Dangerous Woman

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Meine Wangen waren heiß und die kalten Tränen brannten darauf. Weißer Rauch stieg vor meinem Gesicht im stetigen Takt auf und verdeckte mir die Sicht. Mein Herz raste, mein Kopf war leer. Was fühlt man in so einem Moment? Nichts. 

-Reiß dich zusammen, Samantha! Reiß dich...-

Ein Schluchzen entrang meiner Kehle und frustriert knurrte ich auf. Wo war ich? Ich sah mich um- Autos. Nichts als Autos. Richtig, auf einem Parkplatz. Ich drehte mich weiter und entdeckte das riesige Gebäude, das in den wolkenbehangenen Himmel ragte. Der Flughafen! Berlin?

-Komm schon.- zischte ich und versuchte, meine Gedanken ins Rollen zu bringen. -Diese verfickten Blackouts!- 

Ich leckte mir über die Lippen. Eisen? Ich schmeckte Blut! Erschrocken fasste ich mir an die Lippen und als ich meine Finger ansah, waren sie rot. Winter, Flughafen, Blut. Es kam wie ein Blitz zurück. Alles. 

Laura und Patrick hatten die ganze Woche nach Silvester frei und so dümpelte der erste Tag des Jahres vor sich hin. Der Morgen war noch sehr frisch gewesen, als ich hier ankam. Also entschlossen wir, uns in die Küche zu setzen und uns an ein Rezept aus ihrem Kochbuch zu wagen. Wir hatten genug Zeit, um versaute Dinge wieder gut zu machen. 

Patrick wollte Kohlrouladen, Laura und ich allerdings bestanden auf gefüllte Zucchini. Wir entschieden uns also für beides. Warum auch nicht? Wir hatten Zeit. Man sollte meinen, bei den Gerichten, gibt es nicht viel zu versauen, aber falsch gedacht. Natürlich musste ich Misha ein Bild von dem verbrannten Essen schicken. Verbrannt ist gar kein Ausdruck! Misha schrieb zurück und so kam es langsam aber sicher ins laufen. Den ganzen Tag über, hatte sich mein Herzschlag nicht ein Mal beruhigen können und beide- Laura und Patrick- lachten meine roten Ohren und den scheckigen Hals aus. 

"Weißt du, wann ich dich zum letzten Mal so gesehen habe?", begann Laura, da saßen wir gerade am Karmin und tranken Kaffee.

 "Sag es nicht!", rief ich und griff warnend nach einem Sofakissen. Patrick lachte laut auf und seine Augen wurden groß und wissend. 

"In der 10. Klasse!", rief er aufgeregt aus. 

"Halt die Klappe!", unterbrach ich ihn, aber beide ließen sich nicht aufhalten. Laura lachte nun auch heftig. 

"Julian hieß er, richtig?"

"Ihre erste große Liebe!", sagte Laura besonders schnulzig und lachte mir entgegen, "Wie hast du ihn genannt? Sexy Julian?"

Das war zu viel, ich schmiss ihr laut lachend das Kissen an den Kopf. 

"Awww! Sarah ist verliebt!", rief Patrick breit grinsend aus, "Verliebt in Miiisha." 

Ich spielte die bockige und durfte mir noch einige Spitzen anhören, aber es störte mich nicht. Im Gegenteil. Es stachelte mein Wohlgefühl an. Seit langem hatte ich mich nicht mehr so glücklich gefühlt. Wir schrieben bis in die Nacht hinein. Bzw. tat ich es. 

-Wie spät ist es eigentlich bei dir?-, wollte ich wissen.

-7 Uhr.-

Ich schickte ein Bild von mir im Bett und einen Stinkefinger dazu. Was zurückkam, raubte mir den Atem. 

-Sieht gemütlich aus. Wüsste gern, wie es sich anfühlt.-

Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Wie hatte er das gemeint? Wie es sich anfühlt...Verdammt, was sollte ich antworten! Zum Glück kam er mir zuvor. 

Little AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt