballspiel ansah. Uh, das Team kenne ich und die sind die totalen Nieten. Währenddessen las er in der Zeitung und sah immer wieder zum Fernseher hoch. Multitasking Talent würde ich das nennen!
Den restlichen Tag bemutterte mich Jenna wie irre, was mich langsam wahnsinnig machte, aber Cole und Quinn lenkten mich ab, indem sie mich zu Ersterem ins Zimmer zogen und versuchten, mir PlayStation3 spielen beizubringen.

Ich weiß, nicht besonders spektakulär aber naja. Ich hoffe, dass es euch trotzdem gefallen hat und danke, danke, danke für die lieben kommis und votes und reads und follows und, und, und xD :*

Eure S. <3

My Stepbrother's Best Friend ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt