27.

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"Hey Liam!" Ich lasse mich von ihm in eine innige Umarmung ziehen, sehr zum Leidwesen von Mel, die mich mal wieder mit ihren Blicken erdolchen will. Liam dreht sich nur kurz zu ihr um und winkt einmal zum Abschied. Nachdem ich ihn gefragt habe, wann wir uns wiedersehen, hat er angeboten, dass ich ihn heute von Arbeit abholen könnte. Glücklicherweise ist sein Feierabend recht früh heute und so schlendern wir entspannt durch die Innenstadt.  Schließlich lassen wir uns auf der Grünfläche eines kleinen Parks fallen. Das Gras ist angenehm weich und kitzelt in meinen Handflächen, sodass ich leise kichern muss. 
"Was? Lachst du mich aus?"
Wortlos reiße ich ein paar Grashalme ab, drehe mich ihm zugewandt auf den Bauch und kitzle ihn damit im Gesicht.
Sein Lächeln ist einfach hinreissend und am liebsten würde ich vergessen, weswegen wir uns verabredet haben. 
Doch jedes Mal, wenn ich Shane heute gesehen habe, war mir klar, warum es wichtig ist. Und vor allem richtig. Liam ist nicht der Typ für eine Beziehung, schon gar nicht mit mir. Bei Shane wünsche ich es mir einfach so sehr, dass es schon fast schmerzt. Was nicht heißt, dass Liam mich kalt lässt. 

"Also?" Liam tippt mit seinem Zeigefinger auf meine Nase und grinst.  Sein Gesicht ist sehr wenige Centimeter von meinem entfernt und ich verspüre den Drang, ihn zu küssen. Aber das wäre sicher nicht förderlich für dieses Gespräch.
Als ich weiter schweige, ergreift er das Wort. "Du denkst an ihn."
"Wa... Was?!" überrascht schaue ich auf und sehe so etwas wie Belustigung in seinen Augen funkeln.
"An den Typen, auf den du abfährst."
"Wie...?"
"Ich bin nicht blöd, Kalista. Dass er nicht sieht, wie sehr du dich nach ihm verzehrst ist echt traurig, aber ich bin mir sicher, dass du das irgendwie hinkriegen wirst."
"So einfach ist das alles nicht..."
"Dann mach es dir einfach. Machen wir doch auch. Ich meine, uns beiden ist doch klar, dass das hier, also du und ich," , er zeigt mit dem Finger zwischen uns hin und her, " nichts Ernstes wird. Ich meine, ich stehe auf deinen Körper, du auf Meinen. Also ich mag dich auch wirklich gern, aber ich hab' es nicht so mit ernsten Beziehungen. Eher so mit kurzweiligen, intensiven Abenteuern. Obwohl ich deine Gesellschaft auch ohne Sex sehr gern habe."
Angestrengt atme ich aus und drehe mich wieder auf den Rücken. Seine offene und ehrliche Art, die ich so schnell zu schätzen gelernt habe, überfordert mich gerade etwas.
"Zu viel?"
Ich schüttle den Kopf und bringe ein schiefes Lächeln zustande. "Du bist so herrlich offen und einfach... ehrlich. Das macht es leicht. Mit Shane hingegen... Da ist ziemlich viel, was zwischen uns steht und  so richtig miteinader reden tun wir auch nicht."
Liam dreht sich auf den Bauch und nun schwebt sein Kopf genau über meinem, nur eben so, dass ich auf seine verführerischen Lippen schaue und er vermutlich auf meine, wenn er nicht schon in mein Dekolletee späht.
"Weniger reden, mehr machen." murmelt er noch, bevor er seine Lippen auf meine presst. Leise stöhne ich in den Kuss hinein, denn irgendwie habe ich mich wirklich danach gesehnt. Automatisch greife ich in seine Haare, streiche sanft über seine Wangen und seinen Hals. Seine Finger spüre ich an den Seiten meines Oberkörpers entlangstreichen.
Gerade als wir uns kurz lösen, und er mir einen tiefen Blick in die Augen schenkt, klingelt mein Handy. "Geh schon ran." lächelt er und legt sich neben mich. Sanft streicht er meinen Oberarm entlang und verursacht Gänsehaut bei mir.

"Adrian? Was gibt's?" beginne ich das Telefongespräch.
"Hey Kalista. Hast du Lust auf eine spontane Runde heute? Die Rennstrecke am Wald macht heute Nacht für uns auf, wenn wir wollen. Da ist definitiv keiner unterwegs der da nicht sein sollte, also wieder ohne Limit. Startgebühr allerdings bisschen mehr. 350." Wie immer hält Adrian mit den Infos nicht hinterm Berg.
"Wann geht's los?"
"Drei Stunden. Bist du dabei?"
"Sicher doch."
"Oh, eins noch, das solltest gerade du wissen, vielleicht möchtest du dann etwas später kommen. Wir machen einen kleinen Empfang und eine Gedenkrunde... die Schwester vom Drachen ist wieder in der Stadt. Keiner mag sie, aber irgendwie gehört es sich so, haben wir das Gefühl."
"Oh. Ähm, passt schon, denke ich. Mal schauen. Wenn ich da bin, bin ich da. Richtiger Start ist also so in 4 Stunden?"
"Exakt."
Stacy. Die Stacy, die mal meine beste Freundin war. Die über mich und Ethan Bescheid weiß. Über mich Bescheid weiß. Die der Meinung ist, ich wäre allein Schuld an Ethans Tod- am Tod ihres Bruders. Sie ist hier.

"Du fährst also Autorennen." stellt Liam nüchtern fest, der das ganze Gespräch mit angehört hat.
"Huh. Ja. Irgendwie schon."
"Das ist ziemlich heiß. Schon mal Sex im Auto gehabt?"
Ungehalten fange ich an zu lachen, während er nur fragend die Augenbrauen hebt. "Ich erzähle dir jetzt ein sehr wohlgehütetes Geheimnis, mein Lieber." Grinsend lehne ich mich zu ihm und raune ihm leise ins Ohr. "Ich hatte mein erstes Mal auf der Motorhaube eines Rennwagens."
"Hmmmm. Ich bin dafür, dass du mich mitnimmst und mir dann mal ganz anschaulich zeigst, wie genau das so vonstatten ging..." Seine Stimme ist rau und kratzig.
"Das ist jetzt etwas kompliziert, ehm, ich starte anonym. Es gibt nur eine kleine Handvoll Leute, die wissen, wer den Wagen fährt." 
"Tja, dann lass dir was einfallen, du hast mich neugierig gemacht. Was dagegen, wenn ich mitkomme?"
"Wenn du ein Wort darüber verlierst, wer ich bin, dass du wüsstest wer den Wagen fährt oder IRGENDWAS, glaube mir, dann kastriere ich dich. Und das wird nicht schön für dich."
Lachend steht er auf und klopft sich das lose Gras von den Klamotten, bevor er mir die Hand reicht und mich hochzieht. "Okay, lass uns los."


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diesmal sehr kurz, aber der cut passt so schön :)

Was sagt ihr, ist das schlau Liam mitzunehmen? 

HeartracerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt