Trigger-Gefahr!
Ich war noch im Bad und übergab mich, als ich es weit entfernt hörte. Mein Vater, der Florian anbrüllte. Wenn ich nur gekonnt hätte, wäre ich davon gerannt. Aber einerseits war ich gerade an die Toilettenschüssel gekettet, andererseits rissen mir Florians verzweifelte Rufe ein Loch in die Brust. Tränen stiegen mir in die Augen und vollkommen entkräftet kippte ich zurück gegen die kalten Fliesen. Mein Hals brannte und mein Körper zitterte. Ein Druck baute sich in mir auf. So gern hätte ich jetzt geschrien, aber kein Ton kam über meine aufgerissenen Lippen. Stumm. Ich war stumm."Zeig mir, dass ich dir vertrauen kann, Florian! Dann überlege ich mir vielleicht noch Mal, ob ich einen Babysitter einstelle, wenn ich wieder nach Afghanistan muss."
Geschockt fuhr ich in die Aufrechte und starrte die weiße Tür an. Die Haare in meinem Nacken stellten sich auf. Ich sah nun komplett scharf. Kein Tränenschleier versperrte mir die Sicht und die verlorene Kraft war zurück in meinem Körper.
Vaters "Babysitter" war der absolute Horror. Die Hölle war nichts dagegen. Sofort schossen mir Bilder in den Kopf, die ich hastig wieder wegdrängte. Nein- Florian würde niemals zulassen, dass diese Frau ihm oder mir auch nur in die Nähe kam. Also musste er Vaters Vertrauen gewinnen. Und das funktionierte nur auf eine Weise.
Schritte wurden laut und kamen dem Badezimmer immer näher. Meine Hände zitterten und ein Knoten bildete sich in meinem Magen. Was tun?! Was sollte ich tun?! Hastig ging ich auf die Tür zu und öffnete sie, bevor Florian auch nur dagegen klopfen konnte. Etwas überrascht aber vollkommen entschlossen blickte er mir entgegen. Ich hielt die Luft an. Das musste jetzt in Sekunden passieren.
Ich warf einen Blick über Florians hohe Schulter. Mein Vater stand, die Arme verschränkt im Flur und blickte zu uns hinüber. Gleichzeitig trat Florian auf mich zu, die Hand schon zur Faust geballt. Wenn er mich jetzt schlagen würde, würde er meinen Gehorsam erzwingen- die Kontrolle über mich zurück gewinnen und somit Vaters Vertrauen. Allerdings wollte Vater nicht, dass mir ein Haar gekrümmt wurde. Auch nicht von Florian. Er akzeptierte zwar, dass Florian dadurch sein Vertrauen zurück gewann, allerdings würde Florian dafür von Vater bestraft. Und die Strafe war schlimmer, als die gewöhnlichen Prügeleien. Um uns beide vor der Babysitterin und Vater zu schützen, blieb mir nur eines übrig. Die Entscheidung war innerhalb von Sekunden getroffen.
Ich fiel auf die Knie, neigte meinen Kopf und streckte ihm meine Handflächen entgegen. Die Geste war instinktiv. Ich hielt die Luft an. Die weißen Fliesen in meinem Blickfeld verschwammen langsam vor meinen Augen. Jede Faser in meinem Körper war angespannt. Warteten auf das, was folgen würde. Stille. Es war so still, dass ich das Blut in meinen Ohren Rauschen hörte.
Florians überraschte, unregelmäßige Atemzüge. Gleich würde ich zerreißen! Meine Augen brannten höllisch, aber ich wagte es nicht zu blinzeln. Luft! Ich brauchte Luft! Ich stand kurz vor dem Zusammenbruch, als er unsicher und vorsichtig nach meinen Händen griff. Ich zuckte zusammen und alles in mir löste sich und fiel zusammen. Wie ein Kartenhaus, sackte ich zusammen. Sein Griff wurde jetzt fester und er riss an meinen Armen. Nur mit Mühe schaffte ich es auf die Beine, wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Ohne ein Wort, zog er mich hinüber zur Toilette. Ich verstand sofort und spülte mein Erbrochenes hinunter. Dann zog er mich an einem Handgelenk aus dem Bad heraus zu Vater, der uns noch immer entgegen blickte.
"Sieh mich an, Sarah." Vaters Stimme war ruhig und sanft. Mir stieg wieder Galle in den Mund, aber ich sah auf.
Florian hielt mich noch immer fest. Er sah uns beiden in die Augen, die Arme noch immer verschränkt. Ich hielt die Luft an. Würde er es uns abkaufen? Hatte Florian sein Vertrauen zurück gewonnen? Verzweifelt versuchte ich, Unterwerfung in meinen Blick zu legen und meine Täuschung zu verbergen. Als sich das Gesicht meines Vaters glättete und er zufrieden lächelnd nickte, atmete ich erleichtert aus. Er griff sich in die Hosentasche, nahm meine freie Hand und legte mir mein Handy in die Hand. Ich konnte meine Überraschung und das Gefühl, gesiegt zu haben, nicht verbergen. Zum Glück schien er nur die Überraschung zu erkennen. Florians Griff lockerte sich etwas, als ihm Vater auf die Schulter klopfte und ohne ein weiteres Wort ins Wohnzimmer zu meinen Großeltern verschwand.
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Little Angel
FanfictionPAUSIERT Eingesperrt. Sarah war eingesperrt. Familie, Freunde, Arbeit- das alles hatte eine andere Bedeutung für sie. Mit 26 Jahren begab sie sich zum ersten Mal in die Weite der Welt, nur um feststellen zu müssen, dass die Größe Washingstons nichts...