Why not?

32 2 2
                                    

Das alles lief ehrlich gesagt schneller, als ich gedacht oder auch nur gewollt hatte. Misha war in meinen Armen eingeschlafen und sein Kopf ruhte in meinem Schoß. Dem blassen, entspannten Gesicht sah ich den Stress der letzten Nacht an und verdammt, hatte er tiefe Augenringe bekommen. Ich fühlte mich erschöpfter, als vor unseren Treffen. Ja- unsere Treffen. Besonders viele waren es nicht gewesen und was hatte ich dabei von ihm herausgefunden? Nicht viel. Dass wir uns jetzt erzählt haben, wie kaputt wir waren, war unsere Grundlage für die Liebe? Oder für das, was wir Liebe nannten. Dabei hatte ich ihm noch nicht ein Mal alles verraten. Noch längst nicht alles erzählt, was hinter der Sache mit meiner Familie steckte und ich war mir absolut sicher, dass hinter seiner Geschichte auch mehr steckte als das. Machte ich mir etwas vor? Machten wir uns etwas vor? 

Ich fuhr durch seine dunklen Haare und genoss das kribbelnde Gefühl in meinen Fingerspitzen. Natürlich mochte ich ihn und ich wollte ihn. Aber was nützte es? Wir machten uns doch gegenseitig kaputt, statt heil. Wie von selbst legte sich meine Hand auf seine Brust. Sein Herz schlug ruhig und kräftig und es verschaffte mir ein Gefühl von ..von..

-Was zum Henker ist das?!-

Geschockt ließ ich von ihm los und krabbelte so vorsichtig ich konnte unter ihm weg. Stand jetzt neben dem Bett und sah ihn an. Noch immer das Gefühl seines schlagenden Herzens an meiner Hand. Und dieses Gefühl! Das selbe, wie auf der Straße in Washington.

-Was ist das für ein Gefühl, was du in mir auslöst, huh? Misha? Was!-

Hastig ließ ich von ihm ab und beschloss, mich abzulenken. Erst jetzt fiel mir auf, wo ich mich eigentlich wirklich befand. Verdammt. Diese Zimmer waren unglaublich. Die Dachschrägen brachten eine angenehme Abwechslung in die ansonsten sehr gemütlich gehaltene Einrichtung.

Ich lief Barfuß aus dem Schlafzimmer in das Wohnzimmer, das langgestreckt, wie ein Flur war. Anschließend machte der Raum einen Knick nach rechts- die Küche. Und direkt rechts neben mir führte ein kleiner Flur zum Ausgang. Ein Lächeln huschte auf mein ausgelaugtes Gesicht. Wunderschön, vermutlich absolut überteuert, aber in keinem Fall arrogant.

-Ein bisschen wie Misha.-, dachte ich. Und ich war hier! Vom kleinen Kinderzimmer zu einem abgelegenem Rückzugsort hoch über einer wilden Großstadt.

 -Wie Misha..- 

Jetzt lächelte ich breit und überwand den Weg zur Küche hüpfend. Heute war mein Geburtstag!

Warum mit negativen Dingen aufhalten? Erst, als ich den Kaffee fast fertig hatte, stellte ich geschockt fest, dass ich nicht wusste, wie alt ich war. Hastig rechnete ich nach.

"27? Ich bin 27 Jahre alt?"

"Alte Oma.", raunte es hinter mir und ich zuckte heftig zusammen. Beinahe verschüttete ich den Kaffee. 

"Misha.", lachte ich auf und drehte mich zu ihm um. Seine Hände umfasten sanft meine Hüften. 

"Warum bist du wach?"

Er zog schmunzelnd die Schultern hoch. 

"Du warst weg."

Meine Hand lag auf seiner Brust und wieder spürte ich seinen Herzschlag. Ein Ruck durchfuhr mich. Das Gefühl von vorhin- es war nicht da! Prüfend verstärkte ich den Druck auf seine Brust und konzentrierte mich ganz auf ihn. Vollkommen. Aber nichts.

"Was tust du da?", gluckste er und hastig wandte ich mich von seinem Herzen ab und legte meine Arme um seinen Nacken. 

-Das ist Bullshit Sarah. Du wirst einfach nur verrückt, weiter nichts.-

Little AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt