3.

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Mein Wecker klingelt einfach unerbittlich. Hör doch auf...
Seufzend strecke ich meinen Arm, um das nervtötende Gebimmel auszuschalten. Ich drücke auf alle Tasten, die ich treffe, doch der Lärm hört nicht auf. Verwundert richte ich mich auf- und spüre, wie ein Arm von mir rutscht. W.t.f.?!
Mit großen Augen schaue ich auf Shane, der an mich gekuschelt daliegt.  Neben ihm liegt sein Handy und klingelt fröhlich vor sich hin.

Kurzerhand schubse ich den Mann aus meinem Bett, in welches er sich offensichtlich ungefragt, ungebeten und vor allem unerlaubt gelegt hat.
Erschrocken richtet er sich auf und beendet endlich das Klingelgeräusch.

Er sieht, wie ich den Mund öffne und ahnt wahrscheinlich, dass ich ihn gleich anfauchen werde. Abwehrend und entschuldigend hebt er die Hände.
"Guten Morgen, Kleine. Ich weiß, ich weiß. Aber Kaiden hat fürchterlich geschnarcht! Es war nicht zum aushalten. Und ausserdem war ich nicht müde. Und du hast hier ohne Decke gelegen. Du wärst sicher erfroren ohne mein eingreifen."
Ich sehe ihn nur missbilligend an.
"Ich hab nichts gemacht, ehrlich. Sowas geht gar nicht. "
"Hmmhmmm. Gehst du bitte meinen Bruder wecken? Ich würde mich gern anziehen. Allein." Mit hochgezogener Augenbraue weise ich Richtung Tür. Shane grinst mich nochmal an und verschwindet. Ich atme einmal tief ein und aus, es hat mich viel Überwindung gekostet, ihn nicht anzustarren weil er halbnackt war. Warum musste er auch nur mit Boxershorts schlafen?
Seufzend mache ich mich fertig und greife nach meiner Tasche.
Ich sitze bereits am Frühstückstisch und unterhalte mich mit einer überraschten Maria, als Kaiden und Shane die Treppe runterkommen.
Maria beugt sich zu mir und flüstert mir verschwörerisch zu. "Also wirklich, und den wolltest du nicht in deinem Bett haben, Liebes? Pass auf, sonst krabbelt er in andere Betten. Und so wie du ihn beobachtest, möchtest du das nicht. "
Ich schnappe entsetzt nach Luft und raune zurück.  "Ich kenne ihn doch gerade mal seit gestern!"
"Das ist kein Argument! " Wir müssen beide herzlich lachen,  und sie wendet sich an die beiden Jungs.
"Kaffee,Tee, Whiskey, Orangensaft?"
Shane schaut sie mit großen Augen an, Kaiden stöhnt nur. "Kopfschmerztablette und die nächsten 3 Wochen bloß keinen Whiskey. " Ach sieh mal einer an.

Während Kaiden und Shane fertig essen, gehe ich bereits in die Garage, meinen Wagen holen.
Das sanfte Röhren des Motors versetzt mich jedes Mal in ein ganz merkwürdigen Glückszustand. Bedächtig rolle ich vor die Tür und nehme mehr männlichen Mitfahrer auf.

"Shane, sollen wir warten und du fährst bei uns mit oder fährst du allein zur Schule? "
Hallo?! Werde ich überhaupt gefragt, ob ich ihn noch weiter umherkutschieren will???
Er kratzt sich am Hinterkopf. "Äh, ich komm gern bei euch mit, danke. "
Also warten wir auf Shane, um dann gemeinsam in der Schule anzukommen. Dort stelle ich fest, dass es möglicherweise echt komisch wirkt, wenn Shane jetzt aus meinem Auto steigt. Kaiden bekommt nichts mit, der ist schon längst ausgestiegen.
Shane grinst unanständig, als ich ihm meine Bedenken mitteile.
Er nähert sich mir, um mir ins Ohr zu flüstern. Sein Atem an meinem Hals verursacht schon wieder Gänsehaut.
"Wäre das denn so schlimm, Kleine? "
Ich will gerade erwidern, als Kaiden wieder seine Tür öffnet und seinen Kopf reinsteckt.
"Kommt ihr dann auch endl-oh, Stör ich?"
Ich beiße mir ertappt auf die Lippe. "Nein, alles gut. Mein Gurt hat geklemmt."
"Aha?" Kaiden wirkt nur bedingt überzeugt, aber meinen warnenden Blick zu Shane bemerkt er zum Glück nicht.
Shane hingegen muss sich sehr offensichtlich das Lachen verkneifen. Sehr demonstrativ drückt er auf meinen Gurtauslöseknopf und zwinkert mir zu. "Das bringe ich dir dann Samstag auch alles noch bei, Kleine. "
Zeitgleich steigen wir aus und setzen uns unn Bewegung.
Kurz vor seinem Klassenraum ziehe ich ihn kurz zurück.
"Ich habe Kaiden nicht gesagt, dass du bei mir geschlafen hast. Ich rate dir, es auch so zu halten, wenn du an deinem unversehrten Gesicht hängst."
Er grinst. "Von wem geht da die Gefahr aus, von dir oder von ihm? "
"Das darfst du dir aussuchen." Ich lächele ihn noch einmal unschuldig an und entferne mich mit angemessenem Hüftschwung. Ich weiß, dass du mir hinterherschaust...

"Ohhhhh Kali, wir dachten schon du kommst heute nicht!" Ohne Menge Aussage dazu abzuwarten, redet Jenny weiter. "Svea hat erzählt, dass ihr Bruder dich mit Shane in der Pizzeria gesehen hat! "
Ich muss lachen, innerlich verfluche ich den hiesigen Buschfunk bereits.
"Dass mein Bruder und der Rest der Bande auch da war, wurde wohl verschwiegen, was? "
Bevor wir weiterquatschen können, kommt unsere Lehrerin und der Unterricht beginnt.

Während wir in der Pause auf Jenny warten, die auf Toilette wollte, nehmen Svea und Anna mich in ihre Mitte.
"Hör mal, Kali. Also, wir wollen dir nichts vorschreiben oder so. Aber pass mit Shane auf. Er... spielt gern. Es sieht vielleicht nicht so aus, aber er hat bestimmt schon jedes Herz auf dem Schulhof gebrochen..."
Ich nicke. "Das bestätigt, was ich mir schon dachte, danke Mädels!"
"Und... Pass auf deinen Bruder auf. Der Umgang mit Shane ist wahrscheinlich auch für ihn nicht ohne. Diese Jungs machen vor nichts halt, fahren illegale Autorennen und so..."
Jetzt muss ich mir das Lachen verkneifen. Wenn es weiter nichts ist...
"Woher wisst ihr, dass die Autorennen fahren?"
Svea schaut betreten auf ihre Schuhspitzen. "Wir sind öfter mal zum zuschauen dabei. Das ist eigentlich ganz cool, viele heisse Typen und so. Bitte erzähl es niemandem... Erst recht nicht Shane und den Jungs, wir wollen nicht so als Fanbitches dastehen..."
"Ach Mädels. Da habt ihr bei mir nichts zu befürchten, Ehrenwort!"

Endlich haben wir auch diesen Schultag geschafft.
"Wollen wir noch shoppen gehen? Für eure Party am Freitag? Sagt jaaaaa!" Mit Hundeblick schauen wir uns gegenseitig an.
"Klar! Shoppen geht immer. Bin gleich wieder da. Wartet kurz auf mich. " Schnell gehe ich zum Parkplatz.
"Kaiden? Ich geh mit den Mädels noch SHOPPENNNN! " grinse ich ihn fröhlich an und werfe ihm den Autoschlüssel zu. "Pass auf mein Baby auf. Und trink nicht zu viel, vielleicht musst du mich abholen." Lache ich noch. Endlich mal wieder Mädchenabend. Ich werfe Kaiden und den Jungs noch einen Luftkuss zu und verschwinde zu den Mädels. Auf dem Weg fällt mir auf, dass Shane und co jetzt definitiv wissen, dass ich mein Auto als mein 'Baby' bezeichne. Gar nicht peinlich oder so. Mit hochrotem Kopf geselle ich mich wieder zu meinen Freundinnen.
"Was ist passiert, du kleine Tomate?" Lacht Anna mich an.
"Ich hab mich glaube grad ein bisschen blamiert..." nach meiner Kurzfassung schauen die drei mich erst sprachlos an, um dann in brüllendes Gelächter auszubrechen.
"Was denn. Ich mag mein Auto halt..."
Wir haken uns beieinander ein und stiefeln los. Ein Glück ist die Mall nicht weit entfernt.

Überraschenderweise werden wir alle fündig und sind sehr zufrieden mit unserer Auswahl. Wir sitzen noch gemütlich beim Kaffeetrinken, als Jenny jemanden rüberwinkt.
"Heeeey Beatrice! Dich hat man ja die letzten Tage nicht gesehen, anders klar bei dir? "
Beatrice nickt uns freundlich zu und setzt sich kurz zu uns.
"Was ist mit Stacy?" Fragt Svea vorsichtig.
"Die kommt bald wieder von ihrer komischen Selbstfindungsreise..." seufzt sie.
Kurze Zeit später muss Beatrice weiter und ich blicke fragend in unsere Runde.
"Betrice ist Stacys Cousine. Der einzige Grund, warum sie sich mit ihr abgibt. Niemand kann Stacy leiden. Wie das halt mit der Oberbitch so ist. "
"Na, dann freue ich mich ja schon auf das zusammentreffen. Mit der Oberbitch an meiner alten Schule war es echt kompliziert..." Shit. Nicht das Thema, was ich wollte.
Fragende Blicke.
"Ich ähhhh... naja. Ich hatte was mit ihrem Bruder. Was ernstes." Ich muss tief durchatmen. Jetzt nicht heulen.

Im Augenwinkel sehe ich jemanden, der mich zu sich winkt. Adrian.
"Bin gleich wieder da, Mädels."
Er ist schlau und stellt sich in den Gang, wo es zu den Toiletten geht.
"Hey. Ich hätte nicht gedacht, du erkennst mich, du hast mich gestern schließlich das erste Mal gesehen. "
"Schöne Frauen wie du brennen sich halt regelrecht bei mir ein, da kann ich nix gegen tun. "
"Schleimer. " Ich boxe leicht gegen seinen Oberarm. Eher, gegen einen Haufen Muskeln.
Er grinst mich an. Was für ein Anblick. Hot.
"Ich hab was interessantes für dich. Montag Abend. 22 Uhr. Am Kirchplatz. Vielleicht ganz gut um die hiesige Szene kennenzulernen."
"Bedingungen?"
"Startgeld 250, Gedrosselt auf 150 km/h. Kurze Strecke, ca 10 km. Ich verbürge mich für dich. "
"Warum tust du sowas? "
"Du hast einen guten Ruf. Und vielleicht.." er kommt näher "...vielleicht habe ich dann ja was kleines gut bei dir? "
"Aha, daher weht also der Wind. Ich bin dabei- unter Geheimhaltung bitte. Und vielleicht..." Ich strecke mich zu ihm, damit ich in sein Ohr flüstern kann, "vielleicht hast du dann was gut bei mir. " meine Lippen streifen seine Wange und ich lächle ihn verführerisch an. Schon verschwinde ich wieder zu den Mädels. Fang niemals was mit dem Organisator an. Upsi.

"Jojoooooo" schnurre ich durch mein Telefon. Möglicherweise gab es nach dem Kaffee noch einige Drinks in einer Bar.
"Oh Schwesterchen. Wo steckt ihr?"

HeartracerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt