#17

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~ Harry ~

"Harry? Liam ist am Telefon! Er möchte mit dir sprechen!", hatte Louis mir vor ein paar Tagen freudestrahlend erzählt. Ich hatte ihm gesagt, er sollte Liam sagen, dass ich nicht mit ihm reden wollte. Irgendwie ging alles kaputt, weil Liam eine undefinierbare Beziehung zu Zayn hatte. Einerseits war das gut, weil Zayn dann nicht mehr versuchte, mir Louis wegzunehmen, andererseits nervte es auch, weil Louis nur noch bei Zayn war, weil das jetzt wieder ging und er gar keine Zeit mehr für mich hatte. Es konnte doch nicht sein, dass sich ausgerechnet jetzt Louis doch noch in Zayn verliebt hatte, wo der ihn nicht mehr liebte! Oder? Was hatte ich getan, dass ich das Glück nicht verdiente? Okay, so schlimm wie bei Liam war es nicht, ich würde mich deswegen nicht gleich umbringen oder so, aber so langsam reichte es mir schon. Sollte ich einfach Schluss machen? Aber das würde ich nicht aushalten. Ich würde Louis so sehr vermissen und er würde mich bestimmt nicht irgendwann zurück wollen, falls ich es mir anders überlegte. Aber so konnte es auch nicht weitergehen. Vielleicht sollte ich um etwas Abstand bitten? Ja, dann konnte ich nochmal in aller Ruhe darüber nachdenken. Das würde ich Louis gleich sagen! Er müsste jeden Moment wieder da sein, er wollte nur kurz zu Zayn ins Krankenhaus, um ihm etwas wichtiges zu sagen. Er hatte behauptet, es würde nicht lange dauern. Jetzt war er schon fast eine Stunde weg und es sah nicht so aus, als würde das Wetter gut bleiben, also würde er den Schauer, der unweigerlich kommen würde, vielleicht auch noch abwarten wollen. Aber was ich zu sagen hatte, war doch wichtig! Wieso kroch die Zeit nur immer so dahin, wenn man wollte, dass sie schnell verging und wieso war sie so schnell vorbei, wenn man einen Moment am liebsten bis an sein Lebenende festhalten wollte? Das war doch nicht fair! Solche Momente hatte es mit Louis oft gegeben, als der ganze Stress mit Liams Selbstmordgedanken noch nicht war. Einige Tage vorher hatten wir eine richtig heiße Nacht, von der Liam zweifellos etwas mitbekommen haben musste, so laut waren wir. Aber es hatte uns nicht gestört. Ich wollte das alles zurück! Ich wollte mal wieder so richtig entspannt mit Louis einen Film schauen und dann vielleicht noch ein, zwei Runden Sex. War das zu viel verlangt? Jetzt hatte ich´s! Ich würde nicht um Abstand bitten, ich würde einige richtig heiße Dinge mit Louis tun, vielleicht fehlte ihm die Nähe ja genauso, wie mir und er merkte es nur nicht, weil er zu sehr damit beschäftigt war, Zayn und Liam zu einer Beziehung zu verhelfen? Es wäre sicher besser, das auszuprobieren, als auf Abstand zu gehen.

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Als Louis drei Stunden später endlich auftauchte, hatte er Zayn samt Gepäck im Schlepptau. Wollte der jetzt etwa hier einziehen, oder was? Louis hatte ihn ernsthaft mitgebracht, obwohl wir nicht mehr bei Liam wohnten und der Weg deshalb extrem weit war. Das musste heißen, dass Louis plante, dass Zayn länger blieb, als bloß eine Nacht. Gegen eine Nacht hätte ich nichts gehabt, aber ich hatte schon etwas dagegen, wenn Zayn hier einzog! Ich hatte doch gerade einen so tollen Plan, wie ich Louis wieder näher kommen konnte und nun ging es wieder nicht, weil Zayn sich zwischen uns drängte. Wie ironisch: Zuerst versuchte Zayn es mit aller Kraft und schaffte es nicht und nun hörte er auf und Louis ließ es bereitwillig zu. Wann hatte es alles angefangen? Es war doch alles in Ordnung. Mehr als das, es war fast perfekt. Liams Glück, das ich ihm wirklich gönnte, hatte gefehlt und daran scheiterte nun meins. Es war nicht mal Liams Schuld, sondern Zayns. Der hatte sich von Anfang an egoistisch verhalten. "Hey, Harry! Hast du was dagegen, wenn Zayn hier pennt?", fragte Louis extrem gut gelaunt, als wir später allein in der Küche waren, weil Zayn seine Sachen in den Schrank des Gästezimmers packte. "Für wie lange?", fragte ich und wunderte mich selbst über den kalten Ton, den ich anschlug. "Vielleicht etwas länger, aber zwischendurch wird er einige Tage nach Irland fliegen, um Liam abzuholen.", erklärte Louis, dem mein Ton gar nicht aufgefallen zu sein schien. "Toll.", sagte ich ironisch und Louis freute sich. Was war nur los mit ihm? Sonst fiel ihm doch sogar auf, dass ich krank war, bevor ich es selbst wusste. Und nun interessierte es ihn wahrscheinlich einfach nicht mehr. Dann war es auch egal, dann konnte ich auch Schluss machen. Vielleicht wäre es wirklich das Beste. Ich hielt Louis also zurück, bevor er die Küche verlassen konnte. "Louis? Kann ich mit dir reden?", begann ich zögerlich. Spätestens jetzt musste ihm doch auffallen, dass etwas nicht stimmte! "Klar!", erwiderte er fröhlich. Ich konnte es einfach nicht sagen. Er war so glücklich und ich konnte ihm einfach nicht sagen, dass es vorbei war, denn das würde ihn bestimmt traurig machen. Ich konnte einen traurigen Louis nicht ertragen, selbst wenn ich dafür kaputt ging, dass er glücklich war. "Ach, nichts.", murmelte ich und verließ die Küche noch vor ihm. Im Schlafzimmer, das ich mir mit Louis teilte, schrie ich in mein Kissen, da ich dachte, es würde helfen. Tat es nicht. War ja klar.

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Durch die dünnen Wände hörte ich Louis´ und Zayns Gelächter und ab und zu, wenn ich darauf achtete, hörte ich auch Fetzen eines Films, den die beiden scheinbar zusammen ansahen. Mich hatten die beiden nicht mal gefragt. Nicht, dass ich so scharf auf den Film gewesen wäre, aber ich hätte mich dann an Louis kuscheln können und wäre vielleicht für einen kleinen Moment glücklich gewesen. Aber so lag ich heulend in meinem Bett und dachte nur daran, wie sinnlos das ganze doch war. Ich hätte Schluss machen sollen, dann hätte er vielleicht wenigstens darüber nachgedacht, dass etwas falsch sein könnte. Aber so... Ich stand schließlich auf und ging ins Bad. Dort schloss ich die ür hinter mir ab und durchsuchte die Schränke, bis ich fand, was ich suchte: Klingen. Es hieß immer, es würde einem besser gehen, wenn man sich ritzte und ich hatte es immer für Unsinn gehalten, aber da war ich nicht verzweifelt genug, es zu versuchen. Jetzt war ich es. Ganz klar. Ich setzte die Klinge unsicher an meinem Unterarm an und begann, sie über meinen rm zu ziehen. Zuerst passierte gar nichts, also drückte ich doller und schnitt natürlich sofort zu tief hinein. War ja klar, dass ich sogar dafür zu blöd war. Der Schmerz setzte nicht sofort ein, erst einige Sekunden später biss ich mir auf die Lippe, um nicht zu schreien. Daraufhin begann meine Lippe auch noch, zu bluten und langsam entwickelte sich das ganze zu einer Sauerei. Ich kramte in unserem Verbandskasten und verband meinen Arm notdürftig. Dann wischte ich das Blut weg und verließ das Bad. Tatsächlich war für einen Moment der Schmerz im Arm stärker gewesen, als der Schmerz in meinem Herzen und am liebsten wäre ich sofort wieder hingerannt und hätte die Klinge so lange immer wieder durch mein Fleisch gezogen, bis nichts mehr von mir übrig war, was noch irgendwelche Schmerzen empfinden konnte. Plötzlich ging die Tür auf und Louis kam herein. "Ich penn bei Zayn in dem anderen Bett, damit er nicht so allein  ist. Hoffe, das ist okay für dich!", sagte er, fröhlich wie immer und schnappte sich seine Decke und sein Kissen und verschwand damit. Nein! Nein, es war verdammt nochmal nicht okay für mich!

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Just like a pill (Ziam FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt