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Es war unheimlich schwer einen klaren Entschluss zu fassen wie ich weiter mit dem großen Interesse bezüglich meines Beziehungsstatus umgehen sollte.
Eigentlich konnte ich Greta auch nicht böse sein, da sie einfach nicht geahnt hatte welche Ausmaße ihr Foto nehmen würde und andererseits dachte ich, dass sie es sich eventuell hätte denken müssen. Und ich wusste, dass dieser Gedanke nicht fair war, denn Greta hatte überhaupt keine konkreten Vorstellungen von dem Leben, das ich führte. Sie wusste nicht wie es mit den Medien ablief und auch nicht was ein kleines Foto oder ein falsches Wort für Ausmaße annehmen konnte. Und auch ich selber war mir nicht im Klaren darüber wie ich weiter verfahren sollte, da ich Greta in erster Linie schützen wollte und unsere Beziehung auch noch ziemlich frisch war. Andererseits hatte ich keinen Grund nicht zu ihr zu stehen, denn es war mein Privatleben uns das ging wirklich nur mich etwas an.
Ich wurde von Andreas aus meinen wirren Gedanken gerissen, als er sich grinsend in den Sitz gegenüber von mir fallen ließ. „Ich habe eine Idee" sagte er und fuchtelte euphorisch mit den Armen. „Hier" sagte er und zeigte mir sein Handy. Auf dem Display konnte man T-Shirts erkennen auf denen hinten eine Rückennummer aufgedruckt war. „Das sieht aus wie ein Trikot" meinte ich schulterzuckend und verstand nicht ganz was mein Bruder mir damit sagen wollte. „Ja genau" sagte er dann und zog sein Handy wieder zurück. „Ich habe nachgedacht und finde wir sollten ein Zeichen setzen. Ich habe gestern so viele böse Kommentare gelesen, dass mir fast schlecht geworden ist. Ich bin verheiratet seit wir die ersten kleineren Auftritte hatten und darüber verliert niemand ein böses Wort. Dass aus deiner Beziehung jetzt so ein Bohai gemacht wird ist einfach unfair" fing er an zu erklären und ich seufzte nur. Natürlich hatte auch ich einige Kommentare gelesen und leider war es tatsächlich so, dass unter den überraschend vielen positiven Kommentaren doppelt so viele negative waren. „Und was willst du für ein Zeichen setzen?" fragte ich und mein Bruder grinste. „Na so eine Art Statement. Du hast es genauso verdient glücklich zu sein und dein Beziehungsstatus sollte nicht ausschlaggebend dafür sein, ob man dich oder uns mag. Wer uns so nicht akzeptiert, der muss sich halt Farid angucken" sagte er und brachte mich damit zum lachen. „Ich habe mir gedacht wir posten selber ein Foto, jeder bekommt ein Shirt. Steffi und die Kids, Sylvia, Greta und wir. Und dann stellen wir ein für alle mal klar, dass es uns nur mit ihnen gibt" sagte er und ich sah ihn kritisch an. „Aber wir wollen die Kids doch nicht zeigen" sagte ich und er winkte direkt ab. „Quatsch, machen wir auch nicht. Deswegen ja die Rückennummer auf dem T-Shirt. Unser persönliches Familie-Ehrlich-Trikot" sagte er und ich lachte erneut.

Gesagt, getan. Als wir Sonntagabend wieder zu Hause ankamen lagen die Shirts bereits auf Andreas' Wohnzimmertisch. "Die sehen cool aus" befand Greta, die sich an mich gelehnt hatte, da sie nach der zweistündigen Fahrt bis zu mir ziemlich müde war. Ich gab ihr einen Kuss auf den Kopf und zog sie dabei noch ein Stück näher an mich heran, was sie dazu veranlasste ihre Hand um meinen Bauch zu legen und dort zu verweilen. "Aber jetzt erklär mir das bitte noch mal" sagte sie an meinen Bruder gewandt, "Wieso die zweiundfünfzig als Rückennummer?" fragte sie dann und Andreas grinste breit. "Na weil das zusammen Ehrlich Brothers ergibt. Das 'e' ist der fünfte und das 'b' der zweite Buchstabe im Alphabet" erklärte er dann und Greta machte ein langes "Achso" als würde sie überlegen. "Das ist schlau" sagte sie dann und brachte mich damit zum lachen. "Ich glaube da muss jemand ins Bett" grinste ich sie an und sie tat es mir gleich. Wir verabschiedeten uns noch von Steffi und den Kids und gingen dann rüber zu meinem Haus. Als Gretas verwirrter Blick meinen traf sah ich sie fragend an.

"Es ist nur.." fing sie an zu erklären, während wir uns auf die Couch setzten. "Ich habe diesen ganzen Trubel doch erst ausgelöst mit meinem Bild. Und ihr habt jetzt Ärger mit euren Fans, das wollte ich nicht" sagte sie dann und sah mich nicht dabei an. "Hey" sagte ich und rückte ein Stück an sie heran, ehe ich ihr Kind mit meinem Zeigefinger anhob, damit sie mich ansah. "Das ist doch Quatsch, Gretchen. Vielleicht hätte mich sowieso mal jemand auf der Straße erkannt, wenn wir zusammen unterwegs gewesen wären und dann hätte es genauso schnell die Runde gemacht" sagte ich und sie nickte. "Aber ich war einfach unvorsichtig und habe nicht darüber nachgedacht was das Bild eventuell für Ausmaße haben könnte und das tut mir leid" sagte sie dann und ich strich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht, ehe ich sie sanft küsste. "Mach dir keine Sorgen, ich bin dir nicht böse" sagte ich und sie lächelte leicht. "Nicht mehr" grinste sie und ich erwiderte es, ehe ich bestätigend nickte. "Im ersten Moment hat es mich einfach überrumpelt. Normalerweise muss ich mich mit solchen Dingen nicht auseinander setzen" erklärte ich und Greta nickte, ehe sie ihre Hand auf meine legte. "Hast du dir die Kommentare durchgelesen?" fragte ich dann und Greta sah mich gequält an. Das hieß wohl ja. "Ich habe das Bild ja direkt nach unserem Telefonat gelöscht, aber so viele Fans haben schon Screenshots gemacht und auf ihren Seiten darüber diskutiert. Einige waren wirklich nett, aber andere waren..." sagte sie und ich nickte wissend. "Ich weiß" sagte ich und strich ihr über ihre Wangen. "Mich hat es einfach überrumpelt, weil ich genau wusste, dass einige Fans kein gutes Haar an dir lassen würden und davor wollte ich dich beschützen, konnte es aber nicht" erklärte ich und Greta blickte mich liebevoll an. "Ich glaube mit solchen Kommentaren müssen wir beide ab jetzt klar kommen" stellte sie fest und ich lachte leise. "Ich weiß auf jeden Fall, dass ich die Kommentarfunktion für unser Bild vorerst deaktivieren werde" stellte ich klar und Greta lachte laut los.

Als wir am nächsten Morgen zu meinem Bruder und Steffi gingen, entdeckte ich das Auto von meiner Mutter auf der Einfahrt und sah überrascht zu Greta rüber. "Damit habe ich nicht gerechnet" sagte ich und Greta fragte nur verwirrt "Womit?". Doch noch bevor ich antworten konnte kam meine Mutter aus der Haustüre und grinste uns freudig an. "Hallo ihr zwei!" rief sie freudig und zog mich in eine feste Umarmung, was mich dazu brachte Gretas Hand los zu lassen. "Und du musst Greta sein, freut mich dich endlich kennen zu lernen. Ich bin Heidi" sagte meine Mutter dann, ehe sie Greta ebenfalls in eine feste Umarmung zog. Grinsend lösten sich die beiden Frauen voneinander und Greta erwiderte ein "Freut mich auch wirklich sehr". "Chris hat schon so viel von dir erzählt, aber jetzt kommt doch erst mal rein" meinte meine Mutter, die einen Arm um Greta gelegt hatte, dann und führte uns ins Haus. Auch Sylvia und ihr Mann waren schon da und die Kinder liefen wie wild gewordene Hühner durchs ganze Haus, bis Andreas ein lautes Machtwort sprach und alle ins Wohnzimmer beorderte. Greta sah mich nur lachend und irritiert zugleich an und ich erwiderte ihr Lachen, ehe ich ihre Hand wieder in meine nahm und sie ein Mal fest drückte. Doch von kurzer Dauer war unser Körperkontakt nicht, da Greta gleich von Sylvia in Beschlag genommen wurde und die beiden Frauen zu meiner Mutter und Steffi gingen. "Ich glaube die verstehen sich" meinte mein Bruder dann und mein Schwager und ich sahen uns grinsend an. "Die sind bald in der Überzahl" meinte ich dann und brachte uns so zum lachen. "Passt auf, ich gebe euch mal die Shirts, dann können wir das Bild machen so lange die Sonne noch scheint" erklärte er dann und riss daraufhin weit die Augen auf, "Moritz, wenn du noch ein mal gegen das Stativ rennst!" motzte mein Bruder und Moritz sah ihn nur fragend an. "Dann lande ich in der Suppe?" fragte er und ich lachte laut los. Wir waren schon wirklich ein chaotischer Haufen, aber genau in diesem Moment war ich darüber ziemlich froh. Greta mit meiner Mutter zu sehen war unbeschreiblich schön und ich fand es unheimlich schön, dass Greta überhaupt keine Probleme damit hatte gleich von Sylvia und meiner Mutter in Beschlag genommen zu werden.

Als wir alle die Shirts an hatten, die mit der Zahl zweiundfünfzig und mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben von uns bedruckt waren stellten wir uns im Garten auf. Meine Mutter kam in die Mitte, daneben Andreas mit Steffi und den Kids, Sylvia mein Schwager und die Kinder und auf der anderen Seite standen Greta und ich. Natürlich standen wir mit dem Rücken zur Kamera und es dauerte erstaunlicher Weise nur ein paar Minuten, bis wir ein passendes Bild hatten. Zum Glück, denn die Kinder waren an diesem Tag wirklich außer Rand und Band und keine zehn Minuten später hatte Lottas Shirt ein Loch. Andreas verdrehte nur die Augen und kam dann lachend auf mich zu, ehe er sich zu mir und Greta auf die Relaxinsel setzte. "Sag mal ich glaube ich muss morgen wirklich mal zum Arzt mit meinem Knie" sagte er dann und legte seinen Fuß auf dem Tisch ab. "Ist es wieder schlimmer geworden?" wollte Greta wissen und mein Bruder nickte gequält. "Ich will den Termin morgen im Kinderheim nicht absagen, meinst du ich kann einfach nachkommen?" fragte er mich dann und ich winkte schnell ab. "Klar, schau einfach mal wie lange du beim Arzt brauchst. Ansonsten mache ich es eben alleine, ist vermutlich eh besser so" sagte ich dann und brachte Andreas' so zum lachen und Greta schlug mir nur gespielt empört gegen die Schulter. "Du weißt schon, dass ich selber drei Kids habe" meinte Andreas dann und ich winkte wieder ab. "Die landen ja aber in der Suppe, wenn sie nicht lieb sind" erinnerte ich ihn und er lachte kehlig drauf los. "Also lass mich das morgen lieber übernehmen" meinte ich noch und Andreas grinste einfach nur.

Wir grillten noch zusammen und es fühlte sich fast so an als wäre Greta schon immer Teil unserer Familie gewesen. Die Kinder liebten sie heiß und innig, besonders Lotta konnte nicht genug von ihr bekommen. Während unsere Frauen also mit unserer Mutter und den Kindern auf der Relaxinsel saßen und Greta den Kindern Zöpfe flechtete, spielten wir Männer eine Runde Darts und ließen den Abend ausklingen. Später stellten Andreas und ich noch unser Familienbild online. Wir wählten als Bildunterschrift das Wort 'Familie' in Großbuchstaben und ein paar passende Emojis, ehe wir die Kommentarfunktion deaktivierten und das Bild endgültig online stellten.

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