Kapitel 2

622 24 19
                                    

"Schnell. Lass mich runter.", raunte er Cole zu. Geschockt sah er in Coles verwirrtes Gesicht. "Wieso, was ist los?" Da das dunkelhaarige Mädchen sich nicht laut bewegt hatte, konnte Cole auch nicht hören, dass sie wach war. "Sie ist wach." Nun spiegelte sich auch in Coles Gesicht Schock wider. "Kack." 

Schnell machte er sich daran Demir runterzulassen, aber Demir war abgelenkt gewesen. 
Er hatte zurück zu dem Mädchen geschaut. Ihre Aufmerksamkeit lag auf ihrem Laptop, der auf einem kleinen Tisch stand. Sie war aufgestanden und hatte ihn angeschaltet. 
Vielleicht hätte sie die Jungs nicht einmal bemerkt, wenn Demir nicht von Coles Schultern fiel, weil er abgelenkt war. Beim Aufprall waren sie dann wohl zu laut. "Schnell, bevor sie aus dem Fenster schaut.", flüsterte Cole und zog Demir hinter die nächste Hausecke. 

Gerade noch rechtzeitig, denn das Mädchen schaute in dem Moment aus dem Fenster. 
Schon wieder konnte man ihr Gesicht nicht sehen, da ihre langen Haare davor fielen. 
Sie schloss wieder das Fenster, doch weder Demir noch Cole konnte ihre Schritte hören. "Glaubst du sie steht da noch?", fragte Demir leise. "Keine Ahnung. Lass lieber außen herum gehen.", schlug Cole vor und die beiden gingen um das Haus herum. 

Nachdem sie endlich aus der Sicht des Mädchens waren, wenn sie da noch stand, blieben die Jungs stehen. "Das ist nochmal gut gegangen." Cole atmete erleichtert aus.
"Zum Glück. Glaubst du sie hat uns gesehen?" 
"Ich glaub nicht. Lass uns lieber zurück zum Hotel gehen und auf dem Weg dahin erzählst du mir, wie sie aussah. Ich konnte sie schließlich nicht sehen."
Die beiden Jungs setzten sich in Bewegung und Demir begann zu erzählen: "Ich konnte nicht viel erkennen. Im Zimmer war es viel zu dunkel, um etwas genaues zu erkennen." 
"Dann erzähl, was du erkennen konntest.", unterbrach Cole ihn. Demir verdrehte die Augen über Cole. 

"Sie ist dunkelhaarig und zierlich. Ich glaube, sie ist nicht besonders groß und viel mehr konnte ich nicht erkennen." 
"Ist doch ein Anfang. Jetzt wissen wir schon ein bisschen was über sie und wir wissen, dass sie ein Mensch ist." Demir nickte zustimmend und sie gingen schweigend weiter.
"Glaubst du, sie stand noch am Fenster?"
"Ja. Wenn sie weggegangen wäre, hätten wie es doch gehört."
"Hast recht."
"Spätestens Montag in der Schule wissen wir, wer sie ist. Ein wenig musst du also noch durchhalten, wenn wir sie später nicht finden." 

In jedem Rudel gab es genau eine Schule von der fünften bis zur zwölften Klasse, wo die ersten Klassen eines Jahrgangs leistungsstärker und die folgenden Klassen etwas schwächer unterrichtet wurden. Das hieß so viel wie, dass Demirs Mate auf diese Schule gehen muss, außer sie erhielt Privatunterricht, aber er hoffte mal das Gegenteil.

Demir und Cole erreichten redend schnell das Hotel und kaum lagen sie im Bett, waren sie auch schon eingeschlafen.
Blöderweise hatte niemand von beiden einen Wecker gestellt, weshalb die Zeit zügig verging, während die beiden Werwölfe tief und fest schliefen.
Knapp eine Stunde vor dem Treffen mit dem Alpha wachte Demir durch einen bezaubernden Duft auf. Den Duft, den nur er wahrnehmen konnte.
Der Duft, der nur von einer Person stammen konnte.
Der Duft seiner Mate. 

Schlagartig riss Demir die Augen auf und stürmte zum Fenster, wo der Duft durch das offene Fenster ins Zimmer geweht wurde. Er war zwar schwach, aber er war da. 
Als Demir aus dem Fenster blickte, konnte er ein Mädchen erkennen. Mit dem Rücken war sie zu ihm gewandt und ihre langen schwarzen Haare waren zu einem hohen Zopf gebunden. Ihre Statur war schmal und zierlich, wie er es in der Nacht schon festgestellt hatte. 

Demir spürte, wie auch das letzte Mal, als er sie gesehen hatte, ein wundervolles Gefühl, das nicht zu beschreiben war. Es war beruhigend und angenehm. 
Das Mädchen hatte eine Tasche an ihrer rechten Schulter hängen und ging vom Hotel weg. Demir beobachtete jeden ihrer Schritte und wäre ihr am liebsten hinterhergerannt. Tun konnte er es jetzt aber nicht. 

My little shy GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt