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Ich schwitzte. Holy Fuck, ich schwitzte! Und eiskalt war mir! 
"Verdammte scheiße.", zischte ich, als wir auf dieses riesige Haus zu liefen. Misha lächelte mich Mut machend an, aber als ich in sein geschundenes Gesicht sah, wurde mir noch übler. 
"Wir sind erst gestern angekommen.", flüsterte ich hastig, "Warum warten wir nicht, bis du wieder normal aussiehst? Das macht alles noch komischer!"
Misha zog die Augenbrauen hoch. 
"Tut mir Leid, dass ich uns verraten habe."
"Ja!", zischte ich ernst, obwohl er es vollkommen im Scherz gemeint hatte, "Gott. Das ist alles so falsch! Ich bin die, mit der du fremd gegangen bist, Misha. Was glaubst du, werden sie von mir halten? Und dann noch dein Gesicht! Glaubst du, sie stellen keine Fragen? Was willst du antworten?"
Misha blieb stehen und wandte sich mir zu. Sein Händedruck wurde heftiger und ich spürte, dass er wollte, dass ich ihm in die Augen sehe. Aber ich konnte es nicht. Mein Herz raste und hätte er mich nicht festgehalten, wäre ich davon gerannt. Meine Augen begannen zu brennen.
"Ich bin der, der seine Kinder und Freunde die letzten Monate wegen einer Affäre vernachlässigt und angelogen hat. Glaubst du, sie haben nichts geahnt?"
Uff. Das tat weh und die Steine des Weges verschwammen vor meinen Augen. Scheiße- jetzt brachte er mich auch noch zum Weinen, kurz bevor wir da waren! Am liebsten hätte ich ihn angeschrien. Was dachte er sich dabei? Was hatten wir uns dabei gedacht, verdammt!
"Wir hätten vorsichtiger sein müssen.", brachte er erstickt hervor, wollte mich aus seinem Griff winden, aber er hielt mich fest.
"Wenn wir das durchziehen, wird sich alles verändern, Misha. Da hängt einfach alles dran!"
Er ließ von einer meiner Hände ab und sofort fanden meine Finger zu meinem Unterarm. Aber sie hielten sofort inne, als Misha nach meinem Kinn fasste und es anhob. Jetzt zwang er mich in seine Augen zu schauen. Er lächelte! Wie konnte er lächeln?
"Ja.", sagte er, "Und das ist okay."
Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. Ich verstand nicht und er schien es zu sehen. Er ließ mich wieder los und zog meine Finger von meinem Unterarm weg.
"Sarah!", lachte er, "Jensen hat mich angerufen, weil er wissen wollte, wie es mir geht. Obwohl er wusste, was ich tue."
"Was?" 
"Sie vertrauen mir, verdammt. Und ich vertraue ihnen. Das, was ich tue, ändert nichts daran."
Ich blinzelte die Tränen weg und kam langsam wieder zu mir. 
"Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass sie dich niemals verurteilen würden?"
Ich sah ihm eine Weile in die blauen Augen. Ich vertraute ihm und er vertraute ihnen. Trotzdem schüttelte ich langsam den Kopf und er verdrehte schmunzelnd die Augen. 
"Dann muss ich dich dazu zwingen.", sagte er leichthin und zog mich den Weg weiter. Meine Knie wurden ganz weich und jetzt raste mein Herz wieder.
-Oh scheiße, oh scheiße! Nein!-
Ich wehrte mich nicht, warum auch? Sicher hatte ich Angst und ich wollte lieber zurück in meinem Kinderzimmer sein, anstatt hier. Aber dann wäre ich ohne Misha. Dann wäre alles umsonst gewesen. 
-Komm, Sarah. Komm schon! Und wenn sie dich für eine Hure halten, na und? Du weißt wer du bist. Misha weiß, wer du bist. Du hast nichts falsch gemacht!-
Misha drückte die Klingel und als sie aus dem Innern des Hauses erklang, bekam ich beinahe einen Herzinfarkt. Der Magen drehte sich mir um. Konnten wir nicht einfach zurück in seine Wohnung? Nur für uns dahinleben? Aber nein. Schritte kamen näher und mit jedem weiteren, wurde mir bewusst, wie dumm mein Wunsch war. Wie sehr ich gezwungen war, mich in Mishas Realität zu begeben. 
"Sarah..", gluckste er und strich über meine Hand, die sich in seine krallte, "Entspann dich, okay?"
Ich sah gerade zu ihm auf, als die Tür lautlos aufschwang. Nur aus dem Blickwinkel sah ich ihn dastehen, aber ich spürte seine Anwesenheit, wie einen warmen Sonnenstrahl. 
"Misha!", begrüßte Jensens warme, tiefe Stimme seinen Freund. Misha ließ meine Hand los und trat einen Schritt auf Jensen zu, sodass ich gezwungen war, meinen Blick von ihm loszureißen und dem entgegen zu blicken, was mich unwiderruflich von allem löste, was ich kannte. Alles in mir erschütterte, als ich sie sah. Jensen schlang glücklich lächelnd die Arme um Misha und keine Spur von Falschheit lag in seinem Lächeln. Er war ehrlich glücklich, ihn zu sehen und ich war versucht, mich an diesem Bild zu erfreuen, als Misha ein Aufstöhnen nicht verhindern konnte. Mein Magen krampfte und mit wachsender Angst sah ich dabei zu, wie Mishas Gesicht alles verraten würde. Alles, was ich getan hatte! Jensen löste sich von ihm und sah ihn besorgt an und als er sich Mishas Gesicht genauer besah, löste Entsetzen die Sorge in seinem Blick ab. Ein Stein lag jetzt in meinem Magen.
-Ja! Sieh dir an, was ich getan habe Jensen. Mit deinem besten Freund. Sieh dir an, was für ein Monster ich bin!-
Jensens Blick rutschte von Mishas Gesicht zu mir. Und als mich seine grünen Augen fixierten und mich forschend ansahen, wurde mir speiübel. Alles drehte sich. Oh mein Gott. Eine Tonne Schuld legte sich auf mich und am liebsten wäre ich schreiend davon gerannt. Stattdessen fiel ich auf tauben Beinen einen Schritt zurück und wich schamerfüllt den Blick von Jensen aus. Meine Lippen wurden taub. Scheiße. 
"Ist das die Überraschung, von der du erzählt hast?", unterbrach Jensens warme Stimme die Stille und ätzte sich in meine Brust. 
"Ja.", lachte Misha. Ich fühlte mich grauenvoll. Nackt auf einem Berg gefesselt. Den Blicken des Gerichts gnadenlos ausgeliefert. Und sie brannten wie glühende Kohle. Ich wagte es nicht aufzusehen. Alles in mir wehrte sich dagegen. Gegen diese Sanftheit.
Jedem anderen wäre ich entgegen getreten. Ich war Misha entgegengetreten! Liebte ihn! Aber nicht Jensen, nein. Das war etwas komplett anderes. Sein Blick bohrte sich in meine Haut, das spürte ich. Selbst Mishas Berührung konnte mich nicht aus der Übelkeit und diesem Feuer retten.
-Hölle, Hölle, Hölle.-
Nur dumpf drang seine Stimme zu mir durch, während Jensens scharf wie Messer war. 
"Ich glaube, ihr habt euch schon ein Mal gesehen.", sagte Misha und zog mich näher. Ich stolperte vorwärts. Konnte jetzt Jensen riechen. 
"Ja. Ich erinnere mich. Du bist Mishas Engel, richtig?"
War das Belustigung in seiner Stimme? Er erinnerte sich tatsächlich an mich. Und statt der erwarteten Überraschung, lag Neugier in seiner Stimme. Überrascht sah ich auf und trat näher an Misha heran.
Jensen lächelte mich sanft, aber vorsichtig an. Den Kopf etwas schräg. Wow- er war groß! Misha drückte meine Hand und langsam floss Gefühl zurück in meinen Körper. 
"Wir haben eine Menge zu erzählen.", meinte Misha mit belegter Stimme und wollte gerade weiter erzählen, als er inne hielt und auf mich hinab sah.
"Sarah?", fragte er, "Alles okay?"
Ich blinzelte und sah hinauf in seine blauen Augen. Wärme! Freiheit! Verdammt- wo waren sie? Verzweifelt versuchte ich, wieder zu mir zu finden. 
"Das wollte ich grade euch beide fragen.", übernahm Jensen meine Antwort und in dem Moment war es rettend. Ich hätte jetzt kein Wort hervor gebracht, ohne mich zu übergeben. 
"Misha! Hey!", rief es aus dem Haus. Ein noch größerer Mann mit langen, dunklen Haaren tauchte hinter Jensen auf. Sein Lächeln brach zusammen, als er Mishas Gesicht sah und als sein Blick meinen traf, konnte ich die Fragezeichen auf seiner Stirn sehen. 
Der peinliche Moment der Stille hielt zum Glück nur sehr kurz an. Jensen bat uns freundlich, aber noch etwas verhalten herein. Das Haus war riesig und die Einrichtung verdammt geschmackvoll. Aber ich nahm kaum etwas war. Ich kratzte mit den Fingernägeln meiner freien Hand über meine Finger. Wach werden! 
-Sarah! Es sind nur Menschen! Freundliche noch dazu. Und sie vertrauen Misha. Du bist erwachsen- hör' auf, dich wie ein Kind zu benehmen!-
"Wo sind Gen und Daneel?", fragte Misha, als wir in die Küche liefen. In die Küche von Jensen Ackles. Oh mein Gott.
"Sie sind spazieren, müssten aber bald wieder kommen.", gab Jensen zurück. Wir setzten uns und Jensen gab Misha und mir ein Glas Wasser. 
"Es ist leider noch etwas zu früh für Alkohol.", sagte er mich anlächelnd. Ich gab ein kurzes Schmunzeln zurück und fühlte mich schon etwas wohler. Und trotzdem- die Situation wirkte so unwirklich auf mich. Die Anwesenheit von Jensen und Jared, die ich bisher nur als Dean und Sam oder unerreichbar als Schauspieler wahrgenommen hatte, waren jetzt so fassbar. Mir wurde schwindelig. Jared starrte Misha und mich abwechselnd unverhohlen fragend an. Warf Jensen einen erwartungsvollen Blick zu, bis er es schließlich nicht mehr zurück halten konnte. 
"Was zum Teufel ist hier los?"
Misha und ich sahen uns kurz an und dann begann Misha, eine Lügengeschichte aufzutischen. Ich sah in Jensens Gesicht, dass er kein Wort glaubte, was Misha über die Treppe erzählte und abgesehen davon: Konnte ich zulassen, dass er wegen mir die belog, denen er vertraute? Einen Jensen Ackles belog?  
"Wie blöd bist du gefallen, um so auszusehen?", brachte Jared verwirrt hervor. Jetzt schien er auch an der Geschichte zu zweifeln. Jensen und Jared sahen Misha abwartend an, aber der antwortete nicht, sah nur immer wieder hilfesuchend zu mir.
"Mein Bruder!", rief ich beinahe aus. Alle drei sahen mich überrascht  an.
"Mein Bruder hat ihn verprügelt.", stammelte ich und griff nach Mishas Hand. Stille. Misha atmete nur tief ein und aus. Ich wusste nicht genau, was er gerade verarbeitete- die Tatsache, das ihn ein weitaus jüngerer so zugerichtet hatte, oder, dass ich solch eine Verwandtschaft hatte.
"Okay..", sagte Jensen gedehnt und sah zwischen mir und Misha hin und her. Ich sah in seinen Augen, dass es ihm langsam dämmerte, während die Fragezeichen auf Jareds Stirn noch großer wurden. Jensen schnaufte und deutete auf unsere noch vollen Gläser. Misha und ich verstanden und leerten sie hastig. Mit einem gezwungen Lächeln bat uns Jensen in den Garten. 
"Ich verstehe immer noch nicht.", brummte Jared schließlich, als wir auf dem Weg nach draußen waren.
"Deswegen siehst du also scheiße aus, aber warum hat er dich verprügelt und warum bist du so kurzfristig hier?"
Misha und ich tauschten einen Blick und nun lag es an mir, wie viel ich erzählen sollte. Ich entschloss mich, zwar die Wahrheit zu sagen, aber nicht alles.
"Mein Bruder war sehr früh für mich verantwortlich und mein Vater..." Ich räusperte mich und alles in mir zog sich schmerzvoll zusammen. Bilder von einem Gürtel und ein sich im Schloss drehender Schlüssel schossen in meinen Kopf. Als Misha meinen Namen raunte, holte ich keuchend Luft und fügte hastig, um es hinter mich zu bringen, hinzu: "Wir haben kein gutes Verhältnis."
Es herrschte eine Weile Stille und ich hatte mich noch nie im Leben so nackt und verwundbar gefühlt, wie in diesem Moment. Nur mit absoluten Zwang, konnte ich meinen Blick heben und die Reaktionen sehen. Jared lief mit dem Blick vorraus, die Hände in den Hostaschen, die Schultern entspannt. Er schnaufte und nickte mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Er schien die Lage in etwa zu verstehen, trotz dem ich kaum etwas gesagt hatte, aber als ich Jensen Blick begegnete, nahm es mir für einen Moment den Atem. Jared verstand, dass meine Lage zu Haus schlimm zu sein schien, aber Jensen schien durchschaut zu haben, wie schlimm. Jeder Muskel in seinen Armen war angespannt und sein Blick huschte zwischen Mishas geschundenem Gesicht zurück zu meinem. Offenbar suchte er bei mir nach Wunden, aber sein Blick blieb nur an denen hängen, die ich mir selbst zu fügte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und Galle stieg in mir auf. Am liebsten wäre ich laut weinend zusammengebrochen. Jensen hatte eine unglaublich merkwürdige Art an sich. Und dass ich sie noch nicht einschätzen konnte, verwirrte mich noch am meisten. 
"Deswegen ist sie erst ein Mal für ein paar Wochen bei mir.", unterbrach Misha die peinliche Stille, "Sie braucht Abstand. Und wir müssen klären, wie es weiter gehen soll."
Dass er damit nicht nur das Ding zwischen mir und meinem Bruder und meinem Vater meinte, wusste ich. Aber ich ging nicht weiter darauf ein und zum Glück begann Jensen sehr bald mit einem anderen Thema, sodass mein Kopf Stück für Stück klarer wurde. Ich weiß gar nicht, worüber sie redeten, aber Jensens Stimme klang dabei so sanft und warm und Mishas glich sich dem Ton nach und nach an, bis das übrig blieb, was mir immer wieder eine Gänsehaut über den Rücken jagte und ein Lächeln auf die Lippen zog. Mishas Stimme war anders tief, anders warm und auf eine ganz andere Weise sanft. Sie hatte einen aufregenden Unterton. Jensen klang nach purer Ruhe. In Mishas Stimme lag Tiefe. Und sie war unberechenbar. Sicherheit rauschte durch meine Brust und ich konnte jetzt wieder meinen Körper spüren.
Wir standen unter Bäumen auf einer Rasenfläche und schauten auf einen tiefliegenden See hinab. Es war heiß heute, aber am See ging es. Ich war in Texas. Stand auf der Wiese von Jensen Ackles mit einem riesigen Haus im Rücken, ein Pool auf der linken Seite und einem See vor meiner Nase. Nur langsam realisierte mein Hirn, dass das hier kein Traum war. Das hier war Realität! Aber obwohl das Erwachen langsam und zäh geschah, war es einfach...unglaublich. Ich spürte mein Herz. Es schlug langsam. Zufrieden lehnte ich mich an Misha, der mir einen Kuss auf die Stirn drückte, bevor er weiter mit Jensen und Jared erzählte. Jared- er klang aufgeregt, wie ein kleiner Hund, aber das Glück in seiner Stimme klang wankend. Schmunzelnd schloss ich meine Augen und hatte die Comic-Con vor Augen. Das erste Mal, als ich alle drei getroffen hatte. Das war beinahe ein ganzes Jahr her und trotzdem- in diesem Moment schien es, als hätten sie sich nicht verändert. Misha drückte meine Hand und ich sah fragend zu ihm auf. Wie ein Schlag ins Gesicht musste ich feststellen, dass sich einiges verändert hatte. Auch, wenn die Trauer ihm noch immer, wie damals auf der Straße, anhaftete und sich nun sogar mit tausend anderen heftigen Dingen mischte- er hatte sich verändert und ich wusste in diesem Moment nicht, ob es gut oder schlecht war. Zum Glück wurde ich schnell von diesem bedrückenden Gefühl abgelenkt. Kinderlachen füllte die Stille und wir wandten uns alle um. Ein kleines blondes Mädchen kam breit grinsend auf uns zu gerannt. In der Tür zum Haus, standen zwei Frauen. Eine von ihnen versuchte gerade zwei kleine Jungs dazu zu bewegen, auf uns zu zu gehen, die andere winkte uns fröhlich zu. Sofort begann alles in mir zu kribbeln und meine Lippen wurden wieder taub. 
"Halt mich fest, okay?", raunte ich Misha auf deutsch zu. Er gluckste belustigt, aber ich wusste, dass er mich verstanden hatte. Er drückte meine Hand und lächelte mich Mut machend an: "Es kann uns nicht passieren, okay? Nichts."
Ich blickte an ihm vorbei und sah, wie Jensen glücklich seine Tochter JJ in die Arme nahm und sich mit ihr drehte. Jared lief auf seine Söhne zu und ich blickte mit einem Lächeln zu Misha auf. In seine wundervollen, blauen Ozean Augen. Atmete tief ein und aus und nickte. Stolz lächelnd beugte er sich zu mir hinab und legte seine Lippen auf meine. Sein Drei-Tage-Bart und der Schorf auf seinen Lippen kratzten mich, aber verdammt. Er war so sanft! Ich atmete den Kuss ein! Versuchte die warme Dusche, die durch meinen Körper floss, festzuhalten. Ich tankte Kraft. Und als wir uns lösten, war jede Spur von Übelkeit verschwunden. Es blieb nur ein kribbelndes, leicht flaues Gefühl in meinem Magen übrig. Aber es war nicht schlimm, nein! Es war wie die Aufregung, wenn man in der Schlange zu einem Konzert steht oder Achterbahn fährt. Ich schloss noch ein Mal die Augen und machte mir selbst klar, wo ich mich gerade befand- mit wem ich zusammen war. Und es war berauschend! Als ich die Augen wieder auf schlug, stand Jensen vor uns, mit JJ auf dem Arm und seiner Frau Danneel neben sich. 
"Danneel- das ist Sarah. Mishas Engel.", stellte mich Jensen lachend vor und auch, wenn ich ihren Augen Verwirrung erkannte, kam sie lächelnd auf mich zu. Ich geriet in Panik. Hastig streckte ich ihr meine Hand entgegen und als sie sie annahm, musste sie lachen. Sie wollte mich umarmen und ich hatte ihr meine Hand in den Bauch gerammt! Wie peinlich, verdammt. 
"Und das ist JJ. Meine Tochter.", fuhr Jensen fort und er sah dabei so stolz aus! Ich lächelte freundlich und streckte dem kleinen Mädchen meine Hand entgegen, aber sie drehte sich schüchtern weg. Jensen setzte zu einer Entschuldigung an, aber ich unterbrach ihn hastig: "Ist schon okay." Ich kannte es gar nicht anders. Jedes Kind reagierte so auf mich, wenn sie mich zum ersten Mal begegneten. Ich wusste nicht, was es war, aber sie schienen mich nicht einordnen zu können. Mit Tom und Shep war es das selbe, obwohl Tom es schaffte, mir höflich lächelnd die Hand zu geben. 
"Wie unhöflich.", lachte Misha und ich musste mitlachen.
"Maison und West werden genau so auf mich reagieren. Aber sie werden sich an mich gewöhnen, glaub mir."
"Ich kann sie verstehen.", sagte er. 
"Ach ja?", fragte ich auffordernd. 
"Ja! Du bist furchteinflößend."
"Sagt der ohne Gesicht!", lachte ich. 
Genevieve kam auf uns zu und wir verstummten. Sie umarmte Misha etwas verhalten und nahm dann meine Hand freundlich lächelnd an, die ich ihr, wie Danneel, in den Bauch rammte. 
"Du bist also Sarah?", fragte sie und ihr Lächeln wurde jetzt breiter. Mit einem Blick zu Misha, zog sie die Augenbrauen hoch, "Ich habe schon von dir gehört."
-Hat sie?- 
Meine Überraschung musste mir ins Gesicht geschrieben sein. Sie lachte auf und ließ mich los. Kam auf meine Seite und legte vertraut einen Arm um meine Schulter. 
"Ich kann mich an eine Geschichte über einen Engel erinnern, ja."
Ich sah gespielt empört zu Misha auf. Er grinste mich nur breit an. 
"War ich so überwältigend?", brachte ich etwas unsicher, aber spielerisch verführerisch hervor. 
"Absolut!", antwortete Gen für Misha. Ich schmunzelte und konnte nicht verhindern, rot zu werden. 
Ein heftiges Krachen fuhr durch die Luft und Tom schrie erschrocken auf. 
"Ohoh! Gewitter!", rief Jared gespielt dramatisch aus und rannte ins Haus. Wir folgten ihm lachend. Hastig griff ich nach Mishas Hand. Ich wollte auf keinen Fall allein sein! Sie waren zwar unglaublich freundlich und ihre warme Ausstrahlung hat das Eis zum schmelzen gebracht, aber ich war noch längst nicht bereit, mich allein mit irgendjemanden hier zu unterhalten. Außer vielleicht mit den Kindern. Gen und Danneel kamen hinter uns her. 
"Misha?", raunte Danneel leise. Er wandte sich fragend zu ihr um. Ihr Blick fuhr zu mir und dann wieder zurück zu ihm. Sie legte den Kopf etwas schräg und schlang ihre Arme um ihren schmalen Körper. In ihren braunen Augen lag jetzt die pure Sorge. Auch Gen sah uns fragend und besorgt an. 
"Was...", sie unterbrach sich und wich seinem Blick aus, "Was ist passiert?"
Als sie wieder aufsah, zerriss es mir beinahe das Herz. Sie machten sich alle so viel Sorgen um ihn. Teilten sein Leid. Als wäre er Teil ihrer Familie. Es raubte mir den Atem. Mishas Hand wurde kalt in meiner und jetzt drückte ich sie. 
"Das erzähle ich euch oben, ja?"
Sie lächelten schmal und gingen voran. Wir liefen durch einen kleinen Raum mit einer kleinen Küche, eine Wendeltreppe hinauf, durch einen Flur und dann waren wir in dem lichtdurchfluteten Raum, durch den wir auch schon vorhin zur Küche gekommen sind. Aber da hatte ich ihn nicht wahrgenommen. Eine Glaswand trennte eine Art Wintergarten von dem Wohnraum, in dem sich schon Jared mit den Kindern aufhielt. Danneel trennte sich von uns und wir liefen jetzt mit Gen weiter. In dem verglasten Raum stand ein langer hölzerner Tisch und wir hatten einen unglaublichen Blick auf den See. Der Pool und die Rasenfläche lagen einen Stock unter uns. 
"Wow.", brachte ich hervor. Jared grinste mich breit an. 
"Vollkommen übertrieben, oder?" 
"Dekadent!", fügte Misha hinzu und ließ mich los. Aber nur, um mir einen Stuhl unter dem Tisch vorzuziehen. Ich setzte mich erleichtert darauf. Misha, Jared und Gen setzten sich auch. Und als die Kinder spielend in dem riesigen Haus verschwanden, kamen wir ins erzählen. Wir redeten über das Gewitter und das Wetter, bis Jensen und Danneel mit Getränken zu uns kamen. Dann begann das Verhör. Sie wollten alles ganz genau wissen: Wann und wie wir uns kennengelernt hatten. Obwohl sie die Story des Kennenlernens schon kannten, hörten sie gern meiner Variation zu und auch Misha folgte meinen Worten gespannt. Ich hatte sie ihm noch nie erzählt, fiel mir auf. Hier und da schweiften wir vom Thema ab und die anderen warfen Erzählungen mit ein, sodass wir erst nach gut einer Stunde zu dem Punkt kamen, wo Misha hastig nach meiner Hand griff und mir wieder übel wurde. Misha erzählte und als er fertig war, hörte man nur noch den Regen gegen die Scheiben peitschen. Die Luft war zum Schneiden dick. 
"Es ist gut.", brach Danneel die Stille und ich sah sie fragend und überrascht an.
-Gut? Was daran war gut?!-
Sie lächelte mild und ich konnte nicht anders, als ihr zu vertrauen. 
"Dein Vater und dein Bruder können dir nichts mehr tun.", fügte sie hinzu und ein Schock fuhr durch meinen Magen. 
-Was?- 
Nur mit Mühe sah ich in die Runde und begegnete Zustimmung. Sie kannten mich doch noch gar nicht!
"Du bist jetzt eine von uns.", sagte Jared neben mir gespielt dramatisch und legte mir einen Arm um die Schulter, "Jetzt gibt es kein Zurück mehr!"
Eine Gänsehaut schüttelte mich und ich sah Misha an, der noch immer meine Hand festhielt. Er grinste breit, aber in seinen Augen sah ich, dass auch er wusste, wie Recht Jared hatte. Ab hier gab es kein Zurück mehr, egal, was kam. 

Little AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt