42. Say you won't let go..

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Andreas' Sicht

Mit einem Glas Wein saß ich auf der Couch und starrte an die Wand. Ich hatte nicht mal Lust dazu Fernsehen zu gucken und bei dem Gedanken daran, dass Steffi gleich auftauchen würde zog mein Magen sich zusammen und ich nahm erneut einen großen Schluck Wein. Vermutlich hätte ich den Wein besser weg stellen sollen. Seitdem Jule gestern angerufen hatte, hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Auf Anrufe reagierte sie nicht und WhatsApp schien sie auch tunlichst zu vermeiden - und ich wusste genau warum. Ich konnte mir vorstellen wie es ihr gerade ging und ich fühlte mich schuldig, dass ich sie in eine solche Situation gebracht hatte. Dass sie mich mied war ihre logische Konsequenz aus dem Ganzen, trotzdem tat es unheimlich weh und bereitete mir Kopfschmerzen, da mein Gedankenkarussel seit gestern nicht mehr still stand. Ich hatte eigentlich schon damit abgeschlossen, dass Steffi und ich es schaffen würden wieder eine intakte Familie zu werden und die Nachricht, dass sie mich augenscheinlich zurück haben wollte, brachte mich völlig aus dem Konzept. Denn mittlerweile ging es nicht mehr nur um Steffi und mich, nein, es ging auch um Jule und mich. Denn sie war es, die mir die ganze Zeit den Rücken frei gehalten hatte und sie war sicherlich nicht nur eine Ablenkung von meinem Gefühlschaos. Das wusste ich jetzt. Jetzt, wo ich endlich wusste, dass ich etwas für Jule empfand kam Steffi wieder um die Ecke und wie aufs Stichwort klingelte es an der Türe.

Langsam stand ich auf und ging durch den Flur, ehe ich die Türe öffnete und Steffi ansah, die mich unsicher anlächelte. „Hey" sagte sie und hob die Hand zum Gruß und ich erwiderte ein „Hey", ehe ich einen Schritt zurück ging und sie hinein bat. Wir gingen direkt ins Wohnzimmer durch und ich deutete auf die Flasche Wein, die auf dem Wohnzimmertisch stand. „Möchtest du auch ein Glas?" fragte ich sie und sie nickte nur bevor sie sich auf die Couch setzte. „Danke, dass ich vorbei kommen konnte" sagte sie, als ich mich neben sie auf die Couch setzte und ich winkte nur ab. „Natürlich, du kannst immer vorbei kommen" sprach ich dann schnell und dankbar lächelte sie mich an. „Jule hat dir also von unserem Gespräch erzählt?" fragte sie und ich nickte nur, während ich an meinem Glas Wein nippte. Ich wollte so neutral wie möglich sein und irgendwie mochte ich den Ton in Steffis Stimme nicht, während sie über Jule sprach. Irgendwie hatte ich das dringende Bedürfnis Jule zu beschützen und Steffi sah mich noch ein mal eindringlich an, ehe sie erneut das Wort ergriff. „Sie hat dich ganz schön verteidigt. Ich will eigentlich nichts hinein interpretieren, aber wenn ich ehrlich bin habe ich mich von ihr ein bisschen angegriffen gefühlt" sagte sie dann vorsichtig und ich zuckte kurz mit den Schultern. „Ich war nicht dabei, ich kann dir dazu nicht viel sagen" lautete meine möglichst neutrale Antwort und Steffi nickte. „Ich meine ja nur .. ich hatte das Gefühl, dass du ihr sehr am Herzen liegst" versuchte sie es erneut und ich seufzte laut. „Steffi.. was willst du hören?" fragte ich, obwohl ich die Antwort wusste. „Ich denke das weißt du" bestätigte sie was ich dachte und erneut stieß ich die Luft aus. „Ich möchte nur, dass wir ehrlich zueinander sind. Ich war es zu spät und den Fehler möchte ich nicht noch ein Mal machen" sagte sie dann und ich nickte, während ich etwas nach oben rutschte und mich aufrichtete. „Ich habe mit ihr geschlafen" sagte ich dann und obwohl Steffi es wohl schon vermutet hatte sah sie mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Nicht nur ein Mal.." gab ich dann zu und Steffi nahm einen großen Schluck Wein, ehe sie das Glas empört auf den Tisch stellte. „Du hast also mit unserer Babysitterin geschlafen?" fragte sie und ich ließ mich nicht auf ihre Provokation ein. „Und du mit deinem Zumbatrainer. Also sind wir jetzt hier um uns gegenseitig Vorwürfe zu machen oder wie genau hast du dir das vorgestellt?" fragte ich und konnte nicht verhindern, dass ich dabei etwas abweisend klang. „Nein, tut mir leid" sagte sie dann sanft und sag mich mit traurigen Augen an. „Ich habe kein Recht sauer auf dich zu sein. Versteh mich nicht falsch, sauer ist auch nicht das richtige Wort. Aber zu sehen wie viel du Jule bedeutest hat mich einfach beunruhig" gab sie dann ehrlich zu und ich seufzte, ehe ich einen Schluck Wein trank. Das lief ja wirklich prima dachte ich und musste leise lachen. „Was ist so witzig?" fragte Steffi amüsiert und ich grinste sie nur an. „Eigentlich gar nichts. Ich glaube das war eher ein verzweifeltes Lachen" sagte ich dann und Steffi nickte verständnisvoll. „Ich kann dir nur sagen, was ich bereits gesagt habe. Wir haben miteinander geschlafen und ich denke alles Weitere geht nur mich und Jule etwas an. Wir waren zu dem Zeitpunkt getrennt und ich frage dich ja auch nicht aus was du mit Markus oder wem auch immer gemacht hast" sagte ich dann und Steffi schien verwirrt, sagte aber nichts. „Ich weiß nicht, es wäre doch aber für uns wichtig zu wissen, ob du Jule magst. Denn wenn das der Fall ist, dann hätten wir vermutlich ein Problem" sagte sie und ich schnaubte amüsiert. „Haben wir das nicht sowieso?" fragte ich und Steffi sah mich tadelnd an. „Andreas ich versuche wirklich ernst zu bleiben" meinte sie und lachte daraufhin, was mich ebenfalls zum Lachen brachte. „Das merke ich" kommentierte ich und wieder sah sie mich amüsiert, aber tadelnd an. „Und du hast gesagt wir waren getrennt. Andreas, ich will einfach nur wissen, ob wir nicht noch eine Chance haben.." sagte sie dann leise und mein Lachen verstummte augenblicklich.  „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich dir noch vertrauen kann.. du hast einfach mit jemand anderem geschlafen, das kann ich nicht einfach vergessen. Glaub mir, wenn ich das könnte, dann würde ich es vermutlich sofort" sprach ich dann leise und Steffi legte ihre Hand auf meine. „Aber du hast auch mit jemand anderem geschlafen - ich weiß, da waren wir nicht mehr zusammen, aber reicht das nicht als Strafe?" fragte sie und ich rutschte etwas näher an sie heran. „Das habe ich doch nicht gemacht, um dich zu bestrafen. Steffi du hast riesengroße Scheiße gebaut, weißt du wie ich mich gefühlt habe die letzten Wochen? Ich habe einfach versucht nach vorn zu schauen und dass ich mit Jule geschlafen habe hat sich einfach so ergeben. Das war nichts was ich aus einem bestimmten Grund heraus gemacht habe. Und vor allem schon gar nicht, um dich zu verletzen" sagte ich dann und Steffi drückte meine Hand währenddessen noch ein Stück weit fester. „Ich vermisse dich einfach so und ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Und es tut mir so leid.." sprach sie und während sie das sagte sammelten sich Tränen in ihren Augen. „Du bist echt eine blöde Kuh" sagte ich und obwohl Steffi weinte, fing sie an zu lachen und sah mich verwirrt an. „Bitte?" fragte sie schniefend und grinsend wischte ich ihr ein paar Tränen von der Wange. „Du baust den Mist des Jahrtausends und dann sitzt du hier und sagst, dass du mich vermisst, nachdem ich mich total in die Scheiße geritten habe" schnaubte ich und Steffi schien nicht ganz zu verstehen was ich damit meinte. Doch ich wollte ihr nichts Weiteres von Jule erzählen und winkte schnell ab. „Aber es ist so. Ich vermisse dich. Und ich liebe dich" sprach sie und sah mich sanft an, ehe sie eine Hand an meine Wange legte. Die vertraute Berührung brachte mich dazu meine Augen zu schließen und während ihr Daumen sanft über meine Wange rieb kam sie meinem Gesicht immer näher. Ich bewegte mich nicht und ließ es zu, dass sich wenige Augenblicke später unsere Lippen berührten. Steffi übte mit ihren Lippen sanften Druck aus und ich erwiderte ihren Kuss, ehe sie mein Gesicht in beide Hände nahm und unseren Kuss somit intensivierte. Augenblicklich musste ich an Jule denken und riss meine Augen weit auf, ohne mich von Steffi zu lösen. Ich konnte meine Gedanken kaum ordnen, doch tief im inneren spürte ich, dass es sich nicht richtig anfühlte. Doch wollte ich es vermutlich nicht wahr haben. Ich wollte die Chance meine Ehe zu retten nicht erneut aufs Spiel setzen, wollte mir nicht vorwerfen lassen nicht alles dafür getan zu haben, dass wir wieder ein Paar wurden. Und während ich Jule ganz weit aus meinen Gedanken schob kletterte Steffi auf meinen Schoß und ich gab mich ihr hin. Gab mich dem Versuch hin unser Ehe zu retten.

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