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Jules Sicht

„My my" sang Emma lachend und ich stimmte grinsend mit ein „At Waterloo Napoleon did surrender" - „Oh yeah" gluckste Emma wieder und bevor ich weiter singen konnte sah ich Andreas der lässig am Türrahmen gelehnt stand und erschrak. Während Emma ihn freudestrahlend begrüßte sah ich ihn tadelnd an. „Dein Bruder ist mit Greta auf Liebesexkursion" grinste ich und er tat es mir gleich. „Ich weiß" meinte er dann, ehe er Emma wieder absetzte und ein Schritt auf mich zu kam. „Meine Mama hat mich und die Kids zu sich eingeladen, es gibt Kuchen. Wenn das okay ist würde ich mir Emma schnappen und sie mitnehmen. Und du kannst auch gerne mitkommen, wenn du möchtest" erklärte er dann und perplex sah ich ihn an, ehe Emma lautstark „Oh ja!" brüllte und meine Hand nahm, um mich in Richtung Türe zu ziehen. „Ich.. äh" versuchte ich mich zu erklären, doch Andreas grinste nur. „Wie es aussieht hast du gar keine andere Wahl" meinte er und mit schief gelegtem Kopf sah ich ihn an. „Ich kann doch nicht einfach so mit zu Heidi kommen" sagte ich und Andreas winkte gespielt genervt ab. „Willst du mich jetzt veräppeln? Du kennst meine Mutter seit du zwei bist, mach dir darüber mal keine Sorgen. Außerdem habe ich ihr schon längst Bescheid gesagt, dass du auch kommst" grinste er dann und ich tat es ihm gleich. 'Na wunderbar' dachte ich, ehe ich mir Emma schnappte und mit ihr zum Auto ging wo Andreas' andere drei Rabauken schon warteten. „Jule!" begrüßten sie mich und ich grinste und begrüßte die Kids ebenfalls, ehe ich mich neben Andreas auf den Beifahrersitz setzte. „Guck mal Jule, ich sitze im Kofferraum!" kam es dann aufgeregt von Tom, was mich zum lachen brachte. „Ganz schön cool" rief ich durch den Wagen und nun war Andreas es, der lachte. „Zum Glück hast du einen Achtsitzer" grinste ich und er tat es mir gleich, ehe er den Motor startete.

„Soll ich das Radio an machen oder doch lieber ABBA?" neckte er mich dann und lachend schlug ich ihm gegen die Schulter. „Waterloo ist ja wohl der gute Laune Hit schlechthin" verteidigte ich mich und ungläubig grinsend nickte Andi, ehe er erneut los prustete. „Du bist echt so doof" lachte ich und als er einen Schmollmund zog hielt ich inne. „Der rettet dich auch nicht mehr" sagte ich und Andreas schnalzte daraufhin mit der Zunge. Die ganze Autofahrt über wurde ich dann von den Kids belehrt was für Musik ich hören sollte und warum ABBA ja nur etwas für alte Leute war. Alle außer Emma waren Andreas' Meinung und resigniert gab ich auf, während Andreas immer wieder leise über mich lachte.

Als wir bei Heidi ankamen beschlich mich ein eher ungutes Gefühl. Ich fühlte mich nicht unbedingt wohl dabei so in ihr Familienleben einzudringen, auch wenn ich Heidi von kleinauf kannte. Aber viel Zeit für große Bedenken blieb mir nicht, denn als sie ausstiegen stand Heidi schon mit einem breiten Grinsen vor der Türe und umarmte ein Enkelkind nach dem anderen, bevor auch Andreas und ich an die Reihe kamen. „Jule, wie schön dich zu sehen!" freute sie sich und gab mir einen Kuss auf die Wange, ehe sie mich in eine feste Umarmung zog. „Ebenfalls schön dich zu sehen, Danke für die Einladung" meinte ich und Heidi winkte nur ab, während wir uns voneinander lösten. „Ach Kind, nichts zu danken es ist genug Kuchen für alle da" sagte sie, während wir ins Haus gingen und Michel fügte lachend ein „Und auch bestimmt genug Kuchen für die nächsten drei Tage" hinzu, was uns ebenfalls zum Lachen brachte. Während die Kinder sich sofort auf den Weg in den Garten machten blieb ich im Türrahmen stehen und schaute grinsend Emma zu, die dem Wellensittich ein Gespräch aufzwang und sich wunderte warum dieser nicht antwortete. „Geh ruhig rein" sagte Andreas, der seine Hand dann kurz auf meinen Rücken legte und mich so aus meinen Gedanken riss. Verwirrt über die flüchtige Berührung lächelte ich ihn an und nickte, ehe ich ihm ins Wohnzimmer folgte. Während Heidi uns kritisch musterte versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen und ging zu Emma, während Andreas seiner Mutter in die Küche folgte. Seufzend kniete ich mich neben Emma, „Emmchen, der kann gar nicht sprechen" sagte ich dann und Emma sah mir nur empört an. „Aber Papas Vogel hat auch gesprochen" beharrte sie auf ihrer Meinung und ich lachte leise. „Ich glaube dein Papa meint eher, dass er seinem Vogel alles erzählt hat" grinste ich und dann schien Emma zu verstehen. „Achso.. oh.. ja das kann sein" sagte sie dann schnell und fügte ein „Egal" hinzu, ehe sie zu Lotta in den Garten lief. Ich atmete ein mal tief ein, ehe ich wieder aufstand und mich im Wohnzimmer umsah. Es war schon eine Weile her, dass ich hier war und auch wenn ich absolut keine Fremde im Hause Reinelt war, fühlte ich mich wie ein Eindringling. Gerade als ich die Bilder an der Wand betrachtete kam Heidi aus der Küche und sah mich grinsend an. „Wenn du willst kann ich dir auch ein paar Kinderfotos von Andreas zeigen" schlug sie lachend vor und ich erwiderte ihr Lachen, während Andi hinter ihr wie wild mit der Hand vor seinen Hals rum fuchtelte und mir deutlich zu verstehen gab, dass ich bloß nicht ja sagen sollte. „Die kenne ich doch eh schon" sagte ich dann grinsend und Andreas nickte zufrieden. „Aber wir kennen deine noch gar nicht, Julchen" neckte Andreas mich, während er den Tisch deckte und Augen rollend sah ich ihn an. „Das ist wirklich schade" meinte ich dann ironisch, während ich neben ihm stehen blieb und den Teller auf den Platz gegenüber von mir setzte. „Ist es" bestätigte er, während er an mir vorbei ging und sich dabei an meinen Schultern fest hielt. Sofort überkam mich eine Gänsehaut und ich versuchte es darauf zu schieben, dass ich nur ein Top trug und es drinnen bei Heidi relativ kühl war im Vergleich zu draußen. Als ich meinen Blick von Andreas löste sah ich Heidi, die gerade grinsend weg sah und ich konnte nicht verhindern, dass mir eine leichte Röte ins Gesicht stieg. Ich wusste einfach im Moment absolut nicht wo mir der Kopf stand, aber in Andreas Nähe zu sein machte mich sichtlich nervös. „Wir haben aber noch ein paar Fotos von Andreas und dir" sagte Heidi dann und ohne darüber nachzudenken entkam mir ein „Oh nee", was Heidi zum Lachen brachte. „Doch, du warst ständig bei uns, weil wir doch früher diese Wasserrutsche hatten.." erklärte sie und ging zum Schrank. „Wo habe ich denn.." überlegte sie laut und ich sah flehend zu Andreas, der nur grinsend und mit verschränkten Armen am Türrahmen angelehnt stand. Ich riss meine Augen weit auf und deutete auf Heidi, um ihm zu verstehen zu geben, dass er doch bitte etwas unternehmen sollte. Doch Andreas, der genau wusste was ich meinte, hob nur unschuldig die Arme und zuckte dabei mit den Schultern. „Ach, da haben wir sie doch" sagte Heidi dann und als ich mehr oder weniger begeistert zu ihr guckte, lachte Andreas laut los und ging zu seiner Mutter, um ihr die Fotoalben abzunehmen. Ich fügte mich meinem Schicksal und setzte mich auf die Couch, gefolgt von Andreas der sich neben mich setzte und mich schelmisch angrinste. Grinsend blätterte er durch das Album und lachte immer wieder drauf los, wenn ein Foto von seinem Bruder kam. Aber besonders schlimm wurde es bei den besagten Fotos von der Wasserrutsche, die mich als zwei jähriges Buddah-Baby zeigten und Andreas im stolzen Alter von siebzehn Jahren. „Früher hast du immer auf mich aufgepasst" sagte ich und schaute Andreas nachdenklich an, doch er grinste nur. „Und jetzt?" wollte Heidi wissen und ich hielt wie automatisch die Luft an und konnte nicht verhindern, dass ich mit weit aufgerissenen Augen zu ihr sah. „Jetzt?" fragte ich mit piepsiger Stimme und hätte mich in diesem Moment selber Ohrfeigen können. „Jetzt, sind wir gute Freunde" sagte Andreas und sah seine Mutter eindringlich an, die nur amüsiert grinste und mich noch ein mal ansah. „Ich gehe mal zu den Kindern" sagte sie dann und ging an uns vorbei, während ihr Grinsen nur breiter wurde.

„Julia" lachte Andreas und ich sah ihn verwirrt an, da er meinen vollen Namen so gut wie nie aussprach. „Andreas?" fragte ich und sah ihn mit zugekniffenen Augen an, da er immer noch lachte. „Wir hätten noch eine Chance gehabt hättest du nicht mit deinem Gesichtsausdruck alles verraten" meinte er und bei dem Gedanken daran musste er erneut lachen. „Ich?!" lachte ich empört, „Wie wäre es denn, wenn du deine Finger bei dir behältst? Damit hat nämlich alles angefangen" schimpfte ich, doch konnte nicht verhindern, dass ich weiterhin grinsen musste. „Meine Finger?" fragte er empört und ich nickte energisch. „Ja, das hat deine Mama schon ganz genau gesehen. Und die Szene hier hat ihr wohl als Antwort gereicht" sagte ich und schlug mir mit der flachen Hand gegen den Kopf. „Ach Jule, mach dir nichts draus" sagte er dann und ungläubig sah ich ihn an. „Mach dir nichts draus?" wiederholte ich und Andi nickte grinsend. „Es ist ja nicht so, dass wir ein Paar sind. Wir haben lediglich etwas Spaß zusammen, das wird ja wohl erlaubt sein" meinte er dann, während er das Buch zu klappte und es auf den Tisch legte. „Ja stimmt" sagte ich wie automatisch und konnte nicht verhindern, dass seine Worte einen leichten Beigeschmack hinterließen. Es war nicht so, dass ich mich in Andreas verliebt hatte, allerdings konnte ich es nicht leugnen, dass ich Gefühle für ihn entwickelt hatte. Welche und was diese genau für eine Bedeutung hatten, wusste ich jedoch selber noch nicht. Trotzdem war die klare Ansage von Andi nicht gerade das, was ich hätte hören wollen. „Jule? Kommst du mit?" fragte er und verwirrt sah ich ihn an. „Mh?" fragte ich und folgte mit den Augen seiner Hand, die nach draußen zeigte. „Ja, ich komm gleich nach" stimmte ich zu und während ich kurz ins Bad ging sah Andi mir noch ein mal verwirrt hinterher, ehe er raus in den Garten ging.

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