Gretas Sicht
"Chris?" hörte ich Andreas rufen, der gerade durch die Terrassentüre kam und amüsiert sah ich ihn an. "Alles okay?" lachte ich und Andreas kniff überlegend die Augen zusammen. "Ich glaube nicht" sagte er dann und sein Gesichtsausdruck brachte mich erneut zum lachen. "Was ist denn los?" wollte ich wissen und gerade als er etwas sagen wollte kam mein Freund in Boxershorts um die Ecke. "Ist etwas passiert?" fragte er aufgebracht und tropfte mit seinen nassen Haaren den ganzen Boden voll. Tadelnd sah ich ihn an, doch zuckte er nur entschuldigend mit den Schultern und deutete auf seinen Bruder. "Der hat so panisch gerufen, dass ich direkt aus der Dusche raus bin" rechtfertigte Chris sich und ich schüttelte amüsiert den Kopf. "Wie du siehst geht es ihm gut" meinte ich, ehe ich ihm ein Küchenhandtuch zuwarf, mit dem er sich die Haare trocken rubbelte. "Du siehst aber aus als wärst du gerade von zehn Autos überfahren worden" befand Chris dann, während er den Gesichtsausdruck von seinem Bruder musterte, der ihn genervt ansah.
"Leute, ich habe totalen Mist gebaut" sagte Andreas dann, während er sich auf den Hocker fallen ließ und sein Gesicht in beide Hände stützte. Während Chris sich neben ihn setzte, widmete ich mich wieder dem Abtrocknen und wartete gespannt darauf, dass Andreas weiter sprach. Doch der sah mich nur mit schief gelegtem Kopf an und fragte gleich daraufhin "Wieso grinst du denn so, Greta?". Und während er das fragte formten auch seine Lippen sich zu einem Lächeln. "Ich weiß nicht" sagte ich ganz unschuldig, doch kaufte er mir das natürlich nicht ab. Chris blickte nur völlig verwirrt zwischen uns beiden hin und her. "Kann mich vielleicht mal jemand aufklären?" fragte er, ehe er sich meine Kaffeetasse schnappte und einen Schluck nahm. "Ich glaube, dass der Mist den dein Bruder gebaut hat etwas mit unserer lieben Nachbarin zu tun hat" sagte ich dann und Chris verschluckte sich prompt. "Jule?" fragte er und als ich nickend zu Andreas sah, begannen seine Wangen sich rot zu färben. "Woher weißt du das schon wieder?" fragte Andreas mich und ich zuckte mit den Schultern. "Intuition, sie ist ganz schön oft da in letzter Zeit. Und ich habe sie vor ein paar Tagen Abends gesehen, als sie wieder rüber gegangen ist" sagte ich und beim Gedanken daran musste ich unwillkürlich grinsen. So verwirrt und verwuschelt wie Jule an diesem Abend aussah hatte ich mir schon gedacht, dass die beiden nicht unbedingt nur geredet hatten und Andreas aktueller Anblick bestätigte meine Vermutung. "Und was hast du jetzt für Mist gebaut?" fragte Chris dann blauäugig und ich musste über seine Naivität lachen, entschied mich aber dafür nichts zu sagen, damit Andreas endlich mit der Sprache raus rückte.
"Als wir vor ein paar Tagen zusammen gegrillt haben ist sie noch etwas geblieben und wir haben uns noch etwas unterhalten. Und dann ist irgendwie das Eine zum Anderen gekommen und.." erklärte er und die Augen meines Freundes wurden immer größer, da er langsam begriff worauf sein Bruder hinaus wollte. "Du hast mit Jule geschlafen?!" fragte er dann entsetzt und Andreas nickte nur langsam. "Ich hab' mit Jule geschlafen" bestätigte er noch ein Mal, so als könnte er es selber noch nicht fassen und dann reichte ich ihm eine Tasse Kaffee, die er dankend annahm. "Wow. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet" sagte Chris dann ganz verwirrt und musterte seinen Bruder eingehend. "Die ist doch grade mal zwanzig" sagte er dann fassungslos und Andreas schnalzte kurz mit der Zunge. "Mitte zwanzig, Bruder" meinte er dann und mein Freund winkte nur ab. "Respekt" meinte er dann und ich sah amüsiert und fragend zu ihm. "Was denn? Mein Bruder ist auch nicht mehr der Jüngste" erklärte er sich und erneut musste ich lachen. "Das heißt doch aber nicht, dass er keinen Spaß haben kann. Ich finde es gut" sagte ich und diesmal war es Chris, der mich fragend ansah. "Es war doch nur des Spaßes wegen oder?" wandte ich mich dann an Andreas, der laut seufzte. "Ich weiß überhaupt nicht was das war. Es war auf jeden Fall falsch" meinte er dann und nun war ich irritiert. "Habt ihr denn noch mal gesprochen danach?" fragte ich und Andreas nickte gequält. "Ja.. quasi direkt danach. Ich habe mich total zum Affen gemacht vor ihr" meinte Andreas gequält und erzählte uns, was wirklich vorgefallen war.
Rückblick, Andreas Sicht
Mit rasendem Puls ließ ich mich neben Jule fallen und konzentrierte mich darauf wieder halbwegs normal zu atmen. Auch Jule versuchte ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen während sie grinsend zu mir rüber schaute. Auch ich sah sie an und musste grinsen, ehe ich leise das Wort ergriff. "Sorry, ich glaube das war echt unangebracht" meinte ich und erntete einen verwirrten Blick von Jule. "Ich meine.. ich hätte nicht.. wir, also" stammelte ich und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Viel zu viele Eindrücke prasselten auf mich ein. Die plötzliche Nähe, die sich zwischen uns aufgebaut hatte empfand ich als schön, jedoch warf die Situation mich auch völlig aus der Bahn. In meinem Kopf herrschte seit Wochen das pure Chaos und der Sex mit Jule hatte nicht gerade dazu beigetragen, dass ich meine Gedanken ordnen konnte. Eher im Gegenteil. "Du musst dich nicht entschuldigen, ich weiß, dass im Moment ganz schön viel um dich herum passiert" durchbrach Jules leise Stimme dann die Stille. Sie drehte sich zu mir und stützte ihren Kopf auf ihrer Hand ab, ehe sie mein Gesicht mit der anderen umfasste und mir zärtlich über die Wange strich. Bei ihrer Berührung schloss ich die Augen. Ich genoss ihre Nähe, aber ich wusste nicht, ob ich es aus den richtigen Gründen tat. Denn wenn ich ehrlich zu mir selber war brauchte ich im Moment einfach Nähe, weil ich mich unheimlich einsam fühlte. Und das war Jule gegenüber alles andere als fair. "Ich erwarte nichts von dir, Andi" sagte sie dann und als ich die Augen öffnete sah sie mich liebevoll an. "Ich glaube von mir kannst du im Moment auch nichts erwarten" sagte ich resigniert und Jule lachte leise. "Ich will nur nicht, dass du denkst, dass ich dich ausnutze.. das hier war.., ich weiß auch nicht was das war.." setzte ich wieder an eine Erklärung für mein Verhalten zu finden, doch scheiterte erneut. "Ich glaube das hier war die Ablenkung, die du einfach gebraucht hast" fasste sie es gut zusammen und ich atmete schwer aus, ehe ich erneut in ihre Augen sah. "Mach dir nicht so einen Kopf, wirklich nicht" sagte sie dann und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe sie ihre Klamotten zusammen suchte und anfing sich anzuziehen. "Ich will einfach nicht, dass du mir böse bist oder schlecht von mir denkst" sagte ich, während ich mir mein Shirt über streifte und Jule stoppte ihre Bewegungen und sah mich lächelnd an. "Ich bin dir überhaupt nicht böse, ich habe auch gar keinen Grund dazu. Und ich denke nicht schlecht von dir, wir sind doch beide erwachsen Andi. Es ist wirklich alles gut" sagte sie und ich grinste, ehe ich sie in eine Umarmung zog. "Danke" flüstere ich noch, ehe ich ihr einen Kuss auf die Wange gab und mich wieder von ihr löste.
Rückblick Ende
"Siehst du, dann ist doch alles gut" meinte ich zu Andreas und er nickte nur. "Ich glaube schon, aber trotzdem finde ich, dass sich die Stimmung zwischen uns verändert hat" meinte er dann und ich grinste. "Ihr hattet Sex, natürlich sieht sie dich mit anderen Augen. Aber ich finde, dass sie wirklich ziemlich gut damit umgeht. Immerhin passt sie morgen wieder auf Lotta auf" meinte ich dann und Andi nickte grinsend. "Ja, vielleicht sollte ich mir echt nicht so einen Kopf darum machen" befand er und Chris nickte ebenfalls.
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Only One
RomanceChris lernt durch Zufall die kecke Greta kennen und die Beiden begeben sich auf eine Reise voller Emotionen. Als dann auch noch die Scheidung von Andreas in den Vordergrund rückt, ist das Chaos perfekt. Keine der Personen gehört mir.