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Gretas Sicht

„Papa?!" rief ich völlig aufgebracht, ehe ich die Türe hinter mir ins Schloss fallen ließ und Tallulah mit wedelndem Schwanz auf mich zu kam. „Hallo Prinzessin" meinte ich, während ich sie eher flüchtig begrüßte und dann einen Blick ins Wohnzimmer warf. „Papa!" rief ich noch ein mal und dann streckte er endlich seinen Kopf aus der Küchentüre. „Ja sag mal Gretchen, ich bin doch hier. Was ist denn los?" fragte er besorgt und stellte den Teller, den er gerade abgetrocknet hatte, auf den Tisch. Ohne etwas zu sagen ging ich auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch. Er lachte etwas, ehe er seine Arme fest um mich schlang und mich für ein paar Sekunden so fest hielt. „Ich glaube mit mir und Chris ist es vorbei" sagte ich dann und mit weit aufgerissenen Augen sah er mich an. „Was hat er gemacht?" wollte er sofort wissen und sein Tonfall ließ vermuten, dass er ihn gedanklich schon zehnteilte. „Er hat nichts gemacht.." jammerte ich schon fast und ließ mich theatralisch auf die Couch fallen. Mein Vater ging zurück in die Küche und setzte zwei Tassen Tee auf, denn er lebte stets nach dem Motto, dass sich alle Probleme bei einer Tasse Tee lösen ließen.

„Jetzt erzähl doch erst mal, Gretchen" sagte er als er sich zu mir setzte und ich seufzte, ehe ich ihm die ganze Geschichte von Chris und Emma erzählte. „Und er hat sich in den Kopf gesetzt sie zu adoptieren?" wollte er wissen und ich nickte. „So hat er es jedenfalls gesagt. Also zumindest denkt er darüber nach" sagte ich und mein Vater zog eine Augenbraue hoch. „Und hat er dich auch gefragt was du davon hältst?" fragte er dann und ich zuckte mit den Schultern. „Indirekt schon. Aber ich halte da absolut nichts von. Wir sind überhaupt noch nicht lange zusammen und der nächste logische Schritt wäre eventuell ein gemeinsamer Urlaub, aber doch keine Adoption. Zumal das eh überhaupt nicht möglich ist, da wir nicht verheiratet sind. Also muss er sie schon alleine adoptieren .." sprudelte es nur so aus mir heraus und mein Vater tätschelte beruhigend mein Knie. „Nunu, jetzt mal nicht direkt den Teufel an die Wand. Noch hat er ja nichts handfestes gemacht" beruhigte mein Vater mich und ich nickte. „Aber ich weiß, dass er sie wirklich adoptieren möchte. Du hättest ihn mit Emma erleben müssen, ich würde ja jetzt sagen, dass es wirklich süß war. Aber das Ganze versetzt mich eher in Panik" meinte ich dann und mein Vater lachte laut los. „Greta, warum das denn?" wollte er wissen und ich sah ihn gequält an. „Weil ich doch absolut keine Ahnung von so etwas habe. Ich habe keine Geschwister, die Kinder haben und auch sonst nichts mit Kindern zu tun. Meine Mutter ist gestorben und das einzige was ich noch weiß was man bei Kindern nicht machen sollte ist ihnen zu viele Süßigkeiten zu geben. Wie um alles in der Welt sollte ich jemals für ein fünfjähriges Mädchen sorgen können? Papa ich-" sagte ich und wurde von meinem Vater unterbrochen. „Greta jetzt mach aber mal halb lang" stoppte er mich und ich spürte, dass sich bereit Tränen in meinen Augen gesammelt hatten, aber ich war zu angespannt um ihnen den Weg nach draußen zu gewähren. „Nein, wirklich Papa. Ich kann das nicht, ich bin dazu nicht bereit. Was meinst du wie oft ich in den letzten Tagen darüber nachgedacht habe. Ich habe Chris gleich angesehen, dass er Vatergefühle entwickelt und es war mir auch ziemlich schnell klar, dass er es wirklich ernst meint. Aber er vergisst mich dabei total" sagte ich und schaute traurig auf den Boden, während mein Vater mir einfach nur zuhörte. „Ich weiß auch, dass ich vielleicht zu egoistisch bin. Aber ist er es denn nicht auch? Er will ein Kind adoptieren und denkt nicht darüber nach was ist, wenn er auf Tour ist. Emma muss bald in die Schule, soll Steffi dann alles regeln? Oder ziehe ich einfach nach sechs Monaten bei ihm ein und richte das Kinderzimmer für Emma ein? Ich verstehe es nicht" sprudelte ich weiter und dann hob mein Vater langsam die Hand. „Ich glaube das musst du mit ihm besprechen. Aber bevor es soweit ist solltest du dir ganz klar darüber sein, was du willst. Du wirst es bereuen, wenn du dich für das Familienleben entscheidest und dann merkst, dass es dich einengt" sagte er und ich nickte, während ich langsam meine Anspannung verlor und zusammen sackte. „Ich hätte einfach nicht gedacht, dass ich mich nach so kurzer Zeit damit auseinander setzen muss. Ich liebe ihn und ich kann mir auch sehr gut vorstellen irgendwann zu heiraten und mit ihm eine Familie zu gründen. Aber doch nicht jetzt" sagte ich und brach in Tränen aus. „Ach Gretchen" machte mein Vater dann und nahm mich in den Arm, während er immer wieder beruhigend über meinen Kopf strich. „Hör zu, der Christian ist ein feiner Kerl. Aber du musst auf dein Herz hören" sagte er und klopfte mit seinem Zeigefinger auf meine Brust. „Wenn dein Herz sich bei dem Gedanken daran jetzt eine Familie zu gründen zusammen zieht, dann ist es nicht das Richtige. Und du solltest deine Wünsche für niemanden hinten an stellen, wenn das jemand von dir verlangt, dann ist er nicht der Richtige für dich" sagte er und ich fing an zu realisieren, was ich nicht wahr haben wollte. „Das heißt, wenn Chris Emma wirklich adoptieren will, dann bin ich nicht die Richtige für ihn" sagte ich kaum hörbar und mein Vater verzog sein Gesicht. „Ich glaube, dass wenn es dich so in Panik versetzt und eure Vorstellungen von der Zukunft so weit auseinander gehen, dann ist da draußen noch ein Deckel, der vielleicht besser zu euch passt. Greta, manchmal reicht die Liebe alleine eben nicht und so schmerzhaft es auch ist, aber keiner von euch beiden hat es verdient, dass der andere seine Träume hinten anstellt" sagte er und dann folgte ein lautes Schluchzen meinerseits und Minuten voller Tränen.

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