17 - Die #2 in meinen Gedanken

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17 - Die #2 in meinen Gedanken

Heute war Mittwoch und ich durfte immer noch nicht in die Schule. Jetzt mal ehrlich, es war sterbenslangweilig, denn ganzen Tag zu Hause zu sitzen. Cassie konnte nicht kommen, weil ich sie 1. nicht anstecken wollte und 2. sie sowieso nicht da war, weil sie beim Zahnarzt war. Cole war mit einem seiner Kurse die ganze Woche über weg. Quinn mied mich wie die Pest und Jason musste sich auf bevorstehende Prüfungen vorbereiten. Und ich? Ich konnte hier in meinem Bett versauern und schauen, wie ich den Tag rum bringen könnte. Notfalls hätte ich meine Hausaufgaben gemacht, damit ich wenigstens etwas zu tun hatte, aber wie denn, wenn ich nicht wusste, was wir überhaupt auf hatten.
Mittlerweile war schon Nachmittag, während ich in Shorts und Top herumlief. Mein Gesicht glühte und mir war so unendlich heiß! Vor allem, als mich Jenna in einer Wolldecke verpackt hatte, die ich nur fünf Minuten später wieder runtergestrampelt hatte.

„Kann ich was anderes außer Suppe haben?“, jammerte ich von Barhocker aus und sah Jenna dabei zu, wie sie den Kühlschrank durchstöberte. Sie stand mit dem Rücken zu mir und hielt den Zeigefinger in nach oben, um mir zu signalisieren, dass ich leise sein sollte. Überrascht hielt ich den Mund, als sie sich mit wütender Miene zu mir umdrehte. „Hast du meine Marzipanschokolade gegessen?“, fragte sie streng und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich verzog angewidert das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Bäh, nein. Ich hasse Marzipan.“
Kaum hatte ich meinen Satz beendet schrie sie aus vollster Kehle nach Mark. „Meine Schokolade ist weg!“, beschwerte sie sich und ich konnte echt nicht verstehen, warum sie so ausrastete. Es war doch bloß Schokolade. Während Mark die Treppen runter ging, stürmte sie an ihm vorbei nach oben. Wahrscheinlich um Jason zur Rede zu stellen, weil Cole und Quinn nicht hier waren. Als Mark neben mir stehen blieb, schüttelte er den Kopf über seine Frau und sah ihr aus seinen braunen Augen belustigt hinterher. „Wieso tickt sie so aus?“, flüsterte ich ihm zu und schaute immer noch zur Treppe. „Naja, bei ihr ist es so, dass sie sich einmal im Monat etwas Süßes gönnt und das wäre ihre geliebte Marzipanschokolade. Manchmal frage ich mich echt, ob sie diese kleine Tafel mir vorziehen würde.“, flüsterte er zurück und traute sich ebenfalls, nicht von den Stufen wegzusehen.
Ich fing an zu lachen, bei dem Gedanken, wie Jenna ihn für Schokolade stehen ließ. „Wieso verdächtigt sie dich nicht?“, fragte ich ihn und zog meine karierten Shorts ein wenig nach unten. „Weil ich Marzipan ekelig finde.“, lachte er und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Kücheninsel.
Kurz darauf kam Jenna mit Jacke und Schuhen in der Hand die Treppe runter und band sich die hellbraunen Haare zu einem Zopf zusammen. „Ich gehe einkaufen.“, meinte sie und schlüpfte in die ausgebleichten Ballerinas. „Kann ich mitkommen?“, fragte ich hoffnungsvoll, weil ich vielleicht endlich meine heißersehnte Ablenkung bekommen könnte. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist…“, sagte sie und hielt in der Bewegung inne. „Bitte, bitte, bitte. Ich ziehe mich auch warm an.“, versuchte ich es weiter und schaute sie aus großen Augen an. Sie atmete laut auf und nickte mit dem Kopf Richtung Treppe. „Na gut, aber beeil dich.“, seufzte sie und packte ihre Handtasche zusammen.
So gut es ging rannte ich die Treppen nach oben und holte schnell aus meinem Schrank eine schwarze Jogginghose, die an den Waden ein wenig enger war und einen dicken Strickpullover mit einem Herz darauf. Ich liebte diesen Pulli, der war so warm und weich! Dann wickelte ich mir noch einen Looping Schal um den Hals, damit er schön warm blieb und ging wieder nach unten. „Passt das so?“, fragte ich Jenna und deutete auf mein Outfit. Sie nickte schmunzelnd und zog so wie ich ihre Schuhe an. Wir fuhren mit ihrem dunkelgrauen BMW Cheep, während wir laut Musik hörten und ich meine Knie ans Armaturenbrett lehnte. Nur zehn Minuten später waren wir beim Supermarkt und ich durfte den Einkaufswagen fahren, auf dem ich meine Arme lehnte. So wie ich es als kleines Kind immer gemacht hatte, stellte ich mich mit einem Bein auf die Getränkeablage und ließ den anderen Fuß über den Boden schleifen, während ich mich ab schupste. Ja, das waren die kleinen Freuden des Lebens.

My Stepbrother's Best Friend ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt