20.

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Überrscht drehen wir uns beide um und laufen gleichzeitig los, in Richtung des Geräuschs.
Kaiden läuft Richtung Spielezimmer, während ich intuitiv durch das Wohnzimmer in den Garten gehe. Volltreffer, die Tür ist nur angelehnt. Shane steht mit dem Rücken zu mir auf der Terrasse und reibt sich angestrengt mit den Händen durchs Gesicht.
"Shane."
Er zuckt zusammen und dreht sich um. Sein Blick ist kalt, abweisend und vor allem niedergeschlagen. "Was?"
"Hast du uns belauscht?"
"Ich wollte mir was neues zu trinken holen. Ich wusste nicht, dass ihr in der Küche seid. Sorry."
"Wie viel hast du gehört?"
"Genug, würde ich sagen."
"Das ist keine Antwort."
 Genervt stöhne ich auf und nähere mich ihm. "Also?"
"Was mache ich falsch? Warum vertraust du irgendeinem dahergelaufenen Typen so sehr, dass du ihm sexy Fotos schickst und mich stößt du konsequent weg?" Haltlos wirft er seine Hände in die Luft und lässt sie wieder fallen, während sein Blick nach irgendwas in meinem Gesicht sucht.
Betreten schweige ich und versuche irgendwie, meine Gedanken zu sortieren. "Ich... Ich habe keine Ahnung. Vielleicht... Verdammt warum ist das alles so kompliziert und dumm?!?!"
"Das ist es nicht. Du machst es nur kompliziert."
"Danke, nett von dir. Blödmann. Es ist einfach... Ich kann nicht einschätzen, wie ernst du es meinst, okay? Du gibst mir nicht das Gefühl, mich zu wollen, weil ich es bin, sondern einfach nur, um irgendwen ins Bett zu kriegen. Und weil ich dir nun mal gesagt habe, dass das sicherlich nicht passieren wird, bin ich nun dein oberstes Ziel."
"Du hälst mich echt für den krassesten Player der Stadt, oder?"
"Shane, du gibst mir nicht viele Anhaltspunkte, dich anders zu sehen. Das habe ich dir neulich schon gesagt."
"Damn, Kalista, du bemühst dich ja nichtmal, mich anders zu sehen!" Ich habe das Gefühl, er würde mich anbrüllen, dabei ist seine Stimme ganz leise und ruhig.
"Ich würde es gern. Und dann kommst du immer wieder mit solchen Aktionen wie gestern... Ich meine,was soll das? Solche Berührungen gehören nicht in eine Freundschaft. Und als Freunde hast DU uns offiziell als letztes abgestempelt, nicht ich." Ohne, dass ich es verhindern konnte, laufen mir Tränen über das Gesicht. Geschockt von dem, was ich gesagt habe und ihm somit anvertraut habe, drehe ich mich um und gehe. Wie ein Blitz fliege ich die Treppe hoch, ignoriere, dass er mir hinterherruft. Schnell schnappe ich mir einen meiner Autoschlüssel und greife noch nach einer Jacke. Vorsichtig strecke ich den Kopf aus der Tür und sehe Shane auf meine Tür zukommen. Ich fühle mich wie ein Spion auf der Flucht, als ich aus meinem Zimmer an ihm vorbeistürme. So schnell ich kann schlüpfe ich in meine Sneaker und renne aus dem Haus. Innerlich danke ich Nate für unser regelmäßiges Ausdauertraining, als ich zur Garage hetze. Ich beiße mir auf die Lippe, als ich sehe, welchen Schlüssel ich gegegriffen habe. Ich zucke kurzentschlossen mit den Schultern und lasse mich auf den Fahrersitz meines Mitsubishi fallen. Mit röhrendem Motor verlasse ich unser Grundstück. Ob Shane mich gesehen hat, weiß ich nicht, aber es ist mir auch gerade einfach egal. 

Ziellos rase ich durch die nächtlichen Straßen, bis sich mein Puls etwas beruhigt hat. Neugierig schaue ich mich um, wo ich eigentlich gelandet bin. Das kommt mir alles nur vage bekannt vor... Erst als ich das Auto auf einem Parkplatz abstelle, erkenne ich die Umgebung wieder. Hier war ich neulich mit Shane! Etwas verloren laufe ich Richtung Strand. Meine Schuhe lasse ich im Auto, sodass ich direkt den kalten Sand unter meinen Füßen spüre. Das eiskalte Wasser umspült meine Füße, als ich mich in den Sand fallen lasse und auf den Horizont starre. Mir ist absolut nicht klar, was bei mir gerade schief gelaufen ist. Dass ich ihm sowas sage, wie dumm bin ich eigentlich? Als ob er es verstehen würde. Er verneint ja nichtmal ernsthaft, dass ich nur eine seiner Eroberungen werden soll. Oder überhöre ich es einfach gekonnt, weil ich Angst habe? Nach Ethans Tod habe ich jeden Typen vergrault, der einen Funken ernstes Interesse an mir gezeigt hat, glaube ich. Warum dann nicht Liam? Warum flirte ich offen mit Liam, während ich versuche Shane zu verscheuchen?
Langsam wird mir kalt und zitternd gehe ich zu meinem Wagen zurück. Deutlich gesitteter als vorhin kehre ich zurück nach Hause.

HeartracerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt