#28

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~ Liam ~

Nach einer Weile wachte ich wieder auf und fühle mich... besser. Ernsthaft, ich fühlte mich, als hätte ich lange genug geschlafen, um sämtlichen Stress loszuwerden, der sich in den vergangenen Wochen angehäuft hatte. Ich strich mir mit den Händen durchs Haar und wunderte mich, wieso sie so klebten. Ein Blick darauf verriet es mir: Sie waren blutverschmiert. Hatte ich wirklich so stark geblutet? Ich stand auf und ging ins Bad, wo ich erstmal in den Spiegel schaute, der jetzt dauerhaft aufgehängt war, denn Zayn wohnte ja bei mir und er brauchte unbedingt einen Spiegel. Meine Nase schien geblutet zu haben, außerdem blutete meine Lippe und ich hatte einen Riss in der einen Augenbraue. Ich war froh, dass meinem Auge nichts passiert war und begann, nachdem ich mir die Hände und das Gesicht gewaschen hatte, die Wunde zu desinfizieren. Ein Pflaster sollte genügen, so groß war der Riss nicht. Für meine Nase musste ich nichts mehr tun, sie hatte von allein aufgehört zu bluten und schien nicht gebrochen, denn ich hatte keine Schmerzen. Nur meine Lippe tat weh, denn die Wunde war noch immer offen und ich schien ein paar Mal dran gekommen zu sein, es war eine Angewohnheit von mir, mir auf die Lippe zu beißen. Ich seufzte und beschloss, dass das schon von allein wieder heilen würde. Ich duschte und zog mich um, dann schaute ich nach, ob Zayn im Haus war. War er nicht. Irgendwie erleichterte mich das ein wenig. So gut es mir auch gehen mochte, ich hatte keine Kraft, ihn auf letzte Nacht anzusprechen, aber wenn ich es nicht tat, würde er es tun oder damit durchkommen und es würde so lange zwischen uns stehen, bis wir darüber gesprochen hätten. Dazu wollte ich es nicht kommen lassen, wo wir doch gerade erst zusammen gekommen waren. Es würde alles zerstören und ich wollte nicht enden, wie Louis. Ich wollte mich nicht betrinken und bekiffen müssen, um den Schmerz zu vergessen, wo es doch anders hätte laufen können. Verdammt, ich machte mir zu viele Gedanken! Ich sollte wirklich einen Psychologen besuchen, der mir half. Ja, das sollte ich wirklich tun. Ich suchte kurz danach meinen Schrank nach dem Telefonbuch durch und dann darin nach einem Psychologen. Eine Stunde später saß ich im Wartezimmer des besagten Psychologen und erholte mich von dem Schreck, den ich bekommen hatte, als ich Ed hinter der Sekretärin gesehen hatte. Ich war mir nicht sicher, ob er mich gesehen hatte, aber ich tendierte eher zu nein. Nach und nach wurden die anderen Patienten aufgerufen und irgendwann war ich der einzige, der noch im Wartezimmer war. Ed kam herein und ich erschrak. "Liam? Was machst du hier?", wollte er wissen und ich verdrehte die Augen und konnte nicht anders, als sarkastisch zu antworten: "Ich wollte dich unbedingt besuchen, Ed! Natürlich bin ich hier, weil das hier die Praxis eines Psychologen ist, was sollte ich hier sonst wollen können?" Er grinste und gab mir ein Zeichen, dass ich dran war. Er führte mich in ein Zimmer mit einem Sofa, in dem ein relativ junger, gutaussehender Mann saß und mich anlächelte.

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"Hallo, Liam!", begrüßte er mich und ich schloss die Tür und setzte mich auf das Sofa ihm gegenüber. "Magst du mir dein Problem beschreiben?", fragt er höflich. "Ich bin übrigens Marcel." Ich nickte und überlegte, wo ich anfangen sollte. Dann sprudelte es alles nur so aus mir heraus. "...und ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll." Er nickte und lächelte mich an. "Ich finde es sehr mutig von dir, dass du von allein hierher gekommen bist. Es zeigt, dass du verstanden hast, dass es ein Problem ist und dass man es beheben kann. Also, Liam, was erwartest du jetzt, was passieren könnte? Wovor hast du Angst?" "Ich habe Angst, dass ich Zayn wieder verliere. Ich habe Angst, dass ich ihm vertraue, obwohl er dieses Vertrauen vielleicht gar nicht verdient und mich nur ausnutzt. Ich habe Angst, dass er noch mehr Leute wie diese kennt und mich in etwas mit hineinzieht. Aber am meisten Angst habe ich davor, dass er mich nicht mehr liebt oder ich ihn nicht mehr. Ohne ihn weiß ich nicht, wofür ich lebe." Nachdenklich nickte er und ich wurde aggressiv. Ich hatte gerade sämtliche Probleme meines Lebens vor ihm ausgebreitet und er sagte nichts! "Heißt das, sie können mir nicht helfen?", fragte ich genervt. "Beruhige dich, Liam. Ich kann dir helfen. Ich verstehe, dass du die Dinge, so wie du sie wahrgenommen hast, nicht gut findest. Es wirkt auf dich, als hätte Zayn ein Geheimnis, das eure Beziehung gefährden könnte. Aber hast du mal darüber nachgedacht, dass es vielleicht gar nicht so sein könnte, wie es auf dich wirkt?" Was? Das und nicht so sein, wie es wirkt? "Das hört sich jetzt so an, wie jemand, der beim Betrügen erwischt wird und dann sagt 'Es ist nicht das, wonach es aussieht´.", erklärte ich meine Zweifel und Marcel begann zu lachen. "Du hast Recht, es klingt so, aber es kann doch sein, dass Zayn eine Erklärung für dich hat und du ihm nur nicht zuhörst, weil du Angst, hast ihn zu verlieren? So, wie du deine Situation geschildert hast, ist die Situation ungefähr so bei deinem Cousin und seinem Freund. Der Freund deines Cousins hat ihn betrogen, er hat sich entschuldigt, aber dein Cousin war zu sehr mit sich selbst beschäftigt und fühlte sich so hintergangen, dass er sich einen neuen Freund gesucht hat, was dann seinen Exfreund verletzt hat. Und jetzt hat der sich betrunken und Drogen genommen und eigentlich hätten die beiden sich das ganze Drama schenken können, weil sie sich immer noch lieben und sich nur dadurch gestritten haben, dass dein Cousin abgelenkt war." Ich nickte, vielleicht konnten Zayn und ich uns ja auch Theater schenken, indem ich ihn einfach fragte? "Also denkst du, dass ich ihn einfach nach dem Typen fragen soll?", vergewisserte ich mich und Liam bestätigte meine Vermutung mit einem Nicken. "Bitte lass dir doch von meiner Sekretärin einen Termin geben, dann unterhalten wir uns nächste Woche nochmal und du verrätst mir, wie es gelaufen ist. Ich würde mir wünschen, dass du noch etwas in Behandlung bleibst, denn falls es nicht so läuft, wie es soll, musst du lernen, damit umzugehen und ich möchte sichergehen können, dass du dich nicht wegen irgendwas zu ermorden versuchst."

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Wir beendeten die Sitzung, ich ließ mir einen Termin geben und fuhr zurück nach Hause. Zayn war immer noch nicht da, aber das Telefon klingelte gerade, als ich hereinkam. Ich nahm schnell den Hörer ab und wusste nicht, ob ich mich freuen sollte, als ich Zayns Stimme hörte. "Liam! Wo warst du?", fragte er sofort. "Ich bin zu Hause. Schon seit gestern Abend." "Wieso hast du nicht gewartet? Ich habe einen Krankenwagen gerufen! Du musst ins Krankenhasu, du hast so heftig geblutet, bestimmt bist du schwer verletzt!", brüllte er ins Telefon, aber ich unterbrach ihn: "Zayn, ich muss mit dir reden, kannst du herkommen?", fragte ich leise, aber ich war mir sicher, dass er jedes Wort verstanden hatte. "Ich... Liam, du kannst jetzt nicht Schluss machen! Das lasse ich nicht zu, ich..." "Zayn, komm einfach her!", rief ich in seinen Redeschwall hinein, dann legte ich auf, bevor mein Entschluss, mich mit ihm auszusprechen ins Wanken geraten konnte. Einige Minuten später wurde die Tür aufgerissen und Zayn stand schwer atmend im Raum. "Liam, bitte mach das nicht, ich kann nicht ohne dich, ich werd es nicht überleben, wenn du mich jetzt fallen lässt!", fing er an, aber ich nahm ihn in den Arm, also hielt er die Klappe. "Ich habe nicht vor, Schluss zu machen. Ich will nur mit dir reden.", erklärte ich und hörte ihn schluchzen. "Das kannst du mir doch nicht antun!", schrie er. "Mich so zu erschrecken!", dann lachte er unter Tränen. "Tut mir leid.", grinste ich zurück. "Ich wollte nur... naja, ich wollte fragen, woher du den Typen letzte Nacht kanntest?" Zayn schüttelte den Kopf. "Ist das wirklich so wichtig? Ich finde nicht, dass es was zur Sache tut." "Ich schon. Wer ist er?", versuchte ich es weiter. "Nein, wirklich, Liam, wozu musst du das wissen? Du bist das wichtigste in meinem Leben und er bedeutet mir gar nichts. Ich kenne ihn von früher, das ist alles." Aha. Wieso glaubte ich ihm das bloß nicht? Wieso hatte ich das Gefühl, dass ihm dieser Typ doch wichtig war? Wieso konnte ich es nicht einfach dabei belassen? Ich schüttelte ebenfalls den Kopf. "Dann sag es mir eben nicht. Ist ja auch nicht so wichtig. Ich wollte nur fragen, weil du an dem Abend so beschäftigt mit ihm wirktest, dass du jetzt anrufen musstest, um zu wissen, wo ich bin." Er machte einen Schritt zurück. "Komm mir nicht so! Du hast doch auch nicht auf mich geachtet, oder wusstest du grade etwa, woher ich gekommen bin?", regte er sich auf. Da kam mir ein schrecklicher Verdacht. Wenn er nicht bei Harry und Louis gewesen war, denn das war er nicht, sonst würde er sowas nicht sagen, dann musste er entweder mich gesucht haben oder er war bei diesem Typen. Und da er mich nicht gefunden hatte und unmöglich die ganze Nacht gesucht haben konnte und jetzt noch so fit sein konnte, musste er bei dem Typen gewesen sein. "Du warst bei ihm, stimmt´s?", fragte ich mit gefährlich leiser Stimme und ich wusste, dass ich jeden Moment einen Wutanfall bekommen würde. "Und dann wagst du es, hier aufzutauchen und mich anzulügen?! Dann wagst du es, mir vorzuwerfen, ich dürfte nicht mit dir Schluss machen? Ich wusste, es geht nicht gut! Ich hatte einen guten Grund, dir nicht zu vertrauen! Wie konntest du nur so schnell mein Vertrauen wiederhaben? Ich sollte wirklich besser auf mich aufpassen, sonst schadet das noch meiner Gesundheit!", schrie ich ihn an. Die letzte Bemerkung war gemein, denn ich wusste, dass ich ihm nicht völlig egal war, aber ich war so sauer und traurig und wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Wieder einmal war mein Herz gebrochen worden.

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Würde mich über Rückmeldung freuen :))

Just like a pill (Ziam FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt