~ Chapter Thirty Five ~

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Chapter Thirty Five

"Ja", sage ich leise und spüre, wie er einen Arm um meine Schulter legt.

Er runzelt seine Stirn. "Sicher?"

Ich nicke und schaue in eine andere Richtung, damit er meine Tränen nicht bemerkt.

Er setzt sich neben mich und streicht mit seinem Daumen eine Träne von meiner Wange.

Ich weiß noch, wie lange wir so da saßen, aber es ist schon dunkel, als er aufsteht und geht. Ich bleibe noch ein Bisschen sitzen und lasse meinen Kummer mich überwältigen.

Irgendwann fange ich an zu frieren und ich beschließe, zurück zu gehen.

Während ich durch den Flur laufe, höre ich plötzlich laute Geräusche aus einem Zimmer. Vorsichtig nähere ich mich dahin.

Ich komme bei einem Zimmer an, dessen Zu leicht geöffnet ist. Man kann nicht hineinsehen, dafür ist der Spalt nicht groß genug. Dennoch weiß ich sofort, wer diesen Raum bewohnt. Trevor.

Unsicher stoße ich die Tür langsam auf. Der Anblick, den ich bekomme, lässt mich geschockt stehen bleiben.

Trevor ist mit dem Rücken zu mir gedreht und in seiner rechten Hand hält er eine halb leere Bierflasche. Auf der Wand sind nasse Flecken zu sehen. Am Boden liegen grüne Glasscherben. Splitter von weiteren Flaschen. Ich sehe sein Gesicht nicht, aber er müsste weinen, denn seine Schultern beben und er schluchzt regelmäßig.

"Scheiße, alles okay?", flüstere ich.

Er dreht sich langsam um, sein Gesicht ist rot und Tränen laufen seine Wangen runter. "Was machst du hier?", antwortet er genauso leise.

Ich erwidere nichts. Stattdessen gehe ich auf ihn zu und umarme ihn. Ich weiß nicht, was passiert ist oder wieso er so aufgebracht ist, aber ich kann mir gut vorstellen, dass er gerade eine Umarmung braucht.

Am Anfang reagiert er nicht. Ich habe Angst, die falsche Entscheidung getroffen zu haben, dann erwidert er die Umarmung. Wir stehen eine ganze Weile so da, bevor wir uns langsam lösen.

"Danke", murmelt Trevor leise und schaut schnell weg, als erneut eine Träne seine Wange runterrollt.

"Hey, es wird alles gut." In diesem Moment ist er nicht der Basketballstar der Mannschaft. Nicht der supercoole Typ mit der supercoolen Lederjacke. In diesem Moment ist er ein kleiner Junge, der Hilfe braucht.

"Willst du mir erzählen, was los ist?", frage ich vorsichtig. Ich will ihn zu nichts drängen. Als er nicht antwortet, füge ich noch hinzu: "Du musst es mir nicht sagen."

Trevor greift nach einer Jacke. "Ich möchte dir etwas zeigen." Er sieht mich unsicher an. "Kommst du mit?"

Ich nicke zuversichtlich. "Okay."

Er führt mich zu seinem Truck und hält mir die Tür auf. Ich steige ein und überlege, wohin er mich bringen wird. Aber mir fällt einfach nichts ein.

Er setzt sich auch in den Wagen und fährt los.

"Wie lange dauert die Fahrt?", frage ich.

"Eine Viertelstunde, ungefähr."

"Okay." Da die Stille mir, wie so oft, zu unangenehm wird, beschließe ich, sie zu unterbrechen. "Und wohin geht's?"

"Du bist ziemlich neugierig", stellt er fest.

"Das bekomme ich ziemlich oft zu hören."

"Das kann ich mir gut vorstellen." Er schmunzelt kurz.

Schließlich parkt Trevor den Truck. Ich werfe einen Blick nach draußen. Automatisch greife ich nach seiner Hand.

Wir steigen aus und betreten den Friedhof.

"Es kann sein, dass ich gleich, ehm, etwas emotional werde." Er lächelt nervös. "Zu emotional."

"Kein Problem", sage ich, weil ich nicht weiß, was ich sonst erwidern soll.

Er drückt meine Hand und zieht mich zu einem etwas abseits liegendem Grabstein. Er ist mit vielen Blumen geschmückt.

Hier ruhen Arthur und Karen Lennon, mögen die Seelen der besten Eltern aller Zeiten in Ruhe weiterleben.

"Trevor", flüstere ich. So etwas habe ich nicht erwartet. So etwas hat er nicht verdient. So etwas hat niemand verdient.

Stumm zeigt er auf ein zweites Grab, das direkt neben dem ersten liegt.

Hier ruht Kate Lennon, möge die Seele der besten Schwester aller Zeiten weiterleben.

"Meine Schwester hieß genauso wie du." Mit seinem Daumen wischt er eine Träne weg.

Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin absolut sprachlos. Jetzt passt alles zusammen. Sein Kommentar über den Verlusten damals in der Stadt. Sogar seine Stimmungsschwankungen.

Seine Eltern sind tot. Seine Schwester ist tot. Er hat so viel verloren. So viel, dass ich es mir nichtmal vorstellen kann.

Wenn ich jetzt etwas sage wie 'alles wird gut', dann würde ich lügen. Er weiß es und ich auch. Jemanden aus der Familie zu verlieren, ist verdammt scheiße. Ich habe es damals mit meinem Bruder erlebt, aber ich war damals noch klein und erinnere mich nicht besonders gut an ihn.

Und er hat gleich drei Familienmitglieder verloren.

In mir bildet sich ein Gedanke.

Ich werde für Trevor da sein, wenn er mich braucht. Denn das ist die einzige Hilfe, die ich ihm derzeit anbieten kann. Ich kann keine Toten auferstehen lassen.

Und wieder ist er nur der kleine Junge, dem Sachen passiert sind, die niemandem passieren sollten.

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Habt ihr einen Lieblingsschauspieler? Wenn ja, wer?

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