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Gretas Sicht


„Na wer hat denn da so gute Laune?" lachte Sanna als sie mich beobachtete wie ich tanzend die Kleider von einem zum anderen Raum brachte. Die Anproben für heute waren vorbei und viele der Kleider mussten wieder an ihren eigentlichen Platz sortiert werden. Ich grinste nur, ehe ich das Kleid aufhängte und noch ein mal glatt strich. „Hat es etwas mit diesem mysteriösen Mann zu tun?" bohrte meine Chefin dann grinsend weiter und ich nickte kurz. „Vielleicht" säuselte ich und brachte uns so zum lachen. „Seit ihr euch getroffen habt bist du noch besser drauf als eh schon" bemerkte sie und glücklich sah ich sie an. „Er ist wirklich toll" sagte ich und spürte wie ich dabei rot wurde. Sanna grinste mich an und schien darauf zu warten, dass ich weiter sprach. Wir hatten echt ein gutes Verhältnis zueinander und ich konnte ihr alles anvertrauen. Die Sache mit Chris hatte sie sofort gerochen als ich am anderen Tag in den Laden kam. Sofort hatte sie mir angesehen, dass irgendwas anders war und wie so oft hatte sie damit Recht behalten. „Er kommt morgen Abend wieder nach Hause und ich habe mir gedacht, dass wir uns ein paar schöne Tage zu zweit machen können. Wir haben uns schon drei Wochen nicht mehr gesehen" sagte ich gespielt gequält und Sanna nickte und schien dabei zu überlegen. „Ich muss ja montags nicht so lange arbeiten und ihm macht es bestimmt nichts aus zu warten bis ich fertig bin" erklärte ich schnell und Sanna hob die Hand um mich zu unterbrechen. Den grübelnden Gesichtsausdruck hatte sie noch immer nicht abgelegt. „Hat er denn Montag frei?" wollte sie wissen und ich nickte schnell. „Er hat meistens von montags bis mittwochs frei" antwortet ich, während ich das nächste Kleid auf die Stange hing.

„Basti und ich waren letztens in einem sehr schönen Hotel in Hamburg" erzählte Sanna dann wie aus dem Nichts und irritiert, aber amüsiert sah ich sie an. „Ist das dabei raus gekommen?" fragte ich und deutete lachend auf ihren Babybauch, was sie erst mit einem tadelnden Blick und dann mit einem Lachen beantwortete. „Greta! Nein, ist es nicht" lachte sie weiter und ich tat es ihr gleich. „Hamburg ist wirklich schön, da muss ich auch noch mal hin" antwortete ich dann ernst und Sanna nickte zufrieden. „Wieso fragst du Chris nicht einfach, ob ihr ein paar Tage in Hamburg verbringen wollt" schlug sie vor und ich schnaubte. „Unsere Terminkalender sind schwieriger zu vereinbaren als eine Audienz beim Papst" meinte ich dann nüchtern und Sanna lachte laut los. „Greta, jetzt wirst du aber dramatisch" befand sie und ich nickte grinsend. „Ich würde unheimlich gerne ein paar Tage mit ihm in Hamburg verbringen, aber für jetzt bin ich einfach froh, dass ich ihn überhaupt sehen kann" sagte ich leise und Sanna sah mich irritiert an. „Wir haben uns schon so lange nicht gesehen und so gut kennen wir uns auch noch nicht.. ich habe immer Angst, dass er vielleicht irgendwann sagt, dass es so einfach nicht passt" sagte ich dann ehrlich und Sanna klopfte neben sich auf die Couch, um mir zu verstehen zu geben, dass ich mich setzen sollte.
Seufzend ließ ich mich neben sie fallen und legte meinen Kopf in den Nacken. „So wie du von ihm schwärmst und so viele Nachrichten wie auf deinem Handy immer aufblinken glaube ich nicht, dass du dir darüber Sorgen machen musst" sagte Sanna dann und ich lächelte schwach. Chris und ich schrieben und telefonierten wirklich viel, allerdings konnte das ein reales Treffen nicht ersetzen. „Ich will mir auch eigentlich keine Sorgen machen, vor allem will ich mich nicht unter Druck setzen. Nach Tom hatte ich sowieso erst mal mit Männern abgeschlossen" sagte ich und Sanna schnaubte. „Den Idioten kannst du ja wohl mal vollkommen vergessen" sagte sie und ich nickte bestätigend. „Ja, schon längst passiert. Ich meine nur, dass ich eigentlich ganz glücklich alleine war und dann kam auf ein mal Chris .. und jetzt geht er mir einfach nicht mehr aus dem Kopf" jammerte ich und schlug mir meine flache Hand gegen die Stirn als würde ich versuchen ihn aus meinen Gedanken zu vertreiben. Sanna lachte und zeigte mir einen Vogel „Greta, das ist doch super" meinte sie und ich schnaubte. „Nicht, wenn ich die ganze Nacht wach liege, um mit ihm zu schreiben und dann nur noch mehr merke wie sehr er mir fehlt" sagte ich und diesmal war es Sanna, die schnaubte. „Genieß die Zeit. Wenn ihr erst mal ein paar Jahre zusammen seid wärst du froh, wenn du noch ein mal eine Nacht durchmachen würdest, weil du nicht genug vom andern bekommen kannst. Danach hörst du nämlich nur noch ein lautes Schnarchen" sagte sie und ich lachte. „Selbst sein Schnarchen fänd' ich toll" sagte ich dann gequält und Sanna lachte erneut laut los. „Du spinnst ja" meinte sie und ich nickte eifrig. Dass ich einen Knall hatte war mir auch vorher durchaus bewusst.
Sannas Lachen wurde durch das Klingeln von meinem Handy unterbrochen und grinsend beugte sie sich nach vorne, um auf den Display zu schauen. „Wenn man vom Teufel spricht" meinte sie dann und reichte mir mein Handy. Auf dem Display leuchtete Chris' Name und grinsend hob ich ab, während Sanna sich lautlos aus dem Staub machte.

„Hey" begrüßte ich ihn sanft und er erwiderte ebenfalls ein grinsendes „Hey". „Stör' ich?" wollte er wissen und ich winkte nur ab „Nee, ich habe eh gerade über dich gesprochen" antwortete ich und hörte ein leises Lachen. „Ich hoffe du hast nur Gutes erzählt" meinte er dann und ich grinste. „Ja, versprochen" antwortete ich und hörte Chris zufrieden lachen. „Ich freue mich so auf morgen das glaubst du gar nicht" sagte er dann und ich seufzte. „Oh doch, ich kann es mir wirklich gut vorstellen" sagte ich und grinste dabei. „Ich freue mich auch schon sehr dich endlich zu sehen. Soll ich bei dir zu Hause auf dich warten?" fragte ich und Chris lachte leise. „Ja, das wäre gut. Am besten ohne Klamotten" sagte er dann keck und ich lachte empört. „Na hör mal!" sagte ich und Chris' Lachen klang langsam aus. „Tut mir leid.." sagte er dann. „Nein, weißt du, eigentlich tut es mir nicht leid" änderte er dann sofort seine Meinung und ich lachte leise. „Muss es auch nicht" sagte ich keck und wusste, dass Chris am anderen Ende der Leitung grinste. „Was machst du gerade?" fragte ich und er antwortete ein keckes „Mit meiner Freundin flirten". Ich war etwas erstaunt über seine Aussage, denn so richtig drüber gesprochen hatten wir noch nicht. Allerdings waren wir aus dem Alter wo man sich Zettelchen schrieb und der andere mit „Ja", „Nein" oder „Vielleicht" antworten sollte definitiv raus und ich fand es schön, dass Chris die Zeichen richtig gedeutet hatte. Denn dass wir uns sehr mochten wussten wir beide und es war schön, dass er so zu mir stand.
„Ich hoffe das darf ich so sagen?" fragte er dann verunsichert, als hätte er gerade meine Gedanken gelesen. „Ja darfst du" grinste ich dann. „Also, was macht mein Freund denn gerade so?" wollte ich wissen und konnte Chris förmlich grinsen hören. „Dein Freund sitzt wieder im Bus und ist auf dem Weg nach Ulm" sagte er und ich legte meinen Kopf in den Nacken. „Du solltest lieber auf dem Weg zu mir sein" befand ich und er lachte leise. „Morgen, Gretchen. Ich habe Ulli schon gesagt, dass er ordentlich aufs Gas treten soll" erzählte er mir und brachte mich erneut zum lachen. Gerade als ich antworten wollte kam Sanna rein und hielt triumphierend ein Blatt in die Höhe. Irritiert sah ich sie an und deutete auf mein Telefon, doch sie ließ sich nicht abwimmeln. „Besteht die Chance, dass ich meinen gutaussehenden Freund gleich zurück rufen kann?" fragte ich und Chris lachte. „Die Chance besteht tatsächlich immer. Bis gleich" meinte er dann und ich murmelte ein „Bis gleich" ehe ich auflegte.
„Was ist denn so dringend?" fragte ich Sanna, die sich schnell neben mich setzte. „Ich habe das perfekte Geschenk für dich" sagte sie und ich verdrehte die Augen. „Mein Geburtstag ist erst in zwei Monaten" erinnerte ich sie, doch sie winkte nur schnaubend ab. „Nicht für deinen Geburtstag, du Nuss" sagte sie und hielt mir das Blatt Papier vor die Nase. „Für Chris und dich" sagte sie dann und irritiert versuchte ich zu erkennen was auf dem Blatt stand, doch Sanna wackelte zu sehr. „Ihr fahrt Montagmorgen los und kommt Mittwochabend zurück" erklärte sie mir dann und als ich mir das Blatt schnappte erkannte ich, dass sie über Booking einen Trip nach Hamburg gebucht hatte. „Sanna, du bist verrückt, ich muss doch Montag arbeiten" sagte ich verwirrt und erneut winkte sie ab. „Du hast offiziell frei" grinste sie und erwartete ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen wohl einen Jubelschrei. Und den bekam sie, glücklich und fassungslos umarmte ich sie. „Wirklich?!" fragte ich nach und Sanna nickte nur kräftig mit ihrem Kopf. „Wirklich" bestätigte sie mir, „Ich freue mich so sehr, dass du endlich jemanden hast der dich so glücklich macht. Und dass dein Gejammer wie sehr du ihn vermisst dann erst mal ein Ende hat" sagte sie noch und wir lachten beide.
„Danke, das ist wirklich fantastisch" meinte ich und umarmte meine Chefin. „Kein Problem" winkte sie ab und grinste breit. „Jetzt ruf ihn schnell zurück, dann kannst du ihm die guten Nachrichten gleich erzählen, ich mach mich jetzt auf den Weg nach Hause. Schließt du noch ab?" fragte sie und ich nickte, ehe ich sie zum Abschied erneut umarmte. „Danke noch mal, das ist wirklich nicht selbstverständlich" meinte ich und Sanna winkte ab. „Du bist mir hier die größte Stütze, ich denke es ist Zeit etwas zurück zu geben" sagte sie, gab mir einen Kuss auf die Wange und machte sich dann langsam auf den Weg.

Glücklich ließ ich mich zurück auf das Sofa fallen und wählte Chris Nummer. Nach Sekunden nahm er sofort ab und hauchte ein "Hey" in den Hörer. "Du glaubst nicht was Sanna gerade gemacht hat" sprudelte es direkt aus mir heraus und brachte ihn zum lachen. "Du wirst es mir bestimmt gleich verraten" stellte er amüsiert fest und ich nickte schnell. "Ich hatte eigentlich etwas anderes geplant, aber das ist noch viel besser" sagte ich und spannte ihn damit anscheinend ziemlich auf die Folter. "Gretchen, was hast du geplant und was ist viel besser?" fragte er nach und ich gluckste. "Ich wollte eigentlich Montagabend für uns kochen und einen gemütlichen Abend verbringen, aber wie es aussieht habe ich wohl Montag frei" sagte ich dann, aber Chris schien immer noch nicht zu verstehen. "Aber ich hoffe doch, dass du dann trotzdem kochen kannst" sagte er und ich lachte. "Natürlich könnte ich das" sagte ich und machte eine kurze Pause. "Greta, nun sag endlich" bettelte er und zog das 'a' in meinem Namen dabei in die Länge. "Sanna hat beschlossen, dass uns ein paar Tage in Hamburg gut tun würden. Also wenn du nichts Besseres vor und noch saubere Unterhosen hast können wir Montagmorgen direkt los" sagte ich und Chris schnaubte amüsiert. "Was sollte ich Besseres vor haben?" fragte Chris und ich grinste. "Wer weiß" sagte ich und hörte ihn erneut schnauben. "Ich kann mir nichts Besseres vorstellen als mit dir ein paar Tage alleine zu verbringen" sagte er dann sanft und mein Grinsen wurde noch breiter als es eh schon war. "Geht mir genauso" antwortete ich leise und für einen Moment herrschte Stille. "Aber ich hoffe, dass du morgen Abend trotzdem bei mir wartest" sagte er dann keck und brachte mich wieder zum lachen.

"Das mache ich auf jeden Fall. Ich packe einfach morgen meine Sachen, dann können wir direkt von dir aus los fahren" schlug ich vor und Chris stimmte mir zu. "Guter Plan, ich kann Steffi auch Bescheid geben, dass du klingelst, wenn du morgen Abend bei mir bist. Dann kann sie dich rein lassen, ich glaube nämlich nicht, dass du gerne im Auto warten würdest oder?" fragte er und ich schüttelte amüsiert den Kopf, ehe ich "Nein, das würde ich nicht so gerne" antwortete. "Wenn das für dich in Ordnung ist, dass ich alleine in deinem Haus bin?" fragte ich dann ironisch, da Chris es mir wohl sonst nicht angeboten hätte und er lachte leise. "Was meins ist, ist auch deins" stellte er klar. "Und wahrscheinlich lässt es sich nackt besser in meinem Haus warten, als bei Steffi und Andreas" sagte er dann noch und ich lachte empört laut los. 

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