Andreas Sicht
Seit der Trennung von Steffi waren einige Wochen vergangen und obwohl wir wieder auf Tour waren und es einen einigermaßen geregelten Ablauf gab, konnte ich nicht leugnen, dass in meinem Kopf ein totales Chaos herrschte. Steffi hatte schon ihre gesamten Sachen aus dem Haus geräumt und es gab nur Kontakt zwischen uns, wenn es um die Kinder ging.
„Alles okay?" fragte mein Bruder, der sich neben mich auf den Sitz setzte und mich besorgt ansah. Das machte er in letzter Zeit ständig und auch wenn ich wusste, dass er es nur gut meinte, fing es trotzdem langsam an zu nerven. „Wie immer" meinte ich und dann schnaubte Chris. „Siehst du die Kids heute?" fragte er dann und ich nickte. „Die Jungs sind dieses Woche im Pfadfinder Lager und Lotta ist schon zu Hause. Zum Glück konnte Jule sie abholen, Steffi hat mal wieder den ganzen Plan umgeschmissen" sagte ich dann und Chris sah mich fragend an. „Ich wollte Lotta abholen, wenn wir zu Hause sind, aber Steffi hat irgendeinen wichtigen Termin und hat alle Leute verrückt gemacht. Ich kann echt froh sein, dass Jule eingesprungen ist" sagte ich dann und Chris nickte. „Hätte Greta das gewusst hätte sie Lotta mit in den Zoo genommen" meinte mein Bruder und ich schnaubte. „Ja, wenn Steffi mal eher ihre Pläne offenbaren würde wäre ich ihr auch sehr dankbar. Ich habe langsam das Gefühl dieser Markus betreibt Gehirnwäsche bei ihr" sagte ich und als Chris anfing zu lachen musste auch ich leicht lachen. „Ach Bruder, ich hätte echt nicht gedacht, dass es mal so weit kommt" meinte er dann und seufzte. „Frag mich mal" sagte ich und erntete einen mitleidigen Blick von meinem kleinen Bruder.
Als ich zu Hause ankam, schien das Haus wie leer gefegt zu sein. „Bin wieder da" rief ich und als wenig später immer noch keine Antwort kam rief ich ein fragendes „Hallo?!" gleich hinterher. Suchend ging ich durchs Wohnzimmer und entdeckte dann, dass die Terrassentüre auf stand und als ich nach draußen in den Garten ging, rief ich noch ein mal „Hallo?". Und dann, endlich, ertönte Lottas Stimme aus der Ecke wo das Trampolin stand „Papa wie sind hier!". Ich folgte dem Ruf und erkannte, dass das gesamte Trampolin an den Seiten und oben drüber mit Decken abgehangen war. Grinsend ging ich drauf zu und dann steckte Lotta vorsichtig den Kopf hindurch und winkte mich in ihre kleine Höhle. „Komm rein, aber vorsichtig, sonst verrutscht noch etwas" sagte sie und ich zog meine Schuhe aus, ehe ich zu ihr rein krabbelte und dann auch Jule entdeckte, die auf dem Bauch lag und die Hand zum Gruß hob. „Hey" sagte ich sanft und umarmte dann meine kleine Tochter, deren Augen vor Begeisterung funkelten. „Wir haben uns hier ein richtiges Nest gebaut" erklärte sie mir stolz und zeigte auf die Decken, die rund herum hingen und ebenfalls auf dem Boden lagen. Auch ihre Kuscheldecke und etliche Kissen hatten die beiden hier drinnen und ich staunte nicht schlecht was man mit so einem Trampolin tatsächlich machen konnte. „Das sieht echt klasse aus" meinte ich dann und Lotta nickte begeistert, ehe sie auf den Laptop zeigte. „Wir gucken gerade Vaiana" erklärte sie und zog den Laptop zu sich, um nicht noch mehr vom Film zu verpassen. Jule richtete sich leicht auf und grinste mich an. „Eigentlich lassen wir ja niemanden in unsere Zauberhöhle, da hast du echt noch mal Glück gehabt" grinste sie und ich tat es ihr gleich. „Da fühle ich mich wirklich geehrt" meinte ich dann und lachte leise. „Danke, dass du eingesprungen bist" sagte ich dann während ich es mir im Schneidersitz gemütlich machte und Jule winkte nur ab - wie sie es so oft machte. „Mach dir keinen Kopf, Andi. Ich passe wirklich gern auf Lotta auf" grinste sie und ich erwiderte es. „Wir haben vorhin Lasagne gegessen und dir etwas übrig gelassen, falls du Hunger hast" sagte sie dann und sah sie dankbar an. „Das ist lieb, dass du an mich gedacht hast" sagte ich und sie winkte erneut ab. „Jetzt wink nicht immer ab, Jule. Das ist wirklich nicht selbstverständlich" insistierte ich und erneut winkte sie ab, diesmal um mich zu provozieren. „Noch ein Mal fürs Protokoll: ich mache das wirklich, wirklich gerne" sagte sie und wurde dann leiser. „Ich sehe dir an, dass es dir nicht gut geht. Und ich weiß auch, dass du lieber alles in dich hinein frisst, als darüber zu reden. Also wenn ich dir so eine kleine Freude machen kann, dann mache ich das" sagte sie flüsternd und ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz wieder schwer wurde. „Danke" meinte ich ebenso leise und Jule nickte nur, ehe sie mir in die Augen sah und dann in meinem Gesicht nach Antworten zu suchen schien, so eindringlich wie sie mich musterte. „Wirklich nichts zu danken. Und wenn du mal jemanden zum reden brauchst, dann bin ich für dich da" sagte sie und legte ihre Hand auf meinen Arm, um ihn ein mal kurz zu drücken. Ich legte meine Hand auf ihre, um sie ebenfalls kurz zu drücken, ehe ich mich auf den Weg in die Küche machte, um etwas von der Lasagne zu essen.
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Only One
RomanceChris lernt durch Zufall die kecke Greta kennen und die Beiden begeben sich auf eine Reise voller Emotionen. Als dann auch noch die Scheidung von Andreas in den Vordergrund rückt, ist das Chaos perfekt. Keine der Personen gehört mir.