38.

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An schlafen war lange Zeit nicht mehr zu denken.
Liams bloße Anwesenheit, neben mir in meinem Bett, brachte mein Herz zum rasen. Es ist uns beiden sichtlich schwer gefallen, nur nach einigen Küssen und Berührungen aufzuhören und zu beschließen, dass wir schlafen sollten.
Sein ruhiger Atem kitzelt an meinem Hals, sein um mich gelegter Arm verhindert, dass ich mich die ganze Zeit unruhig hin und her wälze.
Frustriert schloss ich gefühlt hundert Mal entschlossen die Augen, um zu schlafen. Doch jedes Mal sah ich Shane vor mir. Wie er sich zu mir beugt, mich küsst, mich berührt wie Liam vorhin. Wenn ich dann jedoch meine Augen in meinem Traum wieder öffne, steht Liam vor mir und hält mich im Arm. Jener Liam, der mich in der Realität festhält, als hinge unser Leben davon ab.
Anscheinend bin ich trotzdem irgendwann eingeschlafen und erwache, als Liam sich neben mir regt. Mein Kopf ruht auf seiner nackten Brust und verschlafen blinzle ich zu ihm hoch. Sein Gesicht sieht vom Kissen zerknautscht aus, die Haare stehen wirr ab und irgendwie kann ich mir gerade kein schöneres Bild am Morgen vorstellen, als ein verschlafenen Liam in meinem Arm.
Zärtlich streichelt er über meine Seite und küsst meine Stirn.
Nachdem jeder von uns duschen war, beschließen wir, in der Stadt frühstücken zu gehen.
Ein Blick auf die Uhr lässt uns jedoch lachen.
"Naja, dann gehen wir eben eher... brunchen oder so."
Er nimmt mich bei der Hand und zieht mich selbstsicher durch ein paar kleine Seitenstraßen zu einem malerischen Café.
Den Kellner begrüßt er mit einem brüderlichen Handschlag und nach mehrmaligem Hinsehen erkenne ich den Typen - Sam-, der Jenny und mich damals in der Pizzeria angequatscht hat. Seinem Blick nach zu urteilen erkennt er mich ebenfalls, denn er schaut offensichtlich verwirrt zwischen Liam und mir hin und her. Sein Blick fällt dabei auf unsere miteinander verschränkten Hände.
"Hi ... ähmmm?"
"Kalista." stellt Liam mich vor. Hätte Sam in der Pizzeria ernsthaft zugehört, wüsste er meinen Namen. Aber wer weiß, wie viele Damen er täglich anquatscht.
Wir setzen uns in eine gemütliche Ecke und Sam bringt uns die Karten.
"Kennst du eigentlich überall jemanden?" frage ich belustigt, während ich etwas von dem Obst nasche, welches dekorativ auf seinem Teller liegt.
"Irgendwie müssen wir Studenten uns ja das alles finanzieren. Die Wenigsten bekommen das Studium und eine Wohnung von ihren Eltern bezahlt."
"Beeindruckend, wie ihr das alles unter einen Hut bringt."
Er grinst verschmitzt und zwinkert mir zu. "Also im Moment vernachlässige ich mein Training ziemlich. Es gibt da jemanden, der mich viel zu sehr ablenkt."
"Oh! Du bist fies!"
"Nein, nur ehrlich." erwidert er und klaut sich den Keks, der neben meiner Kaffeetasse lag.

"Wir können auch mal zusammen laufen gehen oder so, wenn du möchtest. Ich war auch ziemlich lange nicht mehr beim Training, irgendwie fehlt mir die Motivation." schlage ich ihm vor, als wir später seine Sachen in die Wohnung tragen.
"Klingt gut, aber nicht mehr heute, okay?"
"Haha natürlich nicht mehr heute. Es wird bald schon dunkel. Vielleicht sollte ich mich auch mal wieder zuhause sehen lassen. Kaiden und Jenny sind schließlich auch wieder da."
"Frag sie doch, ob wir noch alle zusammen ins Kino oder so wollen. Wenn du Lust hast, natürlich."
Überrascht blicke ich zu ihm auf. "Stört es dich nicht, den ganzen Tag mit mir rumzuhängen?"
Wortlos zieht er mich zu sich und zwingt mich, ihn anzusehen. 
"Meinst du, ich hätte dir vorgeschwindelt, meinen Schlüssel vergessen zu haben, wenn ich eigentlich keinen Bock auf dich habe? Es gibt niemanden, mit dem ich meine Zeit lieber verbringen möchte, als mit dir. Okay?"
Meine Gedanken spielen vollkommen verrückt und mein Puls rast in ungeahnte Höhen.
"Ich... ähm... naja, Stacy hatte schon nicht Unrecht, so von wegen dass ich dich nicht ranlasse und so..."
"Hast du den Eindruck, dass ich dich nur mal ins Bett kriegen will und dann abschieben werde?" fragt er, ernsthaft besorgt.
"Nein, so war das auch nicht gemeint, ich weiß auch nicht..." So langsam wird mir bewusst, dass das was er eben zu mir gesagt hat, beinahe einer Liebeserklärung gleichkommt.
"Ich bitte dich um eine einzige Sache Kalista. Klär das mit Shane, was auch immer das ist. Denn DU musst dir klar werden, was du willst. Ich weiß was ich will. Und das bist du. Ich will dich kennenlernen. Mit all deinen Ecken und Kanten, kleinen und großen Geheimnissen."
Mein Mund öffnet und schließt sich, doch ich bekomme keinen einzigen Ton heraus. Liam lächelt mich verständnisvoll an und legt seine Lippen kurzzeitig auf meine Stirn.
"Es tut mir leid, wenn das zu viel war. Aber verdammt, ich kann es einfach nicht länger für mich behalten. Ich will dich kennenlernen. Sehen, wo alles hinführt."
Ich starre ihn sprachlos an, wie ein erschrockenes Reh das herannahende Auto, bis sich ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht schleicht. "Danke, Liam."
Jetzt ist er es, der mich überrascht anschaut. "Wofür?"
"Für alles. Dass du einfach du bist." Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und hauche ihm einen Kuss auf die Wange. "Ein Doppeldate möchtest du also?"
Grinsend fischt er mein Handy vom Couchtisch und drückt es mir in die Hand.

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Kurzes Kapitel heute, dafür Klartext- zumindest von Liam :D

HeartracerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt