3 - Der Lebenslauf
„Ähm… Hei.“, sagte ich schlicht und hob schüchtern die Hand. „Wieso bist du hier?“, fragte mich ein schwarzer Junge freundlich und lehnte sich an einen großen Tisch.
„Kompliziert.“, sagte ich bloß, weil ich es nicht erzählen wollte. Ich meine, würdet ihr es tun, wenn ihr sie erst seit ein paar Sekunden kennt?Wahrscheinlich nicht und außerdem hatte ich ja noch nicht mal eine Ahnung, ob ich sie mögen würde oder nicht. „Ach so. Ja, ist schon klar, dass du nichts sagen willst, also fangen wir mal an. Ich bin Jonny, bin siebzehn und meine Eltern sind abgekratzt.“, sagte er und ich zuckte wegen seiner Direktheit zusammen. Wie konnte man bei so einem Thema so reden und vor allem, wer stellte sich bitteschön so vor? Als nächstes redete die mit den kirschroten Haaren.
„Ich bin Alicia und sechszehn Jahre alt. Meine Mom hat mich alleine großgezogen und konnte mich nicht mehr durchbringen, als ich drei war.“, erklärte sie und begutachtete ihre Nägel. Bildete ich mich das bloß ein oder schien es ihnen wirklich nichts auszumachen hier zu sein? „Also heißt das, das du schon seit du ein Kind bist, hier fest steckst?“, fragte ich fassungslos und meine minimale Zuversicht, hier rauszukommen, sank auf minus neunzig. Mindestens. „Nein, nein. Ich war zwischenzeitlich bei verschiedenen Pflegefamilien, aber die haben es nie länger als ein Jahr mit mir ausgehalten.“, lachte sie und musterte mich wieder aus braunen Augen.
Als nächstes stellten sich mir ein 15-Jähriger namens Nick und eine 17-Jährige namens Brianna vor.
„So, und was ist jetzt mit dir?“, fragte mich Jonny und verschränkte die Arme lässig. Sie hatten mir zwar von ihnen erzählt, aber irgendwie hatte ich die leise Ahnung, dass ich mich lieber vor ihnen in Acht nehmen sollte. Wie gesagt, ich war der geborene Skeptiker und Pessimist. „Meine Leute hatten keinen Bock mehr auf mich.“, sagte ich also schlicht und ich konnte ihnen dabei sogar in die Augen sehen, denn irgendwie stimmte es ja auch.
Normalerweise konnte ich einem Blick nicht länger als zwei Sekunden Stand halten, wenn ich log. Die meisten von ihnen nickten verstehend, aber Jonny und Alicia schauten mich stirnrunzelnd an. Glaubten sie mir nicht? Das war schön für sie, denn ich würde ihnen nicht mehr erzählen.
Als ich aus den Augenwinkeln diese Frau von vorhin vorbeigehen sah, verabschiedete ich mich schnell und fragte sie, wo ich meine Taschen hin stellen sollte. Bevor ich die Küche verließ, hörte ich noch diese Brianna, wie sie jemandem zu murmelte: „Die ist ja komisch drauf.“
Na toll, da machte man sich ja echt gut Freunde, oder? Ich schüttelte den Kopf über mich selbst und ging in den dritten Stock in das Zimmer, das mir Ms. Samos, wie sie sich mir vorstellte, zeigte. Es war am Ende des Flures und an der Tür hing ein Schild mit drei Namen: Trish, Lynn und Sue. Okay, tief durchatmen.
Ich klopfte und kurz danach hörte ich auch schon ein herein. Langsam öffnete ich die Tür und sah, wie drei Mädchen auf ihren Betten saßen. Eine Brünette, eine Brünette mit kurzen Haaren und eine mit schwarzen Haaren.
Die Brünette mit den kurzen Haaren lächelte mir zu und begrüßte mich als Erstes. Ich hatte das Gefühl, dass sie in diesen vier Wänden so ungefähr das Alphamännchen war, denn erst dann sagten die anderen beiden ‚Hey‘. „Hey“, grüßte ich zurück und stand einfach nur dumm da, unschlüssig, was ich jetzt tun sollte. „Bist du neu?“, fragte mich die Schwarzhaarige und ich nickte nur schüchtern.Ich hatte noch nie Freundinnen und diese Mädchen hier kamen mir so vor, als wären sie wie die Barbies auf meiner High School, denn die Brünette mit den langen Haaren trug jetzt schon ein bauchfreies Shirt, obwohl es noch gar nicht so heiß war und auch die anderen waren leicht bekleidet, während ich mit einem ausgewaschenen weißen T-Shirt, einer Weste und einer verblichenen zerrissenen Jeans herum rannte. „Dann ist das da jetzt dein Bett.“, erklärte sie und zeigte auf das Bett in der linken Ecke des Zimmers. Hier hingen viele Poster von Bands, Sängern, Schauspielern oder Models. Auf den Kommoden stapelten sich die Schminkutensilien und auf einer Couch lagen die Klamotten herum.
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My Stepbrother's Best Friend ✔
Teen FictionAchtung! Enthält teilweise gewalttätige und sexuelle Szenen. Nachdem Joyce vom Jugendamt aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde, zieht sie zu einer vierköpfigen Familie plus dem besten Freund ihres Adoptivbruders. Joyce ist sofort klar, dass si...