24.

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Drinnen riecht es typisch süßlich, nach Alkohol. Der Tresen ist mit Glasbausteinen verkleidet, die das bunte Licht fantastisch reflektieren. Aus den Boxen klingt in angenehmer Lautstärke sehr basslastige Musik. Ich muss zugeben, mir gefällt es hier. Die anwesenden Gäste sind alle etwa in unserem Alter und wirken sehr entspannt. Die Atmosphäre ist super.
Liam zieht mich zielstrebig zum Tresen und lächelt die Bardame an. "Hey Mila!"
Sie strahlt ihn an. "Liam! Ihr seid aber bisschen zu früh für den Kurs, trinkt doch einfach vorher noch was. Geht aufs Haus. Ich denke, Richard kommt so in einer halben Stunde."
"Perfekt, ich danke dir. Kalista, was möchtest du trinken?" wendet er sich wieder zu mir und schenkt mir sein strahlendes Lächeln.
Kurz bin ich überfordert von der Situation, in meinem Kopf haben sich schon etliche Möglichkeiten ergeben, wie die Beiden zueinander stehen, obwohl es total albern ist. "Ich ... ähm... Puh. Keine Ahnung. Was empfiehlst du?"
Mila checkt mich kurz von oben bis unten ab und tippt mit dem Zeigefinger nachdenklich gegen ihre Lippe. "Fruchtig, weniger süß, Rum ?"
"Äh... Klingt gut?"
Geschäftig nickt sie und gebannt beobachte ich, wie sie professionell ziemlich viel Zeug zusammenmischt und wilde Tricks mit dem Shaker macht. "Wow, das sieht total cool aus. Das will ich auch mal machen!" flüstere ich zu Liam, der mich wissend anlächelt und nickt.
 Augenblicke später steht ein gefülltes Cocktailglas vor mir. "Tadaah! Pink Elephant. Maracuja, Banane, Grenadine, Grapefruit, Orange und Rum."
"Das klingt ja direkt gesund!" Meinen Kommentar quittiert Mila mit einem vergnügten Kichern und wendet sich wieder ihrer Arbeit zu.
Als auch Liam seinen Drink hat, stoßen wir an. Sein Smaragdblick bohrt sich in meine Augen und mir wird, trotz des Eises im Getränk, ziemlich heiß.
"Uuuund?" Mila reißt uns aus unserem intensiven Blickkontakt und quittiert Liams bösen Blick mit einem strahlenden Lächeln. " Er ist perfekt!" 
"Er oder er?" Sie zeigt vom Cocktail zu Liam, der sie schockiert anschaut.
"Hmmm, ich weiß noch nicht genau." Spielerisch strecke ich ihm die Zunge raus und schlage mit Mila ein. Sie ist defintiv eine geborene Barkeeperin und hat sich einfach so mit ihrer Art schon einen kleinen Platz in meinem Herzen gesichert.
Liam will gerade etwas erwidern, als ihn ein hochgewachsener Latino anspricht.
"Liam! Wie schön. Seid ihr breit? Die anderen sind auch schon da."
"Hallo Richard! Klar, los gehts!"
Beide Männer lächeln mich erwartungsvoll an und hastig nehme ich mein Glas und meine Handtasche in eine Hand, mit der Anderen ergreife ich Liams Arm.
"Viel Spaß, bis später!"
"Danke Mila!" rufen wir im Gleichklang und folgen Richard in einen Raum, der mir vorher gar nicht aufgefallen war. Auch hier steht eine Bar und auf den Hockern sitzen diverse Pärchen. Nur zwei Hocker sind noch frei- für Liam und mich.

In den nächsten zwei Stunden folgt ein intensiver Cocktail-Mix-Kurs. Und siehe da, plötzlich kann ich Cocktails mixen. Zwar längst nicht so cool und lässig wie Mila, aber sicherlich besser als die ganzen Typen auf diversen Hauspartys. 
"Liam, dein Cocktail, den du dir ausgedacht hast, ist genial. Ich will ihn auf der Karte. Gib ihm einen Namen." mit seiner großen Hand schlägt Richard ihm auf die Schulter und Liam schaut ihn begeistert an. Dann schleicht sich ein spitzbübisches Lächlen auf sein Gesicht und er zwinkert mir zu. "Nenn ihn Sweet Kali."
Ist es überhaupt möglich, dass noch mehr Blut in meinem Gesicht landet? Ich bin ziemlich sicher richtig, richtig rot.
Da allerdings niemand aus der Gruppe noch richtig nüchtern ist, könnte ich es auch einfach auf den Alkohol schieben.
Richard verschwindet in Richtung der Bar, wo Mila arbeitet und wünscht uns noch viel Spaß. Der DJ dreht die Musik auf, um die Tanzfläche zu füllen. Ich bin erstaunt, wie viel hier auf einen Sonntagabend los ist. Lächelnd wippe ich mit dem Fuß mit, bis Liam mich plötzlich auf die Tanzfläche zieht. Der Alkohol in meinem Blut verwehrt mir meine Reaktionsfähigkeit und ehe ich mich versehe, hänge ich in Liams starken Armen, eng an ihn geschmiegt. Und es fühlt sich nicht mal schlecht an. Ertappt beiße ich mir auf die Unterlippe und werfe einen Blick durch meine Wimpern nach oben, in sein Gesicht. 
Sein Blick ist starr auf meine Lippen gerichtet und ich sehe deutlich, wie er schlucken muss.
Verlegen richte ich mich auf und streiche mein Oberteil glatt. Anfangs etwas zaghaft beginne ich, mich im Rhythmus der Musik zu bewegen, wobei Liam mich nicht eine Sekunde aus den Augen lässt.
Die Welt um uns existiert einfach nicht mehr in diesem Moment, nur Liam und ich zählen. Nur wir sind wichtig. Sein Körper passt sich meinem Rhythmus an und unbewusst sind wir uns näher gekommen. Immer wieder berühren wir uns, ob absichtlich oder nicht kann ich nicht sagen. Seine großen Hände streifen meine Arme, meine Hände gleiten an seiner Seite entlang, unsere Oberkörper berühren sich immer wieder . Es ist, als würde mich jede Berührung weiter in Flammen setzen, eine ungeahnt Hitze wallt in mir auf und ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht.

Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wie viel Zeit vergangen ist, seit wir uns auf die Tanzfläche gestellt haben, aber es waren sicherlich nicht nur ein paar Minuten. Mila hat es sich zur Aufgabe gemacht, uns persönlich mit Cocktails zu versorgen. Obwohl unsere letzten Getränke alle alkoholfrei waren, fühle ich mich nach wie vor wie berauscht.
Eigentlich bin ich mittlerweile ziemlich erledigt, mein Tag war schon recht lang mittlerweile, doch ich kann einfach nicht aufhören mich zum Beat zu bewegen. Anscheinend geht es Liam ähnlich, denn er beugt sich zu mir runter.
"Möchtest du noch bleiben oder möchtest du irgendwas anderes... ?"
Gerade als ich zu einer Antwort ansetze, erklingt der nächste Song und der Blick den Liam mir schenkt, lässt einen intensiven Gänsehautschauer über meinen Rücken laufen. 
[das wäre der Moment für den Song, der oben verlinkt ist]
Ich strecke mich ein wenig, meine Hände umschlingen seinen Nacken und drücken ihn etwas zu mir herunter. "Den Song noch und dann mal schauen."
Schon artet es dahingehend aus, dass seine großen Hände auf meiner Hüfte ruhen, während ich mich, ihm den Rücken zugewandt, zur Musik bewege. Ich spüre seinen brennenden Blick regelrecht auf meiner Haut und mein Unterleib beginnt verräterisch zu kribbeln.
Ruckartig drehe ich mich zu ihm und sein verlangender Blick trifft meine Augen. Sanft, aber bestimmt zieht er mich näher. Unsere Körper berühren sich erneut, und während unsere Bewegungen sich synchronisieren kommt sein Kopf dem Meinen immer näher.
Seine Lippen berühren meinen Hals, mein Ohrläppchen. Sein Atem streift meine empfindliche Haut und jagt mir erneut Gänsehautschauer über den gesamten Körper. Seine Stimme ist tief und rau, als er nah an meinem Ohr leise mitsingt und mich fester an sich presst. Das Blut rauscht in meinen Ohren und ich weiß nicht, ob es mir dank meiner nicht jugendfreien Gedanken in den Kopf schießt und mich erröten lässt, oder aber meinen Unterleib bereits stärker durchblutet, der auch irgendwie nach diesem Mann vor mir schreit. Meine Vernunft hat sich schon vor längerer Zeit verabschiedet- die liegt bestimmt schon im Bett und hat Albträume von dem, was ich alles tun könnte und auch gerade irgendwie will.

Hand in Hand verlassen wir die Bar, beziehungsweise den Club. Draußen schlägt uns die kühlere Nchtluft entgegen und macht mich wieder etwas wacher.
"Lass uns noch ein Stück zusammen gehen oder so?" spricht Liam meinen Gedanken aus, während seine Mundwinkel sich zu einem verschmitzten Grinsen verziehen. Die Grübchen, die dabei auf seinem Gesicht entstehen, machen mich schon etwas schwach. Ich atme tief durch, um meine Lungen mit frischem Sauerstoff zu füllen und in meinem Kopf Platz zu machen, für Gedanken, die etwas anderes beinhalten, als Liams verführerische Lippen.

HeartracerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt