Das Haus.

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Es dauerte ein paar Sekunden, bis es langsam in mein Hirn sackte. Ich stand hier mit einem fremden Mann in engster und intimster Umarmung, während uns weitere Fremde verwirrt beäugten. Hastig drückte ich mich von ihm weg und trat einen Schritt zurück. Er runzelte die Stirn. Das "WTF" stand ihm ins Gesicht geschrieben. Verdammt. Hastig wischte ich mir die Tränen vom Gesicht und atmete tief ein und aus. Das Lächeln auf meinen Lippen kam dann automatisch. Die blauen Augen! So traurig und tief und weit und ruhig! Er! Er war hier und stand vor mir!

"Hi!", sagte ich schließlich breit grinsend. Endlich schmunzelte auch er. 

"Hi." 

Wir standen stumm voreinander und grinsten uns an, bis eine Frau an Mishas Seite trat und ihm irgendetwas sagte. Seine Augen wurden groß und er löste den Blick.

"Richtig." Er nickte der Frau zu und bedeutete mir mit einer Kopfbewegung, mit ihm mit zu laufen. Wie gern würde ich jetzt nach seiner Hand greifen! Ihn anstarren, bis meine Augen vertrocknet waren! Aber nein. Nein. Ich heftete meinen Blick auf den Asphalt vor mir, der unter meinen Füßen verschwand. Mishas Anwesenheit allein, setzte mich schon so unter Strom und Adrenalin, dass das vollkommen ausreichte.

"Ich muss in mein Hotel. Leider habe ich nicht viel Zeit." 

Mein Magen machte bei dem Klang seiner Stimme einen Satz. Es dauerte eine Weile, bis ich im Stande war, zu antworten. 

"Das ist okay!"

-Sieh ihn jetzt an, Sarah.- Und ich tat es. Uff. Es verschlug mir die Sprache.

"Dich jetzt zu sehen, ist schon- "

Er zog schmunzelnd die Augenbraue hoch, was mich zum Stottern brachte.

"Ich meine- ich freu mich, dich zu sehen. Dich wieder zu sehen!"

Jetzt lächelte er breit und löste den Blick. Ich könnte schwören, dass Röte in sein Gesicht stieg. Er wurde wegen mir rot? Was zum...

"Geht mir genau so." 

Ich musste den Blick von ihm lösen, sonst wäre ich geplatzt. Mein Magen fing jetzt richtig an, Stress zu machen. Ich wischte meine schweißnassen Hände an meiner Hose ab und zwang mich zur Ruhe. Wir liefen eine Weile stumm neben einander her, bis eine Limousine mit einem Chauffeur in Sicht kam. Ich sammelte meinen Mut zusammen. 

-Stark bleiben. Bloß nicht wieder heulen! Sag was!- 

Ich holte tief Luft, da trat von hinten wieder die Frau an uns heran. Ihre grünen Augen waren so freundlich, dass ich mich sofort wohl fühlte.

"Wie wär's, wenn wir noch etwas zusammen essen?"

Mein Mund klappte auf, es kam nichts heraus.


Ich blinzelte ein paar Mal und fand mich in einer Limousine wieder. Die Lederpolster waren kalt in meinem Rücken. Mein Herz raste und hastig sah ich mich um. Ein Schwall von Erleichterung schoss durch meinen Körper, als ich seine blauen Augen fand. 

"Was ist?", wollte Misha wissen, als er meinen Blick bemerkte. Ich sah mich um und schüttelte dann den Kopf. Wenn ich jetzt erzählte, dass ich wieder einen Aussetzer hatte, hielt mich jeder verrückt. Einschließlich mir. 

"Na dann los.", sagte er und öffnete die Tür. Scheiße- wir standen schon vor dem Hotel? Wie viel hatte ich verpasst! Mein Herz raste, als ich auf die offene Tür zurutschte. Erst jetzt wurde mir klar, was gerade passierte. Ich stieg mit einem Schauspieler zusammen aus einer Limousine, um mit ihm zusammen in ein Hotel einzuchecken. Aber als wir aussteigen, interessierte es niemanden, dass wir es taten. Keine kreischenden Fans oder Paparazzi hielten uns auf. Kein Blitzlicht machte uns blind und Misha brauchte mich auch nicht beschützend in seinen Armen mit sich ziehen. Alles war ganz...normal. Ich war schon enttäuscht, dass er mich nicht beschützen musste, als er plötzlich nach meiner Hand griff.

Little AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt