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Gretas Sicht

„Sind sie schon da?!" fragte Chris aufgeregt, als er in die Garderobe kam und ich schüttelte nur mit dem Kopf. Er lief den ganzen Tag schon rum wie ein aufgeschrecktes Huhn und langsam fing er an mich zu nerven. „Frau Liebkind ruft mich an, wenn sie ankommen. Aber sie sind auch erst vor einer halben Stunde los gefahren" erklärte ich ihm und er kam grinsend auf mich zu. Er wusste genau, dass ich von seiner Schnapsidee von Anfang an nicht begeistert war und er konnte sich wohl denken, dass mich die Situation gerade einfach nur nervte. „Gretchen" murmelte er, als er sich neben mich setzte und dann seine Nase in meinen Haaren vergrub, was mich leise lachen ließ. „Ich weiß, dass du nicht begeistert davon bist gleich auf Emma aufzupassen, aber sie ist super pflegeleicht" sagte er dann und ich schnaubte. „Du kennst sie doch gar nicht richtig, Chris" meinte ich dann schnippisch und verwirrt sah er mir in die Augen. „Was ist denn los mit dir heute?" fragte er dann genauso zickig wie ich es eben war und ich rollte mit den Augen. „Nichts" war meine knappe Antwort und diesmal war er es, der schnaubte. „Musst du nicht noch mal mit Yvonne den Tanz üben? Sie ist schon ganz wild darauf" meinte ich dann und Chris Mimik wurde augenblicklich sanfter, wenn nicht sogar schelmisch. Grinsend musterte er mich und ich versuchte meinen ernsten Gesichtsausdruck aufrecht zu erhalten, was nicht lange funktionierte. „Daher weht der Wind" meinte er dann und kam wieder ein Stück näher an mein Gesicht heran. Ich versuchte ihn böse anzufunkeln, doch konnte ich mein Grinsen nicht mehr verstecken. „Du weißt dass das nur Show ist?" meinte er dann, während er ganz nah an mein Ohr heran kam und es mit seiner Nase streifte, ehe er mit seiner Nase meinen Nacken entlang fuhr. „Und dass ich nichts von Yvonne will?" fragte er dann und mich überkam eine Gänsehaut, die ich mit einem Ruck abschütteln wollte. Sanft fuhr er mit seiner Nase wieder nach oben in Richtung Kinn und hielt Millimeter vor meinem Gesicht inne. „Ich liebe dich" sagte er dann, während er meinen Blick mit seinen Augen gefesselt hielt und wie in Zeitlupe bewegten sich unsere Lippen aufeinander. Als ich seine Lippen endlich auf meinen spürte durchzuckte mich ein Blitz und ich verschränkte meine Hände in seinem Nacken, um ihn näher zu mir heran zu ziehen. „Ich liebe dich auch" murmelte ich zwischen zwei Küssen, was ihn grinsend ließ und glücklich legte er seine Stirn an meine.
„Danke, dass du das mit Emma machst. Ich weiß du hältst mich für total bescheuert, aber ich mag die Kleine wirklich sehr. Und es ist für mich nicht selbstverständlich, dass du so hinter mir stehst" sagte er und ich strich ihm über die Wange. „Ich stehe immer hinter dir, Chris. Aber ich weiß nicht, ob du dich da eventuell in etwas rein steigerst .." fing ich an und gerade als Chris antworten wollte klingelte mein Handy.

„Booooah" hörte ich ein paar Kinderstimmen sagen, während ich mit Chris Hand in Hand zum Bus ging und Frau Liebkind und die anderen Betreuerinnen begrüßte. „Die Kinder sind schon außer Rand und Band" lachte Simone und ich tat es ihr gleich. Als ich zu Chris blickte wusste ich sofort, dass er Emma entdeckt hatte, denn seine Augen funkelten wie wild und sein Grinsen reichte fast von einem bis zum anderen Ohr. „Da ist sie" bestätigte er meine Vermutung und griff noch ein mal stärker nach meiner Hand, um mich dann in Emmas Richtung zu führen. „Hey Emma! Ach und hallo Blaubär!" sagte Chris dann und als Emma hoch sah funkelten auch ihre Augen sofort. „Chris!" rief sie freudig aus, ehe sie in seine Arme rannte und ihn stürmisch umarmte, während er sie hoch hob und sich ein mal um seine eigene Achse drehte. „Ist das Greta?" fragte sie verschwörerisch, während Chris sie auf dem Arm hatte und hielt dabei ihren Teddy vor ihr Gesicht, so als hätte sie Angst, dass ich zu viel von ihr sehen würde. Mein Freund nickte und dann schlich sich ein Grinsen auf Emmas Gesicht, ehe ich mich vorstellte. „Hey ich bin Greta. Chris hat mir schon viel von euch beiden erzählt" meinte ich und deutete auf sie und Blaubär, was Emma grinsen ließ. Chris hatte wirklich nicht übertrieben, Emma war zuckersüß mit ihren schwarzen Haaren und den kleinen Zöpfen, die schon fast auseinander fielen. Und ich konnte auch nicht verneinen, dass die beiden gut zueinander passten, denn Emma hatte genauso ein schelmisches Grinsen wie Chris und schmunzelnd musterte ich die beiden. „Ich hab' was für dich gemalt" meinte Emma dann und versuchte an ihren Rucksack zu kommen, was etwas schwierig war, da Chris sie noch immer auf dem Arm hatte. Als er bemerkte, dass Emma an ihren Rucksack wollte setzte er sie ab und gleich darauf hielt Emma mir auch schon ein Bild vor die Nase. „Chris hat gesagt du magst Tulpen" sagte sie schüchtern und grinsend nahm ich das Bild entgegen, auf dem lauter Tulpen und ein Hund zu sehen waren. „Und dass ich einen Hund habe hat er dir wohl auch erzählt" stellte ich fest, während ich meinem Freund einen amüsierten Blick zuwarf und Emma freudig nickte. Chris hielt nur abwehrend die Hände hoch, während er uns beide glücklich beobachtete. „Danke, das ist echt schön geworden Emma" meinte ich dann und Emma grinste, während sie verlegen von einem Fuß auf den anderen wippte.
„Na komm, ich zeig dir mal alles" sagte Chris dann und nahm Emmas Hand, um sie ins Gebäude zu führen. Ich sagte noch schnell Frau Liebkind Bescheid und folgte den beiden dann. Als ich die große Stahltüre öffnete sah ich Chris und Emma, die immer noch ihre Hände miteinander verschränkt hatten, mit Andreas im Flur stehen und lachen. Emma schien immer noch etwas schüchtern zu sein, doch hatte ich das Gefühl, dass sie Chris voll und ganz vertraute, denn immer wenn wir auf jemanden trafen achtete sie genau darauf wie Chris sich verhielt und schien dementsprechend entspannter oder angespannter zu sein. Als wir die Halle betraten staunte Emma nicht schlecht und schaute mich nur mit offenem Mund an, was mich leise lachen ließ. „Da oben steht ihr?" fragte sie dann an die beiden Brüder gewandt und Andreas nickte begeistert. „Willst du auch mal da oben stehen?" fragte er und ehe Emma antworten konnte hatte er sie schon gepackt und auf die Bühne gesetzt. Dann kletterte er selber drauf und ging grinsend neben ihr in die Hocke. „Und?" fragte Chris Emma, die immer noch völlig fassungslos drein blickte. „Jetzt siehst du ganz schön klein aus" meinte sie dann und brachte Chris damit zum lachen. „Und du ganz schön groß" sagte er und Emma grinste, ehe Andreas ihr die ganze Bühne zeigte und Chris sie mit Adleraugen beobachtete. „Sie ist toll oder?" fragte er mich dann, ohne den Blick von Emma zu lassen und ich seufzte. „Sie ist süß, ja .." meinte ich dann und Chris musterte mich besorgt. „Aber?" fragte er und ich wusste nicht, ob es der richtige Zeitpunkt war mit ihm darüber zu reden, also entschied ich mich dagegen etwas zu sagen. „Alles gut" meinte ich dann nur und zwang mich zu einem Lächeln, das er mir abkaufte, da Chris in diesem Moment nur Augen für Emma hatte. „Der Einlass beginnt in zehn Minuten" kam es dann von Rolf und Andreas hob die Hand und kam dann mit Emma wieder zu uns. „Wir müssen uns gleich vorbereiten, aber Greta wird mit dir noch was essen gehen und dann sitzt ihr hier ganz vorne" sagte Chris und deutete auf die beiden Plätze direkt vor der Bühne. „Super, dann kann ich alles sehen!" meinte Emma dann und Chris grinste, während er ihr sanft über den Kopf strich.

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