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Andreas Sicht

Wie so oft hatte Jule meine Kinder bei Steffi abgeholt und war mit ihnen bei mir zu Hause. Chris und ich kamen gegen sechzehn Uhr zu Hause an und ich war froh, dass ich mich so auf Jule verlassen konnte. Steffi verschob in letzter Zeit immer wieder spontan ihre Pläne und jeder Versuch ihr zu erklären, dass ich, wenn ich von der Tourwoche nach Hause kam die Kinder nicht spontan früher einsammeln konnte, scheiterte. Aber zum Glück hatte ich mit Greta und Jule zwei Frauen an meiner Seite, die immer da waren, wenn ich sie brauchte.

"Greta kommt so gegen achtzehn Uhr wieder" sagte mein Bruder, der gerade auf sein Handy schaute und ich nickte. "Dann können wir ja doch zusammen grillen" meinte ich und Chris zeigte mir grinsend ein Bild von Emma auf der Harley von Harry. Greta und Emma waren nämlich zu Besuch bei Gretas Vater und ich musste lachen, wenn ich daran dachte, dass Emma bestimmt wieder total aus dem Häuschen sein würde, wenn sie uns von den vielen Motorrädern erzählte. "Wann zieht Greta jetzt eigentlich ein?" fragte ich und Chris' Grinsen wurde breiter. "Wir holen nächste Woche den Rest ihrer Sachen" sagte er und ich lächelte. "Ich bin echt froh, dass bei euch alles so gut ist. Ich freue mich wirklich für dich und ich weiß, dass ich im Moment nicht die beste Gesellschaft bin" meinte ich und mein kleiner Bruder winkte nur ab. "Du warst auch immer für mich da, mach dir mal keine Sorgen Bruder. Du musst dich vor mir nicht verstellen, ich kann mir nur vorstellen wie scheiße es dir im Moment geht und wenn du mal alles raus lassen willst, dann bin ich da" sagte er und ich klopfte ihm dankbar auf die Schulter. "Aber Jule ist ja auch häufiger für dich da" zwinkerte er und ich lachte leise. "Was soll das denn heißen?" fragte ich und er zuckte nur unschuldig mit den Schultern. "Ein Glas Wein hier, ein Glas Wein da.." blieb er unspezifisch und erneut lachte ich und beschloss es dabei zu belassen.

Als ich nach Hause kam fielen mir meine Kinder um den Hals und ich hatte Mühe sie alle gleichzeitig zu umarmen. "Nicht so stürmisch" lachte ich und drückte alle noch ein mal feste, ehe Tom sich seinen Bruder schnappte und kurze Zeit später mit vollem Karacho in den Pool sprang. Lotta erzählte mir direkt was sie heute schon alles erlebt hatte und ich war einfach nur glücklich zu Hause bei meinen Kindern zu sein. In solchen Momenten merkte ich was wirklich zählte und gerade nach der Trennung wollte ich den Dreien so viel Aufmerksamkeit wie nur möglich schenken. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn die Drei das Gefühl hätten, dass ihr Vater nicht alles dafür tat um so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen. "Hey" riss mich dann Jules Stimme aus meinen Gedanken und ich lächelte, ehe ich ein "Hey" erwiderte. Doch als ich ihr Gesicht betrachtete, musste ich unwillkürlich lachen. "Wie siehst du denn aus?" fragte ich, da sie überall weiße und schwarze Streifen im Gesicht hatte und lachend deutete sie auf Lotta. "Deine Tochter dachte es wäre eine super Idee, wenn wir uns als Tiere schminken" erklärte sie und während Lotta eifrig nickte, lachte ich erneut. "Und was genau bist du? Eine Kuh?" fragte ich und erntete einen empörten Blick von Jule, gefolgt von einem bösen Blick, den Lotta mir zuwarf. "Äh, Papa. Die haben Flecken und keine Streifen" klärte sie mich auf und entschuldigend hob ich meine Hände. "Das ist natürlich ein Zebra" sagte Lotta noch, ehe ich ein zustimmendes "Natürlich" antwortete. "Und was willst du werden?" fragte ich dann und Lotta antwortete prompt "Löwe! Rawwr!", was mich wieder zum Lachen brachte. "Na dann würde ich vorschlagen ihr malt euch mal weiter an und ich kümmere mich ums Essen" sagte ich und Jule nickte dankbar. "Ich sterbe vor Hunger" sagte sie dramatisch und ich grinste nur. "So schnell stirbt man nicht. Danke noch mal fürs Abholen" meinte ich und legte meine Hand kurz auf ihren Arm und Jule nickte nur grinsend, ehe sie wie so oft abwinkte.

Grinsend beobachtete ich wie Jule zusammen mit Chris und den beiden Mädels das Trampolin wieder zu einer Zauberhöhle verwandelten. "Lotta mag Jule echt gern" sagte Greta dann und ich erwiderte ihr Grinsen. "Ich bin auch echt froh, dass ich im Moment so viel Unterstützung von ihr habe. Das ist echt nicht selbstverständlich, immerhin geht sie auch Vollzeit arbeiten.." meinte ich dann und Greta nickte nachdenklich. "Du musst aber echt mal mit Steffi sprechen, das geht so nicht, dass sie alle fünf Minuten ihre Meinung ändert" sagte sie und ich schnaubte. "Greta ganz ehrlich, am liebsten würde ich die Kinder einfach zu mir holen, aber das geht nicht" sagte ich und Greta schien zu überlegen. "Ich würde ja sagen, dass ich auf die Rabauken aufpasse, aber ich glaube das ist keine realistische Lösung" meinte sie und ich nickte zustimmend. "Tatsächlich nicht und ich will die Kinder auch nicht von Steffi fern halten. Aber wir müssen uns definitiv über das Einhalten von Absprachen unterhalten.." sagte ich und griff nach der Flasche Wein. "Möchtest du?" fragte ich und wollte gerade einschenken, als Greta das Glas zu hielt und "Heute nicht" antwortete. "Du sagst doch sonst nie nein?" fragte ich und sah sie mit zugekniffenen Augen an. "Das ist doch der den du so in den Himmel gelobt hast" meinte ich noch und begutachtete das Etikett, um wirklich sicher zu gehen. "Ist mir grad' etwas zu warm um Alkohol zu trinken, ich hab' eh etwas Kreislauf heute" erklärte sie dann und irgendwie kaufte ich ihr die Geschichte nicht ab, entschied mich aber dazu nicht weiter nachzubohren.

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