4

605 24 4
                                    

Zusammen gingen wir zum Park um die Ecke, in dem zum Glück nicht so viel los war. Greta leinte Tallulah ab und man konnte sehen, dass sie schon etwas älter war. Sie trottete gemütlich von Strauch zu Strauch, während wir ein mal um den kleinen See gingen.
„Ist wirklich schön hier" brach ich die Stille und Greta schaute mich glücklich an, „Vor allem, wenn nicht so viel los ist. Im Sommer waren wir hier immer schwimmen" erzählte sie und zeigte auf den See, was ich mit einem irritierten Blick beantwortete. „Na dass du da nicht rein gehen würdest habe ich mir gleich gedacht" lachte sie und ich tat es ihr gleich. „Entschuldige, aber das ist doch eher ein Tümpel als ein See" befand ich und sie sah mich empört, aber grinsend an. „Das Wasser ist vielleicht nicht mehr ganz klar, aber wir haben ja auch keinen Sommer" meinte sie dann und ich nickte und bewegte dabei meinen Kopf hin und her um zu signalisieren, dass ich trotzdem nicht ganz einverstanden war. Es war zwar noch Frühling, aber das Wetter spielte mit und während wir weiter liefen genoss ich die Sonne, die auf mein Gesicht schien. „Hältst du mich wirklich für so eitel?" fragte ich aus dem Nichts heraus und Greta sah mich grinsend an und überlegte, während sie dabei ihre Lippen zu einem Entenschnabel verzog und ein Auge zukniff. „Ich glaube schon, dass du eitel bist" sagte sie dann und ich zog meine Augenbrauen zusammen, als ich sie anguckte und sie weiter sprach, „Aber ich denke es hält sich in Grenzen. Heute könnte ich das zum Beispiel nicht von dir behaupten und dass du gut aussehen willst, wenn du auf der Bühne oder vor einer TV-Kamera stehst kann ich verstehen" meinte sie dann und ich lächelte zufrieden. „Gut, weil ich will hier nicht als Diva durchgehen" sagte ich dann und sie gluckste. „Aber in den Tümpel würdest du trotzdem nicht gehen" sagte sie dann und ich antwortete mit einem kecken „Kommt drauf an mit wem" was ihr erst mal die Sprache verschlug und sie nur grinsen ließ.

Ich war ganz schön stolz auf mich, dass ich es schaffte gerade Sätze zu sprechen und annähernd witzig zu sein, denn vorhin im Auto hatte ich das noch nicht für möglich gehalten.
„Wohin geht es für euch als nächstes?" wollte sie dann wissen, als wir uns auf die Wiese vor dem See setzten und Tallulah dabei zusahen, wie sie die Enten jagte. Allerdings waren die Enten um einiges schneller als sie, was sie jedoch nicht davon abhielt es immer wieder zu versuchen. „Wir fahren am Donnerstag früh nach Essen" sagte ich dann und Greta nickte, „Muss ganz schön aufregend sein durch ganz Deutschland zu touren" sagte sie dann und ich nickte. „Dieses Jahr fahren wir sogar auch noch nach London, Paris und Helsinki" erzählte ich und hoffte, dass es nicht angeberisch rüber kam, doch Greta war total entspannt. „Dann musst du aber gut französisch sprechen" sagte sie und ich wusste, dass der Schelm in ihr wieder wach wurde, also spielte ich mit. „Ich war ein halbes Jahr in Frankreich, als Austausch. Aber viel gesprochen habe ich nicht" sagte ich frech und Greta schaute mich empört und amüsiert zugleich an, ehe sie laut los lachte. „Christian!" sagte sie tadeln, ehe sie mir auf den Oberschenkel schlug und weiter lachte. Ich grinste nur vor mich hin und beobachtete sie. Greta hatte Grübchen, die sie noch viel sympathischer machten. „Aber um beim Thema zu bleiben, es ist super aufregend und macht unheimlich viel Spaß" sagte ich dann und sie nickte lächelnd. „Was machst du eigentlich beruflich?" fragte ich sie dann und sie antwortete „Ich bin Anprobeleiterin in einem Brautmodengeschäft und ab und zu nähe ich dort auch" sagte sie und ich sah sie erstaunt an. „Das habe ich glaube ich noch nie gehört" meinte ich dann und sie schnaubte. „Du bist ja auch ein Mann" erklärte sie mir und wir lachten beide. „Also wie darf ich mir das vorstellen?" fragte ich interessiert und konnte nicht verhindern, dass meine Gedanken abschweiften. Wenn Greta als Anprobeleiterin arbeitete und jeden Tag Bräute in ihre Kleider stecke, musste doch auch bei ihr der Wunsch nach einer Hochzeit groß sein oder ..?
Greta, die anfing zu erzählen brachte mich aus meinen Gedanken zurück in die Realität, „Wir sind ein kleines Team, meine Chefin Sanna kommt aus Schweden und designt jedes Kleid selber. Ich kümmere mich dann hauptsächlich um die Anproben für die Bräute oder Brautjungfern, vermesse alles, da die Kleider maßgeschneidert werden und manchmal helfe ich auch in der Schneiderei aus. Es macht wirklich unheimlich viel Spaß" sagte sie und ihre Augen funkelten. „Das glaube ich, so wie du davon sprichst" meinte ich und sie lächelte weiterhin. „Ich habe eine ganze Zeit erfolglos auf Lehramt studiert und bin dann durch meine beste Freundin auf Sanna gestoßen. Sie hat vor zwei Jahren geheiratet und ihr Kleid dort gekauft. Ich war sofort hin und weg von dem Geschäft, es ist so ganz anders wie man es sich vorstellt" sagte sie dann und ich sah sie nur fragend an und Greta verstand sofort, dass sie ruhig weiter sprechen sollte. „Das Geschäft ist in einer Altbauwohnung mit Stuck an der Decke und alles ist einfach so detailverliebt eingerichtet. Natürlich in rosa und weiß, aber es ist wirklich ein Traum dort. Und es ist unheimlich schön jeden Tag glückliche Menschen zu sehen. Es fühlt sich einfach nicht wie Arbeit an und das liebe ich daran" sagte sie und ich nickte. „Das Gefühl kenne ich" sagte ich dann, ehe wir uns beide angrinsten. „Ich bin auch froh, dass es mit dem Studium nicht geklappt hat" sagte sie dann und ich lachte, „Ich war zwar eingeschrieben, aber bin nie hin gegangen" erzählte ich und brachte Greta erneut zum lachen. Ihr Lachen war unheimlich schön und vor allem ansteckend. „Warum wundert mich das nicht?" fragte sie und ich zuckte unschuldig mit den Schultern. „Aber ich habe eine Ausbildung als Pyrotechniker" erzählte ich dann und ihr promptes „Ich habe Angst vor Feuerwerk" ließ mich stutzen, ehe ich auf Grund ihres gequälten Gesichtsausdruck lachen musste. „Warum das denn?" wollte ich wissen und Greta seufzte theatralisch „Das ist so laut und jedes Mal habe ich Angst, dass die Rakete direkt auf mich zu kommt" sagte sie und ich lachte laut los. Greta sah mich böse an und ich fing mich schnell wieder, „Bei mir brauchst du keine Angst haben. Sollte ich irgendwann ein Feuerwerk in deiner Nähe anzünden, dann kannst du ganz beruhigt sein" sagte ich und ihr Blick wurde auf ein mal ganz weich. „Das glaube ich dir sogar" sagte sie und ich grinste, ehe ich als Antwort meine Faust gegen ihre Schulter drückte und sie damit sanft zur Seite schob.
„War wirklich eine gute Idee heute vorbei zu kommen" nuschelte ich, da ich gerade von einem Muffin abgebissen hatte und Greta sah mich fragend an. „Am Besten schiebst du dir die anderen zwei Muffins auch noch in den Mund, damit ich dich noch besser verstehe" lachte sie ironisch und ich nahm ihre Herausforderung an. Schnell schnappte ich mir zwei Muffins, öffnete meinen Mund weit und sah sie provozierend dabei an, ehe ich beide gleichzeitig in meinen Mund steckte. „Christian!" kam es dann empört von ihr und ich hätte gelacht, wenn mein Mund nicht voll mit Muffins gewesen wäre. „Du hast es so gewollt" nuschelte ich erneut und Greta sah mich kopfschüttelnd, aber grinsend an. „Du hast echt einen Knall" befand sie dann und wir lachten. „Ich habe gesagt, dass es eine gute Idee war heute vorbei zu kommen" sagte ich als mein Mund wieder leer war und Greta grinste breit. „Stimmt es war wirklich ein sehr schöner Tag. Ich hoffe das machst du nicht mit all deinen weiblichen Fans" sagte sie dann grinsend und ich zog ebenfalls grinsend eine Augenbraue nach oben. „Nur mit denen, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen" sagte ich dann keck und Greta grinste, ehe sie verlegen meinen Blick auswich und den Kopf schüttelte. „Das sollten wir wiederholen" meinte ich dann und sie grinste schelmisch. „Das würde mich sehr freuen".

Als wir vor ihrer Türe standen grinste Greta mich an und mir entging nicht, dass sie nervös mit dem Fuß hin und her wackelte. Tallulah hatte sich neben mich gelegt und schien zu schlafen. „Ich glaube ich habe ihre Sympathie wieder gewonnen oder was meinst du?" fragte ich Greta, die glücklich lächelte. „Sie vertraut dir auf jeden Fall, sonst würde sie nicht neben dir liegen. Ich denke du hast noch mal die Kurve bekommen" beruhigte sie mich und ich sag erst Tallulah und dann Greta lächelnd an. „Ich schätze wir müssen uns wieder verabschieden" sagte ich und Greta biss sich leicht auf die Unterlippe. Das sollte sie besser lassen, denn meine Gedanken schweiften ab und plötzlich wurde mir etwas heiß zumute. Greta die meinen Blick verfolgte, grinste breit. „Ich möchte ja nicht, dass dein Bruder ohne dich nach Essen fährt" sagte sie dann und zog meinen Blick wieder auf ihre Augen, die spitzbübisch funkelten. „Das würde ziemlichen Ärger geben" erklärte ich und sie nickte schnell.
„Es war aber wirklich schön, dass du vorbei gekommen bist" sagte sie dann und kam einen Schritt näher an mich heran. Während sie sich bewegte musste ich laut schlucken und ich spürte, dass sich die Stimmung zwischen uns verändert hatte. In Gretas Nähe fühlte ich mich nicht nur geborgen, sondern gerade jetzt wie elektrisiert. Viel zu viele wirre Gedanken waren auf ein mal in meinem Kopf und dabei war eine Stimme besonders laut und drängend. Wie wäre es wohl sie zu küssen?
„Ich fand es auch wirklich schön" brachte ich gerade so heraus, denn als ich in Gretas Augen blickte hielten diese mich wie gefangen. Von außen betrachtet mussten wir wohl ziemlich ulkig aussehen, so wie wir dastanden und uns angrinsten wie Honigkuchenpferde. „Ich würde dir gerne meine Nummer geben" sagte ich dann und Greta sah mich amüsiert an, blieb aber an Ort und Stelle. „Wäre das okay?" fragte ich verunsichert und sie gluckste leise. „Sehr okay, Chris. Aber mein Handy liegt in der Küche. Ich gebe dir einfach meine" sagte sie dann und lächelnd schnappte ich mir mein Handy aus der Hosentasche und hielt es ihr hin. Sie tippte ihre Nummer ein und ich fragte belustigt „Soll ich dich unter Greta oder Gretchen einspeichern?" und sie schnaubte nur ehe sie mit der Hand gegen meine Brust drückte und mich damit leicht ins Taumeln brachte. „Was immer dir beliebt" sagte sie dann und ich entschied mich für Gretchen und zeigte ihr meinen Display. Grinsend legte sie den Kopf schief und sah mich tadeln an, sagte aber nichts.
„Okay .. dann werde ich mich mal langsam auf machen" versuchte ich mich erneut zu verabschieden und Greta lachte. „Ja, wenn wir so weiter machen stehen wir morgen noch hier" sagte sie und wir lachten beide. „Und man soll ja gehen, wenn's am Schönsten ist" pflichtete ich ihr bei und sie grinste, während sie sich wieder auf die Unterlippe biss. Gott, .. sie war einfach bezaubernd. Schnell verwarf ich den Gedanken und breitete meine Arme aus und Greta verstand sofort. Ich zog sie in eine feste Umarmung und auch Greta, die ihre Hände auf meinen Rücken legte, drückte mich fest. Es dauerte eine Zeit lang, bis wir uns grinsend voneinander lösten und als sie mir in die Augen schaute war alles um mich herum erneut vergessen. Was wollte ich noch gleich? Gehen? Ich wollte alles, aber nicht gehen.
„Mach's gut Chris" zerstörte sie dann meine Illusion und grinsend sagte ich „Ich melde mich, Gretchen".
Und dann drehte ich mich rum und ging zum Auto, natürlich nicht ohne mich noch ein mal herum zu drehen und Greta zu sehen, die immer noch in der Einfahrt stand. Grinsend hob ich die Hand und sie erwiderte es, ehe ich noch ein Wortloses "Ciao" mit meinen Lippen formte und mich dann endgültig umdrehte und in mein Auto stieg.

Only OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt