Gretas Sicht
Als Chris aus dem Haus war schnappte ich mir den Schlüssel und lief rüber zu Steffi, um unsere Überraschung für die Jungs zu planen. Seitdem mir Chris von seinem Vater erzählt hatte war die Idee in meinem Kopf und hatte sich dort festgebrannt.
Steffi stand in der Küche und bereitete gerade das Mittagsessen vor, als ich durch die Terrassentüre herein kam. „Greta!" rief Lotta freudig und rannte direkt zu mir, um mich zu umarmen. „Hey du Wirbelwind" grinste ich und drückte sie feste, ehe sie wieder zu ihren Brüdern nach draußen lief. „Hey" meinten Steffi und ich dann fast gleichzeitig. „Jetzt bin ich aber mal gespannt was du dir ausgedacht hast" sagte sie und ich schnalzte, ehe ich mich auf den Thekenhocker gegenüber von ihr setzte. „Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee ist, aber in meinem Kopf hat es Sinn gemacht" sagte ich dann und Steffi lachte daraufhin. „Ich würde gerne ein altes Hemd von Werner zurechtschneiden, damit es als Kissenhülle dient" erklärte ich dann und Steffi stockte kurz und machte große Augen, ehe sie sich räusperte. „Ich glaube das würde beiden sehr gefallen" meinte sie dann und ich merkte, dass es auch für sie nicht leicht war. „Und ich habe so kleine Sprachboxen gekauft, die man selber besprechen kann" sagte ich, während ich die zwei kleinen Boxen aus meiner Tasche holte und Steffi vor die Nase hielt. Sie nahm eine davon in die Hand und begutachtete sie. „Willst du selber etwas drauf sprechen?" fragte sie und ich schüttelte nur mit dem Kopf. „Chris hat erzählt, dass es ganz viele Videos von den beiden und ihrem Papa gibt, ich habe gedacht es wäre schön, wenn etwas von ihm auf dieser Box wäre" erklärte ich und Steffi lächelte. „Und da kommt vermutlich Heidi ins Spiel" schlussfolgerte sie und ich nickte. „Ja. Ich brauche die Hilfe von allen" sagte ich und wir beide lachten. „Wir brauchen ja so oder so ein altes Hemd und dann auch noch die Videos, aber ich weiß nicht, ob ich sie einfach so fragen kann. Wir haben uns ja bisher nur ein mal gesehen und das ist wirklich kein Thema was man mal eben so nebenbei anschneidet" sagte ich und Steffi nickte und winkte daraufhin direkt ab. „Heidi hat dich sofort ins Herz geschlossen, mach dir darüber mal keine Sorgen. Ich kann sie ja mal anrufen" schlug sie vor und ehe ich etwas sagen konnte hatte sie auch schon ihre Nummer gewählt.„Das hat er am liebsten angezogen" sagte Heidi und hielt mir ein rot kariertes Hemd vor die Nase. „Das ist wirklich schön" befand ich, während ich das Hemd in meinen Händen drehte und an das Kissen hielt. „Ich glaube das passt" sagte ich und Heidi nickte, ehe sie das Hemd wieder in ihre Hände nahm. „Dann fang ich mal an zu nähen" sagte sie und ich grinste, ehe ich erneut den Videorekorder startete. Es machte unheimlich viel Spaß mir Chris' Kindervideos anzugucken und wir mussten mehr als ein mal herzhaft lachen. Er war ein glückliches Kind, keine Frage und es war mehr als deutlich zu erkennen, dass er seinen Vater über alles geliebt hatte. Als zu erkennen war wie Andreas und Chris mit vollem Karacho im Bach landeten, lachte Heidi laut los. „Die Beiden konnten noch nie gut die Füße still halten" sagte sie dann und ich lachte, während ich beobachtete wie die zwei wie kleine Seemonster mit ihrem Boot im Schlepptau zurück ans Ufer liefen. Chris war sichtlich bedröppelt und auch Andreas schien alles andere als fröhlich. „Tut uns leid Papa, wir wollten doch eigentlich einen Fisch fangen" sagte Chris dann den Tränen nahe und ich musste an mich halten nicht laut „ohh" zu machen. „Ach, halb so wild! Ihr dürft nicht so leicht aufgeben" hörte ich ihren Vater sagen, gefolgt von einem „Ich habe euch so unendlich doll lieb, das wisst ihr doch. Der Fisch ist egal". Ruckartig schaute ich zu Heidi und Steffi, die breit grinsten. „Das ist es" sagte Steffi und ich nickte, ehe ich die Sprachbox holte und folgenden Teil aufzeichnete: „Ihr dürft nicht so leicht aufgeben. Ich habe euch so unendlich doll lieb, das wisst ihr doch".
Später, als die Sprachboxen fertig aufgespielt, im Kissen verstaut und das Hemd vernäht war, sah ich Heidi zufrieden an. „Bereit für die Generalprobe?" fragte sie und ich lachte, ehe ich nickte und auf den Knopf für die Box drückte. Und tatsächlich ertönte Werners Stimme durch das Kissen und ich konnte sehen, dass ich nicht die einzige war die Gänsehaut bekam. „Das war eine wundervolle Idee, Greta" sagte Heidi dann und drückte meine Hand für einen kurzen Moment. „Danke, dass du direkt her gekommen bist. Ohne dich hätten wir das gar nicht geschafft" sagte ich und legte meinen Arm um Heidis Schulter. Sie drehte sich zu mir und dann umarmte sie erst mich feste und dann Steffi.
„Jetzt müssen wir die Jungs damit nur noch überraschen" sagte Steffi dann und wie aufs Stichwort kam Andreas gefolgt von Chris die Türe rein. „Hallo? Sag mal weiß jemand wo Greta ist?" hörte ich meinen Freund rufen, der daraufhin den Kopf durch die Türe steckte und uns im Wohnzimmer entdeckte. Etwas verwirrt sah er mich an, ehe er grinste und nun komplett im Raum stand. Andreas kam angehumpelt und blieb ebenso überrascht im Türrahmen stehen, ehe er ein Stück näher zu seinem Bruder ging und ein „Sag mal, Bruder. Alle unsere Lieblingsfrauen auf einem Haufen ist kein gutes Zeichen oder?" murmelte. Chris lachte nur und zuckte mit den Schultern und erst dann erkannte ich den blauen Bären in seiner Hand. „Euch auch hallo. Was hast du denn da mitgebracht?" fragte ich und ging grinsend auf Chris zu, der nun den Bären in seiner Hand begutachtete. „Ach, das ist Blaubär" sagte er dann und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er traurig war. Sein Blick den er mir daraufhin zuwarf bestärkte mich zusätzlich. „Blaubär?" fragte ich vorsichtig nach und Chris nickte, ehe er den Bären auf den Tisch legte, mir einen kurzen Kuss gab und dann seine Mutter begrüßte. Auch Andreas begrüßte seine Mutter und guckte dann grinsend in die Runde. „Ist es für uns sicher hier zu sein?" wollte er wissen und Heidi rollte nur mit den Augen. „Sei mal lieber nicht so frech. Die beiden haben eine schöne Überraschung für euch" sagte sie dann und Andreas zog die Augenbrauen hoch. „Setzt euch erst mal hin" meinte Steffi dann und die beiden Brüder ließen sich auf die Couch fallen.
„Also" fing ich an und zog das „o" dabei in die Länge. „Wie ihr wisst seid ihr unsere Lieblingsmänner" fing ich an und Steffi fing an zu lachen, was mich ebenfalls grinsen ließ. „Und wir haben ein besonderes Geschenk für euch, das ohne Heidis Hilfe gar nicht möglich gewesen wäre" erklärte ich weiter und holte dann die Kissen vom Tisch, um sie den Jungs hin zu halten. „Das ist für euch" sagte ich und Andreas sah verwirrt auf das Kissen. „Ist das Papas Hemd?" fragte er Heidi, die bestätigend nickte. Chris drehte das Kissen in seinen Händen und entdeckte den Knopf, ehe er fragend zu mir sah. „Drück drauf" flüsterte ich fast und als er auf den Knopf drückte und die Stimme seines Vaters hörte, schossen augenblicklich Tränen in seine Augen. Andreas staunte nur und suchte bei seinem Kissen den Knopf, eher er ebenfalls drauf drückte und glücklich ein Stück nach vorne rutschte. Fassungslos grinsend drückte er erneut drauf, während Chris sich immer mehr anspannte. Besorgt sah ich zu ihm herüber und fragte mich, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war ihm dieses Kissen zu schenken. Heidi hatte bereits erwähnt, dass er der sensiblere von Beiden war und gerade in diesem Moment wurde dies mehr als deutlich. „Entschuldigt mich kurz" sagte Chris dann und ging, mit dem Kissen in seiner Hand, nach oben.
Besorgt sah ich ihm nach und spürte wie mein Herz anfing zu pochen. Ich war mir in diesem Moment sicher die falsche Entscheidung getroffen zu haben und es tat mir leid, dass ich Chris mit meiner Aktion augenscheinlich verletzt hatte. „Mach dir keine Sorgen" riss mich Heidi dann aus meinen Gedanken und gequält sah ich sie an. „Vielleicht gehst du ihm lieber nach" meinte ich nach ein paar Minuten, doch sie winkte nur ab. Ich sah Andreas hilfesuchenden an, doch er grinste nur. „Greta du kannst ihm ruhig nachgehen, er wird dich nicht auffressen" antwortete er auf meine unausgesprochene Bedenken und seufzend stand ich auf. Mit leisen Schritten ging ich nach oben und da ich mich im Haus von Andreas und Steffi überhaupt nicht auskannte ging sah ich mich suchend um. Dann hörte ich ein leises Schluchzen und folgte dem Geräusch, das mich ins Badezimmer führte. Chris saß an die Badewanne angelehnt auf dem Boden und hatte das Kissen fest umschlossen. Als er mich sah wischte er schnell seine Tränen ab und zog seine Nase hoch. Ich konnte nichts sagen, da meine Kehle sich zuschnürte und ich setzte mich deshalb wortlos neben ihn und legte meine Hand auf seinen Arm. Diese kleine Berührung reichte schon aus, dass erneut Tränen seine Wange runter liefen und ich war mir sicher, dass ich mich schon lange nicht mehr so schlecht gefühlt hatte wie jetzt. „Tut mir so leid" flüsterte ich, während ich seinen Kopf zu mir zog, den er auf meine Schulter legte und ihn gleichzeitig umarmte. Chris schluchzte erneut und für ein paar Minuten ließ er seinen Emotionen freien Lauf, während ich ihn einfach nur im Arm hielt und mich wie der schlechteste Mensch der Welt fühlte. Mir tat es leid, dass ich ihn mit meiner Aktion so aus der Bahn geworfen hatte und immer wieder strich ich ihm über den Kopf, in der Hoffnung ihm wenigstens so ein bisschen von seinem Schmerz zu nehmen. Als Chris sich nach Minuten von mir löste strich ich ihm die nassen Strähnen aus dem Gesicht und sah ihn besorgt an. „Das ist ein tolles Geschenk" meinte er dann völlig zu meiner Verblüffung und irritiert sah ich ihn an. Chris, dessen Augen knallrot waren, lächelte schwach. „Ich weiß dass das hier nicht unbedingt die beste Reaktion ist" sagte er und deutete lächelnd auf sein Gesicht, auf dem sich erneut Tränen gesammelt hatten und sprach dann weiter „Aber ich freue mich wirklich". „Du freust dich?" fragte ich ungläubig, während ich sein Gesicht von den Tränen befreite und er nickte langsam. „Ich habe nur einfach nicht damit gerechnet seine Stimme zu hören" meinte er dann und ich nickte mitfühlend. „Vielleicht hätte ich dich lieber warnen sollen, anstatt mit der Türe ins Haus zu fallen" sagte ich dann und er nickte, schüttelte den Kopf und nickte wieder. Leise lachend beobachtete ich seinen nonverbalen Kampf mit sich selbst und ebenfalls lächelnd sah er mir wieder in die Augen. „Gretchen ich weiß ja, dass du mir eine Freude machen wolltest. Und das hast du, das bedeutet mir wirklich viel" sagt wer und nahm mein Gesicht in beide Hände, um mich kurz darauf sanft zu küssen. „Du bedeutest mir auch ziemlich viel" sagte ich dann keck grinsend und Chris erwiderte mein Grinsen. „Du mir auch" hauchte er, ehe unsere Lippen sich erneut trafen und wir für die nächsten Minuten alles um uns herum vergaßen.Später, als wir wieder bei Chris waren schien ihn irgendetwas zu beschäftigen. Ich war mir nicht sicher, ob es nur an dem Kissen lag, also beschloss ich der Sache auf den Grund zu gehen.
„Sag mal du kleiner Schmollmops, was ist los?" fragte ich, als ich mich neben Chris auf die Couch setzte und den Bären in seiner Hand begutachtete. „Ach ich weiß auch nicht, heute war ein komischer Tag" sagte er dann und wollte gerade den Bären zur Seite legen, als ich ihn mir schnappte. „Und das hat sicher nichts mit deinem kleinen Freund hier zu tun?" fragte ich neugierig und wackelte vor Chris Augen mit dem Bären hin und her, was ihn leise lachen ließ. „Das ist Blaubär" meinte er dann und ich sah den Bären noch ein mal genauer an. „Oh Blaubär, schön dich kennen zu lernen" sagte ich aus Spaß und Chris schüttelte grinsend den Kopf. „Und wem gehört der Herr Blaubär eigentlich?" wollte ich dann wissen und Chris seufzte schwer. „Aha. Da habe ich die richtige Frage gestellt" stellte ich zufrieden fest und Chris sah mich nur tadelnd an, ehe er Augen verdrehend seinen Kopf nach hinten warf und sich mit beiden Händen übers Gesicht fuhr. „Der gehört Emma" sagte er dann und ich zog eine Augenbraue nach oben. „Emma?" fragte ich und grinsend suchte Chris meinen Blick. „Ja Emma, vier Jahre alt und keine ernstzunehmende Konkurrenz" sagte er dann und ich wollte mich gerade wehren, als er die Hand hob. „Keine Chance Greta, ich habe das Eifersuchtsmonster förmlich gerochen" sagte er und ich lachte, während ich abwehrend die Hände hob. „Ist ja gut" meinte ich dann und deutete erneut auf den Bären. „Also, Emma?" fragte ich und erneut seufzte mein Freund.
„Ich habe sie heute im Kinderheim kennen gelernt und die Kleine hat mich sofort verzaubert" sagte er dann und während er mir erzählte wer Emma war und was die beiden gemacht hatten strahlten seine Augen und er konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Einerseits fand ich es ziemlich süß wie begeistert er von der kleinen Emma war und andererseits beschlich mich ein mulmiges Gefühl, das ich nicht ganz deuten konnte. „Und dann hat Emma mir den Bären gegeben, um sicher zu stellen, dass ich auf jeden Fall noch ein Mal wieder komme. Ganz schön schlau die Kleine" beendete er seine Erzählung und grinste mich an. „Aber hast du denn überhaupt Zeit sie noch mal zu besuchen?" hörte ich mich fragen und Chris sah mich irritiert an. „Ja klar, bestimmt" meinte er dann schnell, „Ich könnte ja vielleicht Mittwoch wieder hin bevor wir wieder das ganze Wochenende weg sind" meinte er dann und ich zog unwillkürlich eine Augenbraue nach oben.
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Only One
RomanceChris lernt durch Zufall die kecke Greta kennen und die Beiden begeben sich auf eine Reise voller Emotionen. Als dann auch noch die Scheidung von Andreas in den Vordergrund rückt, ist das Chaos perfekt. Keine der Personen gehört mir.