Am nächsten Morgen, die Sonne schien noch nicht, saß ich in meinem Bett und Schritte polterten die Treppen hinauf. Ich riss meinen Blick von dem stummen Handy zu meinen Füßen und blickte Richtung Tür.
"Öffne sie und du bist tot, Florian.", brummte ich. Die Schritte kamen nun zögernd näher. Als hätte er mich gehört. Ich atmete tief ein und aus und stieg aus meinem warmen Bett. Meine nackten Füße begegneten den kalten Dielen. Ich rollte mit meinen Schultern, wobei sie heftig knackten. Meine Hände begannen zu schwitzen.
"Nicht zu Weihnachten.", brummte ich und ballte sie zu Fäusten.
Florian stand nun vor meiner Tür und es wurde still. Ich wartete einen Moment, jeder Muskel in meinem Körper war angespannt. Dann holte ich tief Luft, öffnete meinen Mund, bereit zu schreien, er solle sich verpissen. Aber im gleichen Moment flog die Tür auf. Die Türklinke rammte gegen die Wand, sodass mein Regal wackelte. Florians Augen waren rot, sein Gesicht bleich, seine Haare standen in alle Richtungen ab und er hatte eine Zigarette im Mund. Nichts besonderes. Und auch sein blaues Auge war nichts besonderes.
"Du bist betrunken.", sagte ich mit so fester Stimme ich konnte. Seine braunen Augen funkelten mich an. Ich kannte die Form von Hass darin und bekam eine Gänsehaut. Er presste die Lippen aufeinander und kam mit erhobenem Finger auf mich zu. Sofort stellte ich mich kampfbereit.
"Das ist alles deine Schuld!", zischte er hervor. Verblüffend deutlich, wenn ich seinen Zustand bedachte.
"Das Vater dich meinetwegen schlägt, ist nicht meine Schuld.", kam ich ruhig zum Millionsten Mal zurück. Ein bitteres Lächeln trat auf seine kaputten Lippen.
"Schlaf deinen Rausch aus und wir reden morgen darüber." Jetzt zitterte meine Stimme schon etwas und ich konnte nicht anders, als einen Schritt zurück zu weichen. Seine Muskeln spannten sich an und er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette.
"Du hast nichts falsch gemacht.", sagte er schließlich seelenruhig, ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen. Sofort entspannten sich meine Muskeln und ich warf ihm einen fragenden Blick zu.
Er lachte leise und lief in meinem Zimmer auf und ab. Dabei besah er sich meine Bücher, meine Sammlung von Räuchermännchen, strich mit seiner Hand darüber und fand schließlich mein Handy.
"Hey!", rief ich aus und ging einen Schritt auf ihn zu, aber als er mich ansah, blieb ich sofort stehen. Er zog belustigt die Augenbrauen hoch.
"Geheimnisse?", fragte er und wedelte mit meinem Handy herum.
"Nein.", zischte ich und wagte einen Versuch, es ihm aus der Hand zu reißen. Aber natürlich bekam ich es nicht. Er brauchte es einfach nur hoch zu halten.
Wieder lachte er leise und stieß mich grob auf mein Bett. Tränen schossen mir in die Augen und mein Herz raste.
"Das ist Privatsphäre, Florian."
Wieder zog er die Augenbrauen hoch und nickte. Spielte mit meinem Handy herum und versuchte offensichtlich meinen Code zu knacken. Ich biss mir auf die Zunge, während seine Frustration wuchs und er es mir schließlich entgegen warf. Gerade so konnte ich es auffangen, sonst wäre es gegen die Wand gescheppert. Er nahm die Zigarette aus dem Mund und wischte sich über das Gesicht.
"Geh' schlafen, Florian..", murmelte ich so ruhig ich konnte. Leichte Sorge machte sich in meiner Brust breit. Als er nicht reagierte, sondern nur auf den Boden starrte, wagte ich es, weiter zu reden.
"Wie lang bleibt er?"
"Bis Silvester.", gab er zurück und ich hörte die Angst heraus. Ich schluckte und ein beklemmendes Gefühl machte sich in meiner Brust breit.
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Little Angel
FanfictionPAUSIERT Eingesperrt. Sarah war eingesperrt. Familie, Freunde, Arbeit- das alles hatte eine andere Bedeutung für sie. Mit 26 Jahren begab sie sich zum ersten Mal in die Weite der Welt, nur um feststellen zu müssen, dass die Größe Washingstons nichts...