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~ Liam ~

Endlich konnte ich das Flugzeug verlassen und so stand ich nun am Flughafen ohne Gepäck oder Geld und hatte keine Ahnung, wo ich hin musste. Ich lief also einfach mal los, folgte den Ausgangs-Schildern und landete tatsächlich draußen vor dem Flughafen, mitten in einer Stadt. Wie sie hieß, wusste ich nicht, darauf hatte ich nicht geachtet. Ich lief stumpf am Straßenrand entlang und fand schließlich einige Karten auf einer Infotafel für Touristen. Ich befand mich in einer Stadt, die gar nicht so weit vom Meer entfernt lag, aber es würde den ganzen Tag dauern, bis ich dort ankommen würde und dann wäre ich an einem Badeort für Touristen, also kein besonders geeigneter Ort für mich, mein Leben zu beenden. Vermutlich gab es dort auch weit und breit keine Klippen. Aber versuchen musste ich es, schon deswegen, weil mir im Moment nichts besseres einfallen wollte. Ich lief und lief, nach einer Weile taten mir die Füße weh. Ich hatte keine Ahnung mehr, wie lange ich schon gelaufen war und ein unerträglicher Durst quälte mich, noch schlimmer, als der Hunger es konnte. Ich hatte Rückenschmerzen, wieso wusste ich nicht, in meinem Kopf begann sich alles zu drehen und schwarze Punkte tanzten in meinem Blickfeld. Ich war zu erschöpft, um es kommen zu sehen, also lief ich weiter. Allein durch Willenskraft schaffte ich es noch einige Meter, dann brach ich zusammen. Ich war in einem seltsamen Zustand zwischen Wachsein und Schlaf, in dem ich zwar wahrnahm, dass ich auf dem Boden lag, aber nichts degegen tun konnte, bis ich in eine erlösende Bewusstlosigkeit überging. Als ich meine Augen wieder aufschlug, blendete mich das Sonnenlicht. Ich schloss sie wieder und wünschte mir, gleich in meinem Bett aufzuwachen, zu sehen, dass alles nur ein Traum war und dass das Licht deshalb so hell war, weil ich vergessen hatte, die Vorhänge zu schließen, nachdem Zayn gegangen war. Zayn! Meine Erinnerung kam zurück und mit ihr die dunkle Ahnung, dass das hier kein Tram war - und das helle Licht auch nicht von der Sonne stammte. Meine Augenlider schimmerten rot-orange, weil dieses helle Licht noch immer auf mich gerichtet war, aber wenn es wirklich Sonnenlicht wäre, müsste es dann nicht weiß-gelblich schimmern? Das kannte ich vom Strand, wenn ich mich auf eine Liege packte und für einen Moment die Augen schloss, waren meine Lider immer hell erleuchtet gewesen, aber nicht in diesem dunklen Ton. Das Licht, das auf mich fiel, musste gelblich sein und solches Licht kannte ich nur von Taschenlampen. So kam ich zu dem Schluss, dass irgendjemand es wagte, eine überdimensionale Taschenlampe auf mich zu richten und mich zu ewiger Blindheit zu verdammen. Vielleicht war es ja Harry? Als Kind hatte er mich gern mit fiesen Methoden geweckt, bis ich mir eines Tages einen Wecker gestellt hatte, vor ihm wach war und mich gerächt hatte. Da meine Tante danach Harrys nasse Bettwäsche wechseln musste, verbot sie uns beiden, dieses Spiel weiterzuspielen. Schade, es hatte viel Spaß gemacht.

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 Ich öffnete meine Augen leicht und schob die Taschenlampe leicht beiseite. Wer auch immer sie in der Hand hatte, nahm sie daraufhin ganz aus meinem Gesicht. Ich blinzelte, konnte aber nichts erkennen. "Endlich bist du aufgewacht!", sagte eine Stimme. Ich kannte sie definitiv nicht. Nach einer Weile sah ich wieder etwas und erkannte helle Haare und blaue Augen, die zu einem Typ gehörten, der etwas kleiner war, als ich und der definitiv süß war, auch wenn er eben nicht Zayn war. Verdammt, wieso konnte ich diese Gedanken denn nicht abstellen? Moment - wo war ich überhaupt? War ich schon gesprungen? Wohl nicht, sonst könnte mich ja die Taschenlampe nicht blenden. Außerdem konnte ich mich nicht erinnern. Aber sicher war sicher, also fragte ich lieber nach: "Bin ich tot?" Ein Lachen ertönte. "Nein, du bist nicht tot. Aber du warst es fast. Naja okay, ein bisschen hätte es wohl noch gedauert, aber wenn dich niemand gefunden hätte, wärst du es." Gefunden? War ich etwa doch gesprungen? "Gefunden? Wo denn?" Plötzlich spürte ich eine Hand in meinen Haaren. "Och, du Armer! Du erinnersr dich nicht?" Ich schüttelte den Kopf, nicht nur um die Frage zu verneinen, sondern auch, um die Hand aus meinen Haaren zu bekommen. "Du bist zusammen gebrochen, wahrscheinlich, weil du nichts getrunken hast. Ich hab dich gefunden und mit hierher genommen. Dass du so nass bist, tut mir leid, ich habe noch nie vorher jemandem Wasser eingeflößt, damit dieser Jemand überlebt." Ich nickte nur abweisend. Dann war ich also nicht gesprungen. "Wo ist Harry? Oder Zayn? Louis?" Niall sah mich verwirrt an. "Ich weiß nicht, von wem du sprichst. Sorry, aber ich kenne nicht mal deinen Namen. Ich heiße übrigends Niall." "Liam.", ich gab ihm meine Hand. Mein Magen knurrte laut und vernehmlich. Den Hunger hätte ich fast vergessen. Witzigerweise antwortete Nialls Magen daraufhin mit einem noch lauteren Knurren. Wir sahen uns an und lachten beide los. Es war aber auch irgendwie komisch und jetzt fühlte es sich gar nicht mehr so falsch an, zu lachen. Vielleicht war es einfach etwas anderes, mit einem Freund zu lachen, oder mit jemandem, in den man verliebt war. So richtig hatte ich zwar nie mit Zayn gelacht, aber so oder so ähnlich musste es sein. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Irgendwann beruhigten wir uns wieder. "Vielleicht sollten wir etwas essen.", schlug Niall vor. Essen! Wie wunderschön dieses Wort doch klang, wenn man Hunger hatte! Ich nickte stürmisch und Niall bestellte grinsend Pizza.

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Eine Stunde später lagen Niall und ich satt nebeneinander auf dem Sofa und sahen uns Titanic an. Ich kannte den Film schon, aber trotzdem musste ich heulen. Niall liefen ebenfalls die Tränen über die Wangen, also fand ich es nicht verwunderlich, dass er näher zu mir rückte. Seine Nähe tat mir sogar gut, schon lange war mir niemand mehr auf diese Weise nah gewesen. Vielleicht brauchte ich einfach nur einen guten Freund und konnte Zayn vergessen? "Liam?", nuschelte Niall in meine Schulter, als der Film zuende war und die Abspann-Musik lief. "Ja?", fragte ich. "Was hast du da draußen gemacht? Wo kommst du her? Wie alt bist du? Ich weiß gar nichts über dich!" Er rutschte ein Stückchen hoch, sodass seine Stimme nicht mehr von meinem Ärmel gedämpft wurde. "Hm, also ich bin 21 Jahre alt und war da draußen, weil ich da wo ich her komme gerade ein paar Probleme habe und... naja, ich dachte, ich würde nicht mehr lange genug leben, dass ich irgendwas brauchen könnte. Ich wollte zu den Klippen..." Nialls Augen wurden groß. "Du wolltest dich umbringen?" Fuck, wieso hatte ich es ihm erzählt? Es war mir einfach so rausgerutscht, eigentlich wollte ich kein Mitleid. Aber... es fühlte sich auch irgendwie schön an, dass es Niall so entsetzte, dass ich mich umbringen wollte. Es fühlte sich an, als würde er nicht wollen, dass ich sterbe, weil er mich mochte. Konnte er mich denn mögen, nach den paar Stunden? Ich nickte, als ich merkte, dass er auf eine Antwort wartete. "Wieso?", fragte er, vollkommen entsetzt. "Kann ich dir vertrauen?", fragte ich leise. Er nickte. "Es gab einen Jungen, ich habe ihn auf einer Party geküsst und naja... es ist darauf hinausgelaufen, dass ich neben ihm aufgewacht bin...", ich erzählte ihm nach und nach die ganze Geschichte, ohne Namen zu nennen, und seine Augen wurden größer und zwischendurch keuchte er erschrocken. Als ich fertig war, lag sein Arm um meine Schultern und ich fühlte mich... besser. Als hätte er mir eine Last abgenommen, nur dadurch, dass er mir zuhörte. Dieses gefühl hatte ich so lange nicht mehr gehabt, dass es sich anfühlte, wie nach langer Zeit endlich nach Hause zu kommen.

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Sorry falls das Alter falsch ist, ich wollte schnell updaten, deswegen habe ich jetzt nicht die anderen Kapitel durchgesehen, ob es übereinstimmt, wenn es nicht stimmt, sagt es mir doch bitte, dann kann ich es ändern. :D

Just like a pill (Ziam FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt