Heartracer

22.

"Und schon gar nicht möchte ich, dass du hier bist, wenn du es eigentlich nicht willst." Sein Blick ist etwas traurig.
"Nein, das ... das hast du falsch verstanden. Ich... ach Mist keine Ahnung. Ich wollte einfach da sein, wenn du aussteigst. Und nicht einmal das habe ich geschafft. Ich wollte dir eine Freude machen, letztens war es dir wichtig dass ich da bin."
"Letztens hattest du aber auch noch kein Date mit anderen Typen." bringt er gepresst hervor. Als ich ihn nur entgeistert und sprachlos anstarre, steht er auf und verschwindet wieder in der Menge. Wütend schmeisse ich mein nur halb geleertes Bier über die leere Parkfläche und mache mich daran, zu verschwinden.

Zuhause schreibe ich Kaiden schnell eine SMS, damit er Bescheid weiß wo ich bin. Auch Bea bekommt eine Nachricht, obwohl ich davon ausgehe, dass Adrian sie nach Hause bringen wird. Auch wenn er nicht so wirkt, er ist ein anständiger Junge. Oder eher Mann. Immerhin ist er 5 Jahre älter als wir. 
Müde packe ich meine Sachen für das Wochenende zusammen, da ich morgen direkt von der Schule aus zu Frank fahren werde. Ob ich bei Liam vorbeifahren werde, weiß ich noch nicht.
Todmüde lege ich mich hin, kann aber erst einschlafen, als ich höre das Kaiden nach Hause kommt. 

"Kalista, ich... ich komme heute nicht mit zu Frank. Ich..."
"Du hast ein Date, ich weiß. Ich habe mich schon gefragt, wann du es mir sagen willst."
Erstaunt schaut Kaiden mich an, das Müsli fällt von seinem Löffel zurück in die Schale.
Amüsiert lache ich. "Denkst du ernsthaft, Jenny hätte mir nichts erzählt?"
"Keine Ahnung. Ich hatte erwartet, dass du irgendwas dazu sagst... Immerhin, dein Bruder mit deiner besten Freundin..."
"Du wirst schlau genug sein, sie nicht zu verarschen oder zu verletzen. Ich hoffe nur, ihr geht es langsam an."
Er nickt, lässt mich jedoch nicht aus den Augen. "Was war das gestern Nacht mit Shane?"
Enttäuscht zucke ich mit den Schultern. "Ich hab's verbockt, nehme ich an. Und zwar so richtig."
"Wieso?"
"Es gefällt ihm nicht, dass ich mich Sonntag mit Liam treffe."
"Und das wundert dich?"
"Ja verdammt. Ja, es wundert mich. Denn ich kann sein Interesse immer noch nicht ernst nehmen. Kaiden, Shane ist ein Player, wie er im Buche steht. Ich möchte mich einfach nicht verarschen lassen okay?"
"Ich weiß, du willst es nicht hören, aber... naja, ich habe Shane noch nicht einmal mit einem anderen Mädchen gesehen. Er lässt sich gern anhimmeln, ja, aber das war es auch schon. Ich denke, du tust ihm wirklich unrecht, ihn so einzuschätzen."
"Du hast recht, ich will es nicht hören. Danke." Kalt wende ich mich ab und mache mich startklar für den heutigen Schultag.
Da ich nicht mehr nach Hause komme heute und Kaiden Jenny natürlich mitnehmen möchte, nimmt er den Wagen unserer Mum. So bleibt mir zumindest die morgendliche Begegnung mit Shane erspart. Dafür fühle ich mich grade einfach nicht bereit. 

Svea und Anna ignorieren mich konsequent, was Jenny sehr schnell- trotz ihrer Aufregung- bemerkt. "Was ist da los?"
"Ich habe keine Ahnung. Ich hab die Beiden gestern beim Rennen getroffen, da waren sie schon  komisch drauf. Vielleicht hatten sie ein Auge auf Adrian geworfen, den ich irgendwie aus Versehen mit Bea verkuppelt habe..."
"Das ist schon ein bisschen witzig. Naja, die kriegen sich auch wieder ein. Komm, lass uns zum Unterricht."
In der Pause sitzen wir wieder etwas abseits vom allgemein herrschenden Gewusel. Ich stochere lustlos in meinem Salat, den ich mir in der Cafeteria geholt habe.
"Was machst du überhaupt bei den Rennen?"
 Prompt verschlucke ich mich und laufe hochrot an. Jenny hebt nur fragend eine Augenbraue, als ich mich wieder beruhigt habe.
"Das ist möglicherweise etwas kompliziert. Und nichts, was ich dir auf dem Schulhof erzählen möchte."
"Dann komm, wir schwänzen die letzten zwei Stunden. Ist eh nur Sport. Den haben wir nicht nötig. Ich kenn da so ein Café mit 'nem hübschen Kellner. Lass uns noch einen Kaffee trinken und du erzählst mir alles. Und dann bringst du mich wieder zur Schule, damit ich auch ja zu meinem Date abgeholt werden kann."
An ihrem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass jeder Widerspruch sinnlos ist und so machen wir uns heimlich vom Acker.